Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wirtschaft-m5-3
Quelle | Quelle 2 | Quelle 3 | Grafik | Urheber | Einordnung |
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Quelle: Weltbank. „Lifting 800 Million People Out of Poverty – New Report Looks at Lessons from China’s Experience“. World Bank, 1. April 2022. https://www.worldbank.org/en/news/press-release/2022/04/01/lifting-800-million-people-out-of-poverty-new-report-looks-at-lessons-from-china-s-experience. | Quelle: Welthungerhilfe. „China hat die Armut ausgerottet. Wirklich?“, April 2021. https://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung/rubriken/entwicklungspolitik-agenda-2030/china-erklaert-das-ende-der-armut. | Quelle: Schrag, Jacque. „How Well-off Is China’s Middle Class?“ China Power Project (blog), 26. April 2021. https://chinapower.csis.org/china-middle-class/. | Grafik und Übersetzung: Sascha Zhivkov. 2024. Armut in der VR China. | Urheber Grafik und Übersetzung: Sascha Zhivkov | Einordnung: Armut ist ein Begriff, der sehr unterschiedlich definiert und im politischen Wettbewerb für spezifische Interessen vereinnahmt wird. Dieses Material verdeutlicht dies an zwei Zitaten am Beispiel der VR China. Als arm gilt grundsätzlich, wer seine menschlichen Grundbedürfnisse nicht befriedigen kann. Nahrung, Bildung, Gesundheitsversorgung, Mitsprache, Sicherheit und vieles mehr gehören zur würdevollen menschlichen Existenz. Die Messbarkeit dieser Indikatoren ist nicht immer leicht. Häufig wird Armut weiter abgestuft, in absoluten und relativen Dimensionen. Den Zustand absoluter Armut definiert die Weltbank in monetären Dimensionen und legt ihn bei 2,15 USD verfügbaren Einkommen pro Tag fest, worunter im Jahr 2022 noch immer 750 Millionen Menschen weltweit fielen. Unter den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG), welchen sich die Vereinten Nationen bis 2030 verschrieben haben, ist das Ende dieser existenziellen Armut ein zentrales Ziel. Zusätzlich zur absoluten gibt es allerdings auch noch die relative Armut, welche Disparitäten innerhalb von Gesellschaften misst (BMZ 2024). Die rapide wirtschaftliche Entwicklung in China hat - auch angesichts des großen Bevölkerungsanteils der Gesamtweltbevölkerung - viel zur Armutsbekämpfung in der Welt beigetragen. 800 Millionen Menschen sind aus der absoluten Armut geholt worden. Die Crux hierbei – und dies stellt auf die politische Vereinnahmung des Armutsbegriffs ab: Die VR China ist längst kein Entwicklungsland mehr, wo die oben genannten Armutsgrenzen gelten würden. Betrachtet man die Armutsschwelle für ein Land mittlerer hoher Einkommen, liegt die Armutsgrenze bei 5,50 USD verfügbaren Einkommen pro Tag (und nicht die o.g. 2,15 USD/Tag). Bei dieser Schwelle fallen in der VR China im Jahr 2020 noch immer 13,2% unter diese Armutsgrenze (Schrag 2021). Hierauf verweist der zweite zitierte Artikel der Welthungerhilfe und stellt das Besiegen der Armut in China in Frage. Er führt weiterhin aus, dass China nur Durchschnittseinkommen für seine Verwaltungseinheiten verwendet, was einzelne arme Dörfer und Gemeinden in der Statistik verschwinden lässt. Auch ist fraglich, ob die staatlichen chinesischen Unterstützungsprogramme nachhaltig waren und weiter aufrecht erhalten werden. Zuletzt gibt es über den finanziellen Umfang der Armutsprogramme verschiedene Aussagen, die von 280 Milliarden Euro bis 700 Milliarden Euro reichen. Der chinesische Premier Le Keqiang sagte selbst 2020, dass ungefähr 600 Millionen chinesische Bürger:innen (oder 40% der Bevölkerung), von rund 140 Dollar pro Monat leben müssten. Das ist auch für das Leben in städtischen Gebieten zu wenig. Die chinesische Regierung verkündete ihrerseits jedenfalls offiziell das Besiegen der Armut in China im Jahr 2020 und nannte dies einen großen Erfolg (Zentralregierung 2021). Ausdrücklich ist in diesem Material jedoch kein Artikel der chinesischen Regierungspresse als erster Artikel verlinkt, sondern einer der Weltbank. Die erfolgreiche Armutsbekämpfung ist also keineswegs nur reines Propaganda-Narrativ der Kommunistischen Partei. Hieran sieht man gut, dass auch renommierte internationale Organisationen in einem Spannungsfeld stehen. Sie sehen die Programme zur Armutsbekämpfung in der VR China klar auch als den Erfolg ihrer Entwicklungsprogramme an. Dieses Material hat aber gezeigt, dass solche Aussagen unbedingt weiter kontextualisiert werden müssen, um diese unbestreitbaren Erfolge richtig einzuordnen. Sascha Zhivkov, 29.07.2024 Verwendete Literatur Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. 2024. Armut. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. https://www.bmz.de/de/service/lexikon/armut-14038 (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
Schrag, Jacque. 2021. How well-off is China’s middle class? ChinaPower Project. 30. September. https://chinapower.csis.org/china-middle-class/ (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
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