M7: How leaders are made – Weiterführende Informationen

Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wrc-m7

AutorTitelDatumQuelleObjektbeschreibungEinordnung
Autor*in: Studio auf der Straße der Renaissance“ (Fuxinglu Shang Gongzuoshi 复兴路上工作室)Titel: How to Make Leaders (How Leaders are made) - Viral Chinese propaganda video [English] 领导人是怎样炼成的Datum: 2013Quelle: Studio on Fuxing Road 复兴路上工作室, Reg. 2013. „How to Make Leaders (How Leaders are made) - Viral Chinese propaganda video [English] 领导人是怎样炼成的“. https://www.youtube.com/watch?v=M734o_17H_A.Objektbeschreibung: Objektbeschreibung: Propagandavideo zum Werdegang von Staatschefs in der VR China, den USA und Großbritannien.

How to Make Leaders (How Leaders are made) - Viral Chinese propaganda video [English] 领导人是怎样炼成的. 2013

Einordnung: Dieses Video ist das erste einer Reihe von Videos, die mittlerweile vom „Studio auf der Straße der Renaissance“ (Fuxinglu Shang Gongzuoshi 复兴路上工作室) produziert worden sind. Man geht davon aus, dass die Produktion dieser Videos vom International Liaison Department der KPCh an kleinere Studios auslagert wird. Die Behörde ist für Informationsbeschaffung und Beeinflussung von Chinas Außenwahrnehmung zuständig und auf ebender „Straße der Renaissance“ in Beijing ansässig (C. H. Wong 2016) Der Name des Studios spielt außerdem auf den Weg zur „großen nationalen Renaissance“ Chinas an, die Xi Jinping mit seiner Idee des „Chinesischen Traums“ anstrebt.

Das Video wurde in China innerhalb von nur wenigen Tagen Millionen Mal angesehen. Die weite Verbreitung im chinesischen Internet deutet auf eine Rezeption durch gebildete Chines*innen hin.

Ähnlich wie auch im TED-Talk von Eric X. Li (vgl. M1.2) wird in diesem Video mit Halbwahrheiten, verkürzten Darstellungen bzw. visuellen Suggestionen gearbeitet. Solche Techniken können bei der Analyse von Propagandamaterialien immer wieder beobachtet werden. Die folgenden Aussagen im Video sind besonders problematisch:


  • Die Darstellung der Qualifikation eines zukünftigen Präsidenten in den USA beschränkt sich auf den Wahlkampf und lässt die in den meisten Fällen langjährige politische Erfahrung außer Acht. Besonders betont wird zudem die Abhängigkeit von finanziellen Mitteln, die zwar eine große Rolle spielt, jedoch nicht wahlkampfentscheidend sein muss.
  • Auch die Darstellung der Karriere eines zukünftigen Premierministers von Großbritannien ist verkürzt. Zudem wird grafisch mittels gestapelter Stühle die Abhängigkeit von Stimmen der Abgeordneten und damit Instabilität suggeriert.
  • Das System in der VR China hat nicht die im Video dargestellte zeitliche Kontinuität. Viele der Aussagen sind nur für die letzten drei Jahrzehnte gültig. Auch die Aussagen zur Konsistenz der politischen Maßnahmen über Führungsgenerationen hinweg seit 1949, die gegen Ende des Videos angebracht werden, sind nicht haltbar.
  • Die Darstellung der Bedingungen für die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Chinas ist überzogen positiv und betont das Leistungsprinzip (vgl. L3).
  • „Nur einer von 14.000 [nicht 140.000 Kandidaten!] schafft es so weit.“
  • Der Werdegang von Xi Jinping 习近平 (1953- ) lässt unerwähnt, dass Xi als sogenannter „Prinzling“ gelten kann: Xi ist Sohn des chinesischen Politikers Xi Zhongxun 习仲勋 (1913-2002), der als Mitglied des Zentralkomitees (1956-1962) und stellvertretender Ministerpräsident (1959-1962) zur ersten Führungsgeneration der KPCh zählt und auch noch in den frühen 1980er Jahren als stellvertretender Vorsitzender des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses eingesetzt war.
  • Die Provinzen, in denen die sieben Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros (Politburo Standing Committee, Zhongyang Zhengzhiju Changwu Weiyuanhui 中央政治局常务委员会) gedient haben, sind größtenteils Provinzen im wohlhabenderen Osten des Landes.
  • Ob die genannten Anpassungen der Beförderungskriterien für Beamte tatsächlich zu signifikanten Veränderungen führen ist zweifelhaft (vgl. hierzu M4).
  • Gegen Ende des Videos wird versöhnlich für einen Systempluralismus plädiert – ähnliche Einschätzungen finden sich in vergleichbaren Medien, welche die Meritokratie-These unterstützen. Da diese Wendung jedoch erst zum Schluss und entgegen der vorangegangenen konfrontativen Argumentation gebracht wird, ist die Aufrichtigkeit solcher Aussagen anzuzweifeln bzw. als Beschwichtigungsmechanismus zur Vermeidung von offenen Systemrivalitäten zu verstehen.

Viele der Nachteile, die in der hier dargestellten Form von Demokratie beschrieben sind, treffen eher auf angloamerikanische Systeme zu. Ihnen wird in Deutschland oft schon mit meritokratischen Elementen, indirekter Repräsentation, der Einschränkung direkter Demokratie und dem im Mehrparteiensystem unerlässlichen Kompromissstreben Rechnung getragen.


(Odila Schröder, 17.06.2021)

Verwendete Literatur

Wong, Chun Han. 2016. Chinese President Xi Jinping’s Extreme Makeover. Wall Street Journal, 12. Mai, Abschn. World. https://www.wsj.com/articles/xi-jinpings-extreme-makeover-1463069291 (zugegriffen: 27. Januar 2021). Zitieren