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Autor | Titel | Einordnung |
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Urheber*in: Stefanie Elbern | Titel: (Un-)Abhängigkeit darstellen | Einordnung: Ein Beispiel für politische oder ideologische Implikationen von geographischen Darstellungen sind Karten der Volksrepublik China und deren Darstellung von Taiwan. In offiziellen Karten aus der VR China (nach 1949) ist Taiwan immer als Provinz (sheng 省) der VR China verzeichnet. Ein Beispiel hierfür ist eine erste Karte die von der Suchmaschine baidu abgerufen wurde. Baidu ist einer der drei größten Internet- und Medienkonzerne der Volksrepublik China. Die hier gezeigte Karte wurde vom Ministerium für Naturressourcen der VR China 2016 herausgegeben. Zur besseren Lesbarkeit wurden einige der Ortsnamen auf der Karte durch die CSA aus dem Chinesischen ins Deutsche übertragen. Damit wird auch die Bezeichnung „Provinz“ auf der Hauptinsel Taiwan sichtbar, wobei die Zuordnung zum Festland ebenfalls durch die farbliche Gleichstellung Taiwans mit den übrigen Provinzen sowie durch die eingezeichneten Grenzlinien östlich der Hauptinsel Taiwans deutlich wird. Auf Karten, die außerhalb der VR China veröffentlicht werden, finden sich die politische Realität und das Bestehen der Republik China häufig entsprechend anders dargestellt. Die Karte mit dem Titel „Eine Karte von China (VR) und Taiwan (ROC)”, wurde auf Wikipedia von einem privaten Nutzer erstellt. Auf ihr wird dem Status Quo aus Sicht des Autors durch die abgehobene farbliche Darstellung Taiwans Rechnung getragen (Hmh2011 2011), zudem wird die Botschaft der unterschiedlichen Farbgebung durch einen Hinweis auf die Ausübung der Regierungsgewalt durch die zwei Entitäten „PRC“ und „ROC“ (VR China und Republik China auf Taiwan) ergänzt. Eine dritte Karte ist betitelt mit "Taiwan's East Asian Neighbours" (Taiwans Ostasiatische Nachbarn). Sie kehrt die die Nord-Süd-Ausrichtung um und verdeutlicht die Lage der Hauptinsel Taiwan innerhalb der Inselkette, zu der auch Japan und die Philippinen gehören. Optisch rückt sie die Insel so näher an Länder wie Vietnam, Indonesien und Papua Neuguinea heran. Sie wurde 2004 von einem Team von Geographen unter Prof. Lay Jinn-Guey an der Nationalen Universität Taiwan erstellt. Zur besseren Lesbarkeit wurden auch hier einige der Ortsnamen durch die Autorin dieses Moduls aus dem Chinesischen ins Deutsche übertragen. Ein Kommentar zur Karte erläutert die Motive des Urhebers wie folgt: „…die verschiedenen Perspektiven Taiwans auf der Landkarte (bestimmen) den Status Taiwans (.), ob es wie eine Schwiegertochter in einer kleinen Ecke steht und immer zum großen China aufschaut, oder ob es freundschaftliche Beziehungen zu seinen Nachbarn entwickelt und Herr im eigenen Haus ist. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis von Taiwans Rolle und Positionierung.“ (Taiwan Earth Cultural and Educational Foundation 14.05.2012) Zum Zeitpunkt einer ersten öffentlichen Präsentation der Karte im Januar 2004 durch den zukünftigen Bildungsminister (damals noch Direktor des Nationalen Palastmuseums) Tu Cheng-sheng 杜正勝 (1944 -, Du Zhengsheng) erregten die gezeigten „anderen Blickwinkel“, aus denen Taiwan betrachtet wurde, durch die nachfolgende mediale Berichterstattung in Taiwan großes Aufsehen und wurden im Blick auf ihr politisches Sprengpotenzial heftig diskutiert (Taiwan Earth Cultural and Educational Foundation 14.05.2012). Jede Darstellung sollte mit Blick auf ihre Quelle und die Intentionen des/der Urheber(s) angeschaut werden, weil Karten die Macht haben, Ansichten und Meinungen über einen Ort oder ein Thema sofort (und in vielen Fällen unbewusst, aber dauerhaft) zu prägen – darauf verweist auch der o.g. Artikel, der ausführt, dass unter der KMT-Regierung und bis zur Veröffentlichung des alternativen Kartensatzes Taiwanes*innen von klein auf im Geographieunterricht mit Karten konfrontiert wurden, die Taiwan nur als kleinen Punkt neben dem riesigen China zeigten.
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