Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-wirtschaft-m3-2
Autor | Titel | Datum | Objektbeschreibung | Einordnung |
---|---|---|---|---|
Urheber*in: Huang, Hao, und Yehua Dennis Wei. Journal: Applied Geography | Titel: Spatial inequality of foreign direct investment in China: Institutional change, agglomeration economies, and market access. Fig. 1 FDI In China’s Major Cities 1990. Fig. 2 FDI In China’s Major Cities 2000. Fig. 3 FDI in China’s Major Cities 2010 | Entstehungsdatum und -ort: 2016 | Rechte: Lizensiert am 15.11.2024 (RightsLink) | Einordnung: Ausländische Direktinvestitionen (engl.: Foreign Direct Investment, FDI) waren ein wichtiger Teil des rapiden chinesischen Wirtschaftswachstums der 1990er- und 2000er-Jahre. Wie in M3.1 ersichtlich, machte FDI zwischenzeitlich bis zu 6% des chinesischen BIP anteilig aus. Das ist auch international im Vergleich eine hohe Zahl. Die Grafiken aus dem wissenschaftlichen Artikel von Huang und Wei sind insofern aussagekräftig, als dass sie FDI aus diversen Quellen aggregieren, um langfristige Trends festzustellen. Gab es in der VR China zunächst nur 4 Sonderwirtschaftszonen, welche ab 1980 ausländisches Investment zuließen, wurden im Laufe der Jahrzehnte diverse Typen von Zonen errichtet, zum Beispiel Exportverarbeitungszonen, offene Küstenstädte, „Hochtechnologie-Entwicklungszonen“ (High-Tech Development Zones) und seit 2013 die „Pilotfreihandelszonen“ (PFTZ) (Zeng 2010, Fuller 2016, Schubert/Zhivkov 2022). Auch wenn diese für unterschiedliche Schwerpunkte und Öffnungsgrade stehen, die an dieser Stelle zu weit führen würden, haben sie eine wichtige Gemeinsamkeit: Ausländische Investitionen sollen angezogen werden in einem separaten, vom übrigen Land abgetrennten Rechtsgebiet. Dies geschieht auch mithilfe von Subventionen, und die Zonen unterliegen spezieller Regulierung mit eigenen politischen Zuständigkeiten. Die chinesische Seite verspricht sich Wirtschaftsentwicklung, Technologietransfer und Agglomerationseffekte für die umliegenden Gebiete. Huang und Wei kommen in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass in der frühen Investitionswelle eine regionale Ungleichheit des FDI zugunsten der Küstengebiete bestand, weil die Zonen ausschließlich dort lokalisiert waren. Dies trieb das Wirtschaftswachstum in diesen Gebieten und dem Umland stark an. Mit der Gründung von etwa 2000 Zonen diverser Typen im ganzen Land kam es auch in inländischen Regionen zu mehr solcher Gebiete und eingehender FDI-Ströme. Hierzu trug zum Beispiel die Go West-Strategie der chinesischen Regierung ab 2000 teilweise erfolgreich bei. Trotzdem fließt bis heute (2024) anteilig deutlich mehr FDI in die weiter entwickelten Küstenprovinzen. Bei so viel Zonenpolitik, welche im Untersuchungszeitraum der Grafiken fast alle lokalen Kader in China betrieben, um die wirtschaftliche Entwicklung anzutreiben, wurden viele Special Economic Zones „not so special“ (Reuters 2023), weil alle letztlich nur ähnliche Investitionsregime anboten. Auch beginnt sich bis 2010 das Exportwachstumsmodell zu wandeln – einige ausländische Firmen verlagerten die Produktion in nun günstigere Länder, viele andere wollten zwar weiter in der VR China präsent sein, aber schauen auf das Land eher als Absatzmarkt. Zonenpolitik funktioniert dann nur noch bedingt, auch wenn China es mit den oben genannten Pilotfreihandelszonen, die ein fortschrittliches Investitionsregime auf hohem internationalen Standard versprechen, mit mäßigem Erfolg versucht (Schubert/Zhivkov 2022). Es mussten zudem viele ineffizient verwaltete Gebiete geschlossen werden, weil ein regelrechtes ‚Zonenfieber‘ (Fuller 2016: 43-64) ausgebrochen war. Eine solch heterogene Zonen-Performance war übrigens schon bei den allerersten vier SWZ in Shenzhen 深圳, Xiamen 厦门, Zhuhai 珠海 und Shantou 汕头 zu sehen. Hier wurde Shenzhen mit großem Abstand vor Xiamen die erfolgreichste Zone, während es zum Beispiel in Shantou Korruptionsskandale gab. Trotzdem fällt die Zonenpolitikbilanz in der Literatur insgesamt positiv aus. So haben chinesische SWZ „in den letzten Jahren“ (Zeng 2010: 4) zu 21,7% zum BIP beigetragen, einen Anteil von 60% an den Exporten des Landes und 46% der FDI nach China angezogen. Zudem wurden mehr als 30 Millionen Jobs geschaffen (ebd.). Man sollte die von ihnen erzeugten Disparitäten und ihre offensichtlichen Grenzen jedoch genauso betrachten. Sascha Zhivkov, 06.08.2024 Verwendete Literatur Fuller, Douglas B. 2016. Paper Tigers, Hidden Dragons: Firms and the Political Economy of China’s Technological Development. Oxford, New York: Oxford University Press. Zitieren
Huang, Hao und Yehua Dennis Wei. 2016. Spatial inequality of foreign direct investment in China: Institutional change, agglomeration economies, and market access. Applied Geography 69 (1. April): 99–111. http://doi.org/10.1016/j.apgeog.2014.12.014, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0143622814002987 (zugegriffen: 6. August 2024). Zitieren
Reuters. 2023. China’s not-so-special economic zone embodies a harsh new reality. Reuters, 16. November, Abschn. China. https://www.reuters.com/world/china/chinas-not-so-special-economic-zone-embodies-harsh-new-reality-2023-11-16/ (zugegriffen: 6. August 2024). Zitieren
Schubert, Gunter und Sascha Zhivkov. 2022. Steering China’s Economic Reform and Cross-Strait Integration Under “Top-Level Design”: The Fujian Pilot Free Trade Zone. China Review 22, Nr. 4: 163–195. https://www.jstor.org/stable/48717750 (zugegriffen: 6. August 2024). Zitieren
Zeng, Douglas Zhihua. Building engines for growth and competitiveness in China : experience with special economic zones and industrial clusters. https://documents.worldbank.org/en/publication/documents-reports/documentdetail/294021468213279589/Building-engines-for-growth-and-competitiveness-in-China-experience-with-special-economic-zones-and-industrial-clusters (zugegriffen: 9. Juli 2024). Zitieren
|