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Autor | Titel | Objektbeschreibung | Datum | Einordnung |
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Urheber*in: flutertv (Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung) | Titel: So hart ist das Leben als Wanderarbeiter in Peking | Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=PRUVfX6mbdA | Entstehungsdatum und -ort: 2023 | Einordnung: Wenn man in der VR China von „Migration“ spricht, ist in der Regel Binnenmigration von ländlichen Gebieten in die Städte gemeint. Seit 1978 sind viele hundert Millionen Chines*innen vom Land in die Städte gezogen, weil sie sich dort bessere Verdienstmöglichkeiten und Lebenschancen für ihre Familien versprachen. Charakteristische Branchen der Arbeitsmigrant*innen waren und sind der Bau, das Kleingewerbe oder Service-Dienstleistungen. Die meiste Arbeitsmigration findet lokal und innerhalb der Provinzen statt; in Megacities wie Peking und Shanghai zu kommen ist deutlich schwieriger. Kontrollieren soll die Migration das Wohnortregistrierungssystem (hukou zhidu 户口制度), welches die Bevölkerung bereits bei Geburt in eine städtische und ländliche Kategorie einteilt (für eine Einführung siehe Cheng/Selden 1994, Liu 2005, Chan 2019). Ursprünglich verhinderte dieses System Migration in China, um die Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten; aber seit den Wirtschaftsreformen und der technischen Modernisierung bedurfte es weniger ländlicher Arbeitskraft und stattdessen entwickelte sich ein hoher Bedarf an Arbeit in den Städten. Die Chines*innen zogen nun zwar in die besagten Städte, doch blieb das hukou-System im Kern bestehen. Seine Zuteilung zu städtischer oder ländlicher Bevölkerung regelt auch den Zugang zu Bildung, staatlichen Dienstleistungen und den Anspruch auf die Sozialsysteme, welche für die Stadtbevölkerung in der Regel besser/höher ausfallen. Im Video (02:10-02:40) wird dies zum Beispiel deutlich, wenn Akai von der nicht möglichen Anmeldung eines Auto-Kennzeichens in Beijing berichtet, weil er keinen Beijing-hukou besitzt. In vielen anderen Fällen gibt es keinen gleichwertigen Zugang zu Bildungseinrichtungen für Kinder von Arbeitsmigrant*innen in den Städten (Ming 2013) oder keine systematischen Systeme sozialer Sicherheit (Wang 2011). Während innerchinesische Arbeitsmigration in deutschen Schulbüchern generell durchaus thematisiert wird, legt das Material einen zusätzlichen Schwerpunkt auf aktuelle Entwicklungen seit der Corona-Pandemie. Während der strengen Lockdowns in der VR China konnten viele Arbeitsmigrant*innen entweder nicht mehr nach Hause zurückkehren oder nicht mehr in die Städte ziehen, um Geld zu verdienen. Dies hat viele in eine prekäre Situation gebracht. Auch im Video (ab 00:43 und 01:13-01:40) werden diese Schwierigkeiten angedeutet. Weiterhin gehen städtische Behörden heute beispielsweise strenger gegen die lange üblichen, aber nicht legalen Tagelöhnermärkte vor. Es finden sich Berichte, dass gerade ältere Arbeitsmigrant*innen auf solchen Wegen kaum noch wie früher Arbeit finden – was angesichts dessen, dass 29% der Arbeitsmigrant*innen über 50 Jahre alt sind, eine beträchtliche Gruppe von Menschen betrifft (Think China 2024). Insofern stellen sich für verschiedene Alterskohorten der Arbeitsmigrant*innen in der VR China unterschiedliche Herausforderungen. Generell bleibt die Zahl der Arbeitsmigrant*innen in China jedoch mit ca. 300 Millionen ungebrochen hoch (China Labour Bulletin 2023). Sascha Zhivkov, 08.08.2024 Verwendete Literatur Chan, Kam Wing. 2019. China’s hukou system at 60: continuity and reform. In: Handbook on Urban Development in China, 59–79. Edward Elgar Publishing, 25. Januar. https://www.elgaronline.com/edcollchap/edcoll/9781786431622/9781786431622.00011.xml (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
Cheng, Tiejun und Mark Selden. 1994. The Origins and Social Consequences of China’s. The China Quarterly 139 (September): 644–668. http://doi.org/10.1017/S0305741000043083, https://www.cambridge.org/core/journals/china-quarterly/article/abs/origins-and-social-consequences-of-chinas-hukou-system/8E996524ABFE1AD5193C3354C5C867B3 (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
China Labour Bulletin. 2023. Migrant workers and their children | China Labour Bulletin. 9. Juni. https://clb.org.hk/en/content/migrant-workers-and-their-children (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Liu, Zhiqiang. 2005. Institution and inequality: the hukou system in China. Journal of Comparative Economics 33, Nr. 1 (1. März): 133–157. http://doi.org/10.1016/j.jce.2004.11.001, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147596704000952 (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
Think China. China’s „first generation of migrant workers“ fail to achieve generational leap. ThinkChina - Big reads, Opinion & Columns on China. https://www.thinkchina.sg/society/chinas-first-generation-migrant-workers-fail-achieve-generational-leap (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
Wang, Zhikai. 2011. Social security for China’s migrant workers. International Labour Review 150, Nr. 1–2: 177–187. http://doi.org/10.1111/j.1564-913X.2011.00111.x, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1564-913X.2011.00111.x (zugegriffen: 8. August 2024). Zitieren
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