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Autor | Titel | Objektbeschreibung | Datum | Einordnung |
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Urheber*in: ZDF Auslandsjournal | Titel: Arbeitslosigkeit in China: So hart müssen junge Chinesen für einen Job kämpfen | Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=HVLKaCVJUwI | Entstehungsdatum: 2023 | Einordnung: Die im Video dargestellten Entwicklungen des chinesischen Arbeitsmarktes werden unter anderem in einer Studie der Asian Development Bank (Feng 2022) und in einem Beitrag des Asienhauses ausführlich thematisiert (Asienhaus 2023). In der Volksrepublik (VR) China steigt seit Jahren die Zahl der Hochschulabsolvent*innen. Nach Prüfungsverschiebungen in der Corona-Pandemie drängen mit aktuell etwa 11-12 Millionen von ihnen besonders viele gleichzeitig auf den Arbeitsmarkt. Die Konkurrenz ist daher wie in dem im Video gezeigten Beispiel der Flugbegleiter*innen-Castings sehr groß. Generell gibt es aber auch zu viele Hochschulabsolvent*innen, die nicht zu den Jobausschreibungen in chinesischen Fabriken passen. Dadurch entstehe gleichzeitig Überqualifizierung und Unterbeschäftigung, eine Situation, die der in Halle zur chinesischen Gen Z forschende Professor Biao Xiang als zu viele gut Ausgebildete für zu wenig gut angesehene Karrieren zusammenfasst (Tagesschau 2022). Insgesamt sei jeder fünfte unter 25 ohne Job in der VR China. Tatsächlich passte die chinesische Regierung zuletzt ihre statistische Berechnungsmethode an und weist Studierende nicht länger explizit aus, wodurch die offizielle Arbeitslosigkeit auf 14,9% sank (das Problem aber eigentlich weiterhin genauso groß bleibt; Goldin 2024). Ob die jungen Absolvent*innen tatsächlich wie von Staatspräsident Xi Jinping (习近平) gefordert „Bitterkeit essen“ (chiku 吃苦) wollen, und dabei in weniger angesagte Städten und Jobs ihren Lebensunterhalt verdienen, bleibt abzuwarten. Auch die in der chinesischen Arbeitskultur verbreitete 9-9-6 Regel (von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, sechs Tage die Woche), welche sich zunehmend vom Tech-Sektor auf viele weitere Bereiche des Wirtschaftslebens ausgebreitet hat, wird zunehmend abgelehnt (Bao 2022). Deutlich werden im Video jedenfalls einige Bewältigungsstrategien mit ihrer Situation, die junge Menschen verfolgen. Zwar ist keineswegs neu, dass vor wichtigen Prüfungen göttlicher Beistand in den buddhistischen Tempeln gesucht wird, doch scheinen die Besucherzahlen junger Menschen aktueller höher denn je auszufallen. Die künstlerische Verarbeitung im Popsong Sunny Side Kong Yiji (Yangguang kailang Kong Yiji阳光开朗孔乙己) im Video ist eine andere Form der Auseinandersetzung mit der eigenen empfundenen Prekarität. Der namensgebende Kong Yiji geht eigentlich auf eine Figur des Schriftstellers Lu Xun (鲁迅, 1881-1936) zurück, der als armer Gelehrter den Hunger der körperlichen Arbeit vorzieht. Die schnelle Verbreitung mit 4 Millionen Klicks an einem Tag und die schnelle Zensur der chinesischen Regierung zeigt, wie heikel das Problem der Jugendarbeitslosigkeit ist. Inhaltliche Anmerkung der China-Schul-Akademie: Anders als im Video geäußert hat man unserer Erfahrung nach auch früher schon in Tempeln und Kirchen immer viele Menschen erlebt, die gebetet haben – gerade vor Prüfungen. Es kann sein, dass sich die Zahlen in den letzten Jahren besonders unter jungen Leuten nochmal erhöht haben, aber es wurden in den frühen 2000er Jahren noch gar keine systematischen Zahlen erhoben, wer in welchem Alter in Tempel geht. Der Vergleich im Video wäre also höchstens mit den unmittelbaren Vorjahren möglich. Wir haben uns dennoch entschieden das Video zu verwenden, da es einen guten Einblick in ein wichtiges aktuelles Problem in der VR China gibt. Sascha Zhivkov, 08.08.2024 Verwendete Literatur Asienhaus. 2023. Vom Hamsterrad in die Arbeitslosigkeit. 26. Juli. https://www.asienhaus.de/aktuelles/vom-hamsterrad-in-die-arbeitslosigkeit (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Bao, Xin. 2022. The Striving Trap: Chinese 996 Work Culture, Online and Offline Perspectives. M.A. https://www.proquest.com/docview/2675665913/abstract/F519FDF806AF4317PQ/1?sourcetype=Dissertations%20&%20Theses (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Feng, Shuaizhang, Jingliang Lu, Akiko Terada-Hagiwara und Wen Qi. 2023. A Closer Look at Causes of Youth Unemployment in the People’s Republic of China. ADB Briefs. Manila, Philippines: Asian Development Bank. https://www.adb.org/publications/causes-youth-unemployment-peoples-republic-china (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Goldin, Nicole. 2024. Youth unemployment in China: New metric, same mess. Atlantic Council. 16. Februar. https://www.atlanticcouncil.org/blogs/econographics/youth-unemployment-in-china-new-metric-same-mess/ (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Tagesschau. Chinas Jugendarbeitslosigkeit: Ein unaufhörlicher Wettbewerb. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-jugend-arbeitslosigkeit-101.html (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
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