Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wirtschaft-m5-2
Quelle | Quelle 2 | Quelle 3 | Quelle 4 | Einordnung |
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Quelle: Nationales Statistikbüro. Rural Household Survey, Urban Household Survey. | Quelle: Statista. Inequality of income distribution based on the Gini coefficient in China from 2012 to 2022. https://www.statista.com/statistics/250400/inequality-of-income-distribution-in-china-based-on-the-gini-index/. 2023. | Quelle: Weltbank. GDP per capita (current US$) – China. 2024. | Quelle: Zhang, Junsen. "A Survey on Income Inequality in China." Journal of Economic Literature, 59 (4): 1191-1239. 2021. Copyright American Economic Association; reproduced with permission of the Journal of Economic Literature. | Einordnung: Der Gini-Koeffizient misst Ungleichheit in Gesellschaften und wurde von Corrado Gini, einem italienischen Statistiker, erfunden. Die Einkommen der Haushalte und Personen werden kumuliert, der Koeffizient dann für die Nationalstaaten ermittelt und regelmäßig international verglichen. Die Skala reicht von 0 bis 1, wobei 0 absolute Gleichheit und 1 absolute Ungleichheit bedeuten würde. Hierbei ist die Höhe der Einkommen als Bezugsgröße relevant. Die VR China ist ein sehr geeignetes Beispiel für den Unterricht, um sowohl Einkommenshöhen als auch Einkommensungleichheit und die damit verbundenen Gerechtigkeitsfragen zu diskutieren. Die untere Grafik des Materials legt städtisch-ländliche Einkommenshöhen (x-fach, linke Achse) und den Gini-Koeffizient (zwischen 0 und 1, rechte Achse) in China übereinander und stellt dabei einen engen Zusammenhang fest (Zhang 2021). Es zeigt sich, dass China zu Beginn von Reform und Öffnung ein egalitäres Land war mit einem Gini-Koeffizienten von bis zu 0,3 (davor sogar teils 0,2). Monetär betrachtet war diese Gleichheit jedoch auf einem sehr niedrigen Einkommensniveau von im Durchschnitt jährlich nur 194,80 USD im Jahr 1980 (Ravallion/Chen 2007). Über das reine Haushaltseinkommen hinausgehend waren städtische Arbeiter*innen allerdings privilegiert, weil sie mit der sogenannten „eisernen Reisschüssel“ (tiefanwan 铁饭碗) lebenslange Stabilität ihrer Beschäftigung bis in die Rente genossen und zudem vom Land mit Nahrung sicher versorgt wurden. Diese in Entgelt nicht fassbaren Aspekt von Ungleichheit kann der Gini-Koeffizient statistisch nicht darstellen. Die weit überwiegende Zahl der Menschen, über 80%, lebte seinerzeit in absoluter Armut auf dem Land. Die zu freien Preisen verkäuflichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse jenseits staatlich festgesetzter Abgabequoten in den frühen 1980er Jahren trugen dazu bei, das Einkommen der ländlichen Haushalte zu erhöhen. Die Einkommensunterschiede zu den Stadtbewohnern konnten kurzzeitig verringert werden. Wie die Grafik zeigt, war diese Entwicklung jedoch nur von kurzer Dauer. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land begannen sich bald wieder zu vergrößern, als Mitte der 1980er Jahre Reformen im Bereich der städtischen verarbeitenden Industrie durchgeführt wurden. Mit Ausweitung der Reformen, einschließlich der Zulassung und Förderung eines Privatsektors, begann die Konzentration von Kapital, Technologien und Wissen in den urbanen Gebieten, welche in der Folge wesentlich stärker an Einkommensniveau zulegten. Es gab durchaus auch in den Städten Verlierergruppen, denn etwa 20 Millionen der ehemals bevorteilten städtischen Arbeiter*innen wurden entlassen, weil ihre unrentablen Staatsbetriebe nicht mit der neuen privaten und ausländischen Konkurrenz mithalten konnten. Die Sicherheit der eisernen Reisschüssel mit lebenslangen Verweilen in den „Arbeitseinheiten“ (danwei 单位) zerbrach. Bis 2009 stieg das Einkommensgefälle zwischen Stadt und Land weiter an und erreichte 2009 schließlich seinen Höhepunkt, als das Pro-Kopf-Einkommen in städtischen Gebieten dreimal so hoch war wie in ländlichen Regionen. Zhang (2021) argumentiert, andere Untersuchungen zeigten, dass das Einkommensgefälle zwischen Stadt und Land drei Viertel der gesamten Ungleichheit in China erklären kann. Das Wohnortregistrierungssystem (hukou zhidu 户口制度), welches die meisten Migrant*innen daran hindert, dauerhaft in die Städte zu ziehen, spiele eine entscheidende Rolle bei der Vergrößerung der Einkommensdisparitäten zwischen Stadt und Land insgesamt. Die Entwicklung der Einkommen pro Kopf sind bis 2021 im Vergleich zu 1980 (s.o.) um fast 6400% auf 12.617,50 USD (2021) gestiegen. Das Einkommen in den Städten ist Anfang der 2020er-Jahre immer noch 2,5-fach so hoch wie auf dem Land (UNDP 2022: 4). Zwar gab es auch bedeutende Inflationswellen zum Beispiel nach der Freigabe der Preise in den späten 1980er-Jahren, doch entwickelten sich die Einkommen im Schnitt insgesamt deutlich schneller. Dies zeigen die prozentualen Zuwächse in diesen beiden Statistiken nebeneinander gestellt: https://www.macrotrends.net/global-metrics/countries/CHN/china/inflation-rate-cpi https://www.macrotrends.net/global-metrics/countries/CHN/china/gdp-per-capita Mazzocco, Ilaria. 2022. How Inequality Is Undermining China’s Prosperity. Center for Strategic and International Studies. https://www.csis.org/analysis/how-inequality-undermining-chinas-prosperity (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
Ravallion, Martin und Shaohua Chen. 2007. China’s (uneven) progress against poverty. Journal of Development Economics 82, Nr. 1 (1. Januar): 1–42. http://doi.org/10.1016/j.jdeveco.2005.07.003, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304387805001185 (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
Statische Ämter. 2024. Gini-Koeffizient zur Einkommensverteilung | Statistikportal.de. Statistische Ämter des Bundes und der Länder | Gemeinsames Statistikportal. https://www.statistikportal.de/de/nachhaltigkeit/ergebnisse/ziel-10-weniger-ungleichheiten/gini-koeffizient-zur-einkommensverteilung (zugegriffen: 15. Juli 2024). Zitieren
Statisches Bundesamt. 2022. Basistabelle Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner, jeweilige Preise. Statistisches Bundesamt. https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_BIPproKopf.html (zugegriffen: 15. Juli 2024). Zitieren
United Nations. 2022. China in Numbers (2022). Issues Brief. https://www.undp.org/china/publications/china-numbers-2022 (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
Zhang, Junsen. 2021. A Survey on Income Inequality in China. Journal of Economic Literature 59, Nr. 4 (Dezember): 1191–1239. http://doi.org/10.1257/jel.20201495, https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/jel.20201495 (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
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