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Autor | Titel | Datum | Objektbeschreibung | Einordnung |
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Urheber*in: Datengrundlage: Nationales Statistikbüro , Grafik: Sascha Zhivkov | Titel: Composition of GDP by the three strata of industry, GDP(%) | Entstehungsdatum und -ort: 2021, Beijing | Objektbeschreibung: Statistik | Einordnung: Bei der Gründung der Volksrepublik China 1949 war das Land ein agrarisch geprägtes Land, in dem 50% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) durch die Landwirtschaft erzeugt wurde. In der Mao-Zeit (1949-1976) wuchs die Industrie – insbesondere die Schwerindustrie im Nordosten Chinas wurde massiv gefördert. Der industrielle Sektor vergrößerte seinen Anteil am BIP bis zu Beginn der Marktreformen 1978 von 22% (1952) auf 47% (1978). Auch danach bleibt dieser auch als sekundäre Sektor bezeichnete Bereich der Wirtschaft wichtig, wird China doch spätestens ab den 1990er-Jahren zur „Werkbank der Welt“ in den Produktionsnetzwerken einer sich globalisierenden Weltwirtschaft. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts transformierte sich das Wachstumsmodell jedoch erneut. Der Dienstleistungssektor nahm an Bedeutung immer mehr zu, er überschreitet die Marke von 40% am BIP erstmals 2001 und 50% 2015. Im Vergleich zu westlichen Industriegesellschaften wie Deutschland mit fast 70% (2023) liegt dieser Wert in China allerdings immer noch deutlich niedriger. Die dahinter liegenden Prozesse hat der bekannte US-amerikanische und zu China forschende Wirtschaftswissenschaftler Barry Naughton (2018: 161-168) ausführlich beschrieben. Wachstum und struktureller Wandel haben einen engen Zusammenhang, wofür die VR China ein gutes Beispiel ist. Wachstum führt zu mehr als nur einem höheren Wirtschaftsleistungs-Output pro Kopf. Mit einer höheren Produktivität, die sich zum Beispiel aus besseren Maschinen oder Wissen speist, sind weniger Bauern nötig, um eine gleich große Bevölkerung zu ernähren. Die Landwirtschaft (den primären Sektor) zu reformieren war folgerichtig in der VR China einer der ersten Schritte von Reform und Öffnung nach 1978. In der Folge konnten Industrie-Unternehmen viele freigesetzte Arbeiter*innen rekrutieren, auch weil China seine einst strengen Regeln zur Binnenmigration im Wohnortregistrierungssystem (hukou 户口) lockerte. Auch eine demographisch im Vergleich sehr junge Bevölkerung ermöglichte diesen Prozess. Die wachsende Bedeutung von Unternehmertum wird in China zusätzlich möglich, weil weitergehende Reformen die Zulassung von Kleingewerbe, später privaten und ausländischen Unternehmertums ermöglichten und eine große Zahl dieser damals jungen Arbeitskräfte für diese Positionen vorhanden war. Naughton argumentiert weiter: Erreichen die Pro-Kopf-Einkommen einer Volkswirtschaft pro Jahr etwa 15.000 USD, flacht das Wachstums des sekundären Sektors normalerweise fast gänzlich ab. Die Produktivität der Dienstleistungsbranche (der tertiäre Sektor) steigt in den frühen Wachstumsphasen eher langsam an. Das liegt daran, dass vor allem einfache Dienstleistungen, zum Beispiel Reparaturen, angeboten werden. Hochwertige Dienstleistungen, wie im Finanzbereich oder Medizinsektor, entwickeln sich erst später, wenn Konsument*innen für diese Bereiche nun auch vermehrt das hierfür nötige verfügbare Einkommen haben. Dienstleistungen werden nun zunehmend zum Wachstumstreiber. Die VR China bestätigt diese ökonomischen Theorien, sowohl was die Entwicklung von Arbeitskräften und das BIP angeht, jeweils recht gut. Ausreißer bleibt vor allem der nach wie vor extrem hohe Anteil der Industrieproduktion am BIP – was verdeutlicht, wie weit der Weg zur Dienstleistungsgesellschaft für das Land noch ist. Auch sind in vergleichbaren Ländern mehr Arbeitskräfte im Bereich Dienstleistungen als in der VR China beschäftigt. Sascha Zhivkov, 17.07.2024 Verwendete Literatur Naughton, Barry J. 2018. The Chinese Economy, Adaptation and Growth. Second Edition. MIT Press. Zitieren
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