Anteil der an Hochschulen Studierenden – Weiterführende Informationen

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AutorTitelDatum 2Rechte der AbbildungQuelle 5Rechte 2QuelleRechte 3Quelle 2Rechte 4Einordnung
Urheber: Jonas SchmidTitel: Anteil der an Hochschulen Studierenden.Entstehungsdatum: 31.07.2024Rechte: CC BY-SA 4.0Datengrundlage (Volksrepublik China, Singapur, Deutschland): https://data.worldbank.org/indicator/SE.TER.ENRR?end=2022&locations=CN-DE-SG&skipRedirection=true&start=1970&view=chartRechte: CC BY 4.0Datengrundlage (Taiwan): e107-10 Gross Enrollment Ratio in Tertiary Education - By Genders (30.04.2024) https://english.moe.gov.tw/cp-87-14508-95005-1.htmlRechte: Ministry of Education 2024. The Open Data is made available to the public under the Open Government Data License, User can make use of it when complying to the condition and obligation of its terms. https://data.gov.tw/license.Datengrundlage (Ergänzung Singapur): Combined And Gross Enrolment Ratio For Primary, Secondary & Tertiary Education https://tablebuilder.singstat.gov.sg/table/TS/M850681. Ministry of Education 04.12.2024.Rechte: Singapore Open Data Licence. https://www.singstat.gov.sg/terms-of-use.Einordnung: Die zur Erstellung des Schaubildes verwendeten Daten stammen aus der Online-Datenbank der Weltbank (World Bank). Die Weltbank ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und verfolgt das Ziel, die weltweite Armut durch eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ärmerer Staaten zu reduzieren. Hierzu erhebt und sammelt die Weltbank auch Statistiken, von denen sie einen Großteil im Internet frei verfügbar macht. Ursprünglich wurden diese Daten von der UNESCO erhoben. Die UNESCO, kurz für "United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization" (auf Deutsch: "Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur"), ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, gegründet mit dem Ziel, durch Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation Frieden und Sicherheit zu fördern.

In der Grafik abgebildet ist die Bruttoeinschreibungsquote im tertiären Bildungsbereich (Gross enrolment ratio in tertiary education): In der Volksrepublik China wird dies übersetzt mit gaodeng jiaoyu mao ruxue lü 高等教育毛入学率, in Taiwan (Republik China) mit gaodeng jiaoyu jing zaixue lü 高等教育淨在學率. Diese gibt den Prozentsatz derjenigen, die an Institutionen des tertiären Bildungsbereiches eingeschrieben sind, von der Gesamtzahl der Absolvent*innen eines Sekundarschulabschlusses der letzten fünf Jahrgänge an.

Die UNESCO hat ein Klassifikationssystem für Bildungsabschlüsse entwickelt, das sogenannte ISCED (International Standard Classification of Education). Der tertiäre Bildungsbereich umfasst laut Definition der UNESCO die Stufen 5 bis 8: ISCED 5 - Kurzes tertiäres Bildungsprogramm; ISCED 6 - Bachelor- bzw. gleichwertiges Bildungsprogramm; ISCED 7 - Master- bzw. gleichwertiges Bildungsprogramm; ISCED 8 – Promotion. In den meisten Fällen werden diese Bildungsprogramme an Hochschulen durchgeführt, weshalb hier vereinfacht von der Anzahl der an Hochschulen eingeschriebenen Personen die Rede ist.

Die vom taiwanischen Bildungsministerium erhobenen Daten entsprechen den Definitionen der UNESCO. Die Bruttoeinschreibungsquote im tertiären Bildungsbereich wird hier ebenfalls errechnet als die Gesamtzahl der Studierenden im tertiären Bildungsbereich ÷ Gesamtzahl der 18-22-Jährigen (Abschluss der Sekundarschulen nach Klasse 12 im Alter von 17-18 Jahren) × 100%. Dabei werden Studierende an Fachhochschulen, die an diesen direkt nach Abschluss der Volksmittelschule (Klassen 7-9) studieren, nicht mit einberechnet (siehe das Material Aufbau des Bildungssystems in Taiwan).

In Ländern, in denen das Schuljahr in einem anderen Kalenderjahr endet als es beginnt, bezieht sich die Jahresangabe der UNESCO auf das Ende des Schuljahres – das heißt, 2021 entspricht dem Schuljahr 2020-2021 in Deutschland und der Volksrepublik China. Diese Zählweise wurde für die Daten aus Taiwan (Republik China) übernommen.

Zu den gesellschaftlichen Hintergründen

Volksrepublik China: Seit den 1980er-Jahren ist der Anteil der chinesischen Jugendlichen, die eine Schule des sekundären (Mittelschulen) oder tertiären Bildungsbereichs (Universitäten und Hochschulen) besuchen, enorm angestiegen. Während 1978, im Jahr nach der Wiederaufnahme der während der Kulturrevolution ausgesetzten Gaokao-Prüfungen, weniger als ein Prozent der chinesischen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 22 Jahren an eine Universität ging, taten dies vierzig Jahre später bereits knapp die Hälfte. Während unter der Regierung von Mao Zedong (1949-1976) vor allem der familiäre Klassenhintergrund über den Zugang zu einer Universität entschied, setzte sich seit den 1980er-Jahren das Abschneiden in der Hochschulzugangsprüfung Gaokao als entscheidender Faktor für ein Universitätsstudium durch. Für weitere Informationen zum Bildungssystem in der Volksrepublik China siehe das Material „Das Schulsystem in der Volksrepublik China“.

Taiwan (Republik China): Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten viele Industrieländer ein rasches Wirtschaftswachstum, das zu einer erhöhten Nachfrage nach Fachkräften führte. Auch in Taiwan zeigten sich ähnliche Tendenzen: Besonders in den 1960er Jahren und dann noch einmal in den 1990er Jahren expandierte das taiwanesische Hochschulsystem erheblich. Zwischen 1962 und 2006 stieg beispielsweise die Anzahl der Hochschulen von 33 auf 163 an (Han 2023). Parallel dazu erhöhte sich die Anzahl der Studierenden laut Daten des Bildungsministeriums von circa 44.000 Personen 1962 auf über 936.000 im Jahr 2022 (Han 2023). In einer Analyse der der Veränderungen der Netto-Einschulungsrate im tertiären Bildungsbereich charakterisiert Han Caiyan 韓采燕, Forscherin am Nationalen Institut für Bildungsforschung (Guojia jiaoyu yanjiu yuan 國家教育研究院), die Entwicklung wie folgt:

Zwischen 1976-1987 stieg die Netto-Einschulungsrate von 9,97% auf 14,98% an – in diesem Zeitraum hatten hauptsächlich privilegierte Schichten Zugang zu Hochschulen. Von 1988-2023 erhöhte sich die Rate von 15,95% auf 49,05% – ein Anzeichen dafür, dass nun auch die Mittelklasse vermehrt Zugang zu Hochschulen fand. Zwischen 2004 und 2021 lag die Rate über 50% und stieg weiter an, sodass ein Hochschulstudium nun für fast alle aus der Altersgruppe der 18- bis 21-Jähirgen in Taiwan Standard ist (Han 2023). Dies hängt auch mit dem Ziel der Regierung zusammen, Taiwans Wirtschaft zu transformieren (von arbeitsintensiv hin zu innovativ) – siehe dazu auch die folgenden weiterführenden Informationen im Lernmodul zu Taiwan: https://www.china-schul-akademie.de/m-taiwan-m10-2-wi/.

Singapur: In den Jahren nach der Staatsgründung 1965 stützte Singapurs Wirtschaft sich stark auf den Zwischenhandel und hatte nur eine begrenzte Industrie vorzuweisen. Um die Industrie zu entwickeln, förderte die Regierung die technische und berufliche Bildung. Der Fokus lag aber auf der Ausweitung des primären und sekundären Bildungsbereichs (Goh und Gopinathan 2008, 82-87).

Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg und der Diversifizierung der Industrie wuchs dann in den 1980er-Jahren der Bedarf an höher qualifizierten Fachkräften. Die Regierung wollte außerdem Forschung im Bereich Wissenschaft und Technologie erhöhen und investierte daher in den Ausbau der Hochschulen und förderte die Gründung von technischen Hochschulen und Universitäten (Goh und Gopinathan 2008, 91). Die Zahl der Studierenden stieg entsprechend an – verdreifachte sich von 20.305 im Jahr 1980 auf 62.683 im Jahr 1992 (Goh und Gopinathan 2008, 96). Lag die Brutto-Einschulungsrate im tertiären Bildungsbereich im Jahr 1965 bei 5%, so war sie 1990 auf 23,5% angestiegen. In den 1990er-Jahren stieg die Rate weiter an und lag zur Jahrtausendwende schließlich bei 45,3%.

In den letzten Jahrzehnten hat Singapur seine Position als Bildungszentrum weiter gestärkt. Die Hochschulen wurden internationalisiert, um globale Talente anzuziehen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Programme zur Förderung von Forschung und Innovation wurden eingeführt, um den Übergang zu einer wissensbasierten Wirtschaft zu unterstützen (Goh und Gopinathan 2008, 98-102). 2005 lag die Brutto-Einschulungsrate im tertiären Bildungsbereich erstmals über 50% und überschritt 2010 70%.

(Jonas Schmid, 20.12.2024.)

Verwendete Literatur

Goh, Chor Boon und Saravanan Gopinathan. 2008. Education in Singapore: development since 1965. In: An African Exploration of the East Asian Education, hg. von Birger Frederiksen und Jee Peng Tan, 80–108. Washington: The World Bank. Zitieren
韓采燕. 2023. 高等教育就學與學位取得的性別差異:五十年來臺灣大專校院在學生與畢業生之性別比率變化趨勢 – 人社東華. https://journal.ndhu.edu.tw/%E9%AB%98%E7%AD%89%E6%95%99%E8%82%B2%E5%B0%B1%E5%AD%B8%E8%88%87%E5%AD%B8%E4%BD%8D%E5%8F%96%E5%BE%97%E7%9A%84%E6%80%A7%E5%88%A5%E5%B7%AE%E7%95%B0%EF%BC%9A%E4%BA%94%E5%8D%81%E5%B9%B4%E4%BE%86%E8%87%BA/ (zugegriffen: 20. Dezember 2024). Zitieren