Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wirtschaft-m5-5
Autor | Titel | Datum | Objektbeschreibung | Rechte | Einordnung |
---|---|---|---|---|---|
Urheber*in: Eugen Diederichs Verlag GmbH & Co. KG, Köln , Zusammenstellung und Aufgaben: Sascha Zhivkov | Titel: Vom Land in die Stadt. In: Martin, Helmut, und Xinxin Zhang. Pekingmenschen. 2. Aufl. München: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 1989. | Entstehungsdatum und -ort: 1986 | Übersetzer: Udo Hoffmann | Rechte: Rechteinhaber konnte nach Anfrage beim Verlag nicht ausfindig gemacht werden, der Autor ist verstorben. Bei Fragen und Bemerkungen kontaktieren Sie uns. | Einordnung: Vor Beginn der Reformperiode waren städtische und ländliche Bevölkerung in der Volksrepublik China strikt getrennt. Etwa 80% lebten auf dem Land als Bauern und versorgten die städtische Bevölkerung mit Nahrung, für die sie staatliche Abgabequoten zu erfüllen hatten. Zhang Bojian beschreibt dieses Leben ausführlich (Abschnitt 1). Erst als die Reformen des sogenannten Haushaltsverantwortungssystems zunächst auf dem Land begannen, gab es neue Anreize mehr auf den Feldern zu produzieren als die staatlichen Quoten es verlangten (also in Eigenverantwortung der Haushalte). Überschüsse durften gewinnbringend mit freier Preissetzung verkauft werden. Schnell zeigte sich: Nahrungsmittelsicherheit könnte langfristig mit nur einem kleinen Teil der chinesischen Bauern sichergestellt werden. Viele ergriffen deshalb wie Herr Zhang die Gelegenheit beim Schopfe und machten sich auf in die Städte, um in neuen Berufen noch mehr Geld verdienen zu können. Seine Wahl des Schneiderberufs steht exemplarisch für die Lebensbiographien vieler seiner Zeitgenossen, die man als Kleingewerbe bezeichnen konnte. Andere gingen zum Beispiel auf den Bau (Abschnitt 2). Zhang behielt seinen offiziellen Status als Bauer, der ihm seit Geburt im Wohnortregierungssystem hukou (户口) zugewiesen war (Gransow 2023, Cheng/Selden 1994, Liu 2005, Chan 2019). Abgesehen davon, dass er in den großen Städten keine offizielle Registrierung erhalten hätte, behielt Zhang so auch sein Anrecht auf das Stück Land. Aus diesem Grund musste Zhang zu einigen Tricks greifen, um doch das Schneiderhandwerk erlernen zu können, wie ein Städter (Abschnitt 3). Jedoch werden auch seine Konflikte mit den lokalen Behörden erwähnt, die teils illegale Abgaben von ihm verlangten. Zudem wird deutlich: Die lokalen Kader waren häufig noch verhaftet im alten sozialistischen Denken (Abschnitt 4). Im Laufe der Zeit gab es immer mehr Personen wie Zhang in den Städten. Der Zentralstaat regulierte neu und legalisierte die bisher meist in einer Grauzone tätigen Kleingewerbe. Dies brachte Sicherheit, aber auch neue Steuer- und Abgabepflichten, welche die Gewinne verringerten. Auch die Konkurrenz nahm zu (Abschnitt 5). Insgesamt ist Zhang froh, dass die Zentralregierung die aus seiner Sicht richtigen Weichenstellungen für Lebensentwürfe wie den seinen gestellt hat. Er merkt an, dass beste Leistung ohne die richtigen politischen Rahmenbedingungen nichts wert sei; gleichzeitig aber auch die richtige Politik alleine nicht dazu führt, dass jedem*r der Wohlstand einfach so zufällt. Aus dem gesamten Interview wird seine Leistungsbereitschaft, aber auch seine hohe Anpassungsfähigkeit deutlich. Dies konnte so in dieser Zeit in Festlandchina vielfach beobachtet werden (Abschnitt 6). Sascha Zhivkov. 16.07.2024 Verwendete Literatur Chan, Kam Wing. 2019. China’s hukou system at 60: continuity and reform. In: Handbook on Urban Development in China, 59–79. Edward Elgar Publishing, 25. Januar. https://www.elgaronline.com/edcollchap/edcoll/9781786431622/9781786431622.00011.xml (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
Cheng, Tiejun und Mark Selden. 1994. The Origins and Social Consequences of China’s. The China Quarterly 139 (September): 644–668. http://doi.org/10.1017/S0305741000043083, https://www.cambridge.org/core/journals/china-quarterly/article/abs/origins-and-social-consequences-of-chinas-hukou-system/8E996524ABFE1AD5193C3354C5C867B3 (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
Gransow, Bettina. 2023. Bevölkerungswanderung/Binnenmigration. In: China: Geographien einer Weltmacht, hg. von Sina Hardaker und Peter Dannenberg, 127–134. Berlin, Heidelberg: Springer. doi:10.1007/978-3-662-66560-2_14, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66560-2_14 (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
Liu, Zhiqiang. 2005. Institution and inequality: the hukou system in China. Journal of Comparative Economics 33, Nr. 1 (1. März): 133–157. http://doi.org/10.1016/j.jce.2004.11.001, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147596704000952 (zugegriffen: 16. Juli 2024). Zitieren
|