M2.2: Zitat: Justi – Weiterführende Informationen

Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wrc-m2-2

AutorTitelDatumQuelleBildrechteObjektbeschreibungEinordnung
Autor: Johann Heinrich Gottlob von JustiTitel: Vergleichungen der Europäischen mit den asiatischen und andern vermeintlich barbarischen RegierungenDatum: 1762Quelle: https://archive.org/details/vergleichungende00justRechte: CC-BY-SAObjektbeschreibung: Originalzitat aus Johann Heinrich Gottlob von Justis Vergleichungen der Europäischen mit den Asiatischen und andern vermeintlich barbarischen Regierungen von 1762.

Einordnung: Johann Heinrich Gottlob von Justi (1720-1771) studierte in Wittenberg, Jena und Leipzig Kameralistik (Buchhaltung und Verwaltung). Er wirkte im Laufe seines Lebens u.a. in Wien, Göttingen, Kopenhagen und Berlin, wo er in verschiedenen Funktionen z.B. als Professor, Polizeidirektor und Leiter der preußischen Bergwerke tätig war. Justi setzte sich ausführlich mit Verwaltungsfragen auseinander. Sein Wissen über das chinesische Beamtenprüfungssystem bezog er aus Jean Baptiste du Haldes (1674-1743) Description de la Chine (Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reiches) von 1735. In seinen Vergleichungen stellt Justi den preußischen Beamten direkt den von jesuitischen Missionaren beschriebenen chinesischen Mandarinen gegenüber und plädiert für die Einführung eines offenen Prüfungssystems nach chinesischem Vorbild. Dabei wendet Justi sich insbesondere gegen den Einfluss des Erbadels im öffentlichen Dienst und die Rekrutierung nach „Gunst“ und „Geburt“, die er als Grundproblem der Verwaltung in Preußen identifiziert (Jacobsen 2015, 432–35). In China hingegen glaubt er ein System zu entdecken, das allseits gebildete und dem Wohle und der „Glückseligkeit“ des Volkes dienende Beamte rekrutiert und befördert. Implizit in Justis Ausführungen ist auch die Idee einer Kammer, bestehend aus gebildeten Persönlichkeiten, die mit gleichwertiger Stimme Empfehlungen an den Monarchen aussprechen können.

Der oben zitierte Artikel des Associate Professors für Transnationale Geschichte an der Universität Roskilde in Dänemark, Stefan Jacobsen, gibt auch Aufschluss über Justis Einfluss auf Friedrich den Großen (II) (1712-1786) (Jacobsen 2015, 435–37): Friedrich stand mit Voltaire in Briefkontakt und lernte direkt von Christian Wolff, der als Professor an der Universität Halle zunächst aufgrund seiner Aussagen zum chinesischen Konfuzianismus als „Atheist“ verbannt wurde und nach Marburg floh, bevor Friedrich der Große ihn zurück nach Halle holte. Ebenso nahm Friedrich die Schriften Justis wahr. Er unterstützte die Idee einer nach meritokratischem Prinzip erwählten Beamtenschaft, die dem Wohlergehen der Bevölkerung dienen sollte. Friedrich führte unter diesem Einfluss die von seinem Vater angestoßenen Verwaltungsreformen weiter: So wurde 1770 eine Ober-Examinationskommission eingerichtet, die theoretisch allen Preußen mit entsprechenden Fähigkeiten ermöglichte, Staatsdiener zu werden. Diese Reformen stellten einen wichtigen Schritt in der Entwicklung einer modernen Verwaltung dar.

(Odila Schröder, 04.05.2021)

Verwendete Literatur

Jacobsen, Stefan Gaarsmand. 2013. Limits to Despotism: Idealizations of Chinese Governance and Legitimizations of Absolutist Europe. Journal of Early Modern History 17, Nr. 4 (1. Januar): 347–389. http://doi.org/10.1163/15700658-12342370, https://brill.com/view/journals/jemh/17/4/article-p347_2.xml (zugegriffen: 9. März 2021). Zitieren
Jacobsen, Stefan Gaarsmand. 2015. Prussian Emulations of a Chinese Meritocratic Ideal? Early Modern Europe Debating How China Selected Civil Servants. Journal for Eighteenth-Century Studies 38, Nr. 3: 425–441. doi:https://doi.org/10.1111/1754-0208.12222, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/1754-0208.12222 (zugegriffen: 9. März 2021). Zitieren
Meadows, Thomas Taylor. 1847. Desultory notes on the government and people of China and on the Chinese language; illustrated with a sketch of the province of Kwang-Tûng, shewing its division into departments and districts. London : W.H. Allen. http://archive.org/details/desultorynoteso00mead (zugegriffen: 1. Februar 2021). Zitieren