M4.3: Berichte von Schüler*innen aus dem ländlichen China – Weiterführende Informationen

Link zum Material: https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-schule-m4-3

AutorTitelDatumRechteEinordnung
Urheber*in: Rural Education Action ProgramTitel: Stories from the FieldEntstehungsdatum und -ort: StanfordRechte: Das Rural Education Program hat der Übersetzung der Texte durch die China-Schul-Akademie am 08.04.2022 zugestimmt.

Einordnung: Die hier aufgeführten Berichte über die Schicksale von Schüler*innen in ländlichen Regionen der Provinz Shaanxi 陕西 im Norden der Volksrepublik China unterstreichen die grundlegenden Tendenz der Bildungsungleichheit zwischen Stadt und Land – siehe dazu Material 4.2 Erklärvideo: Ungleichheiten im Bildungssystem der Volksrepublik China. Die Berichte wurden verfasst von Mitarbeiter*innen im  Rural Education Action Program (REAP), einem von Scott Rozelle geleiteten gemeinnützigen Projekt der Stanford University. Seit 2009 versucht das Programm die Lebens- und Bildungsrealitäten von Schüler*innen in ländlichen Gebieten Chinas zu erforschen und zu verbessern. Durch teils selbst teils mit Partnerorganisationen durchgeführte Projekte wie Brillenvergabe, gesundes Mittagessen, Vitamin-Ergänzungsmittel oder Stipendien soll die Lebenssituation und somit auch die Bildungschancen und der Lebensstandard der chinesischen Schüler*innen verbessert werden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse des Projektes (eine ständig aktualisierte Liste findet sich unter https://sccei.fsi.stanford.edu/reap/publications) wurden und werden in vielen anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert. Einen Einblick in das Projekt und die ihm zugrundeliegenden Probleme bietet auch das Buch „Invisible China“ von Scott Rozelle und der Journalistin Natalie Hell (Rozelle/Hell 2020).

Bei seiner Forschung in der Volksrepublik China greift REAP auf internationale Standards wie den im zweiten Textausschnitt erwähnten Bayley-Test zurück, die in Zusammenarbeit mit Forscher*innen aus der Volksrepublik China übersetzt und angepasst werden. So wurde der Bayley-Test beispielsweise 2015 neu ins Chinesische übersetzt (dabei wurde auch auf den kulturellen Kontext des ländlichen Chinas geachtet) und in einer Testphase pilotiert. (Yue u.a. 2019)

Das Rural Education Action Program (REAP) arbeitet in der Forschung zusammen mit Universitäten weltweit und in der Volksrepublik China. In seinen Projekten arbeitet es zusammen mit staatlichen Stellen in der Volksrepublik China sowie Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen aus der Volksrepublik China, den USA, Taiwan und Großbritannien, die es bei der Durchführung von Projekten berät und diese evaluiert. Die Projekte des Rural Education Action Program (REAP) werden außerdem teils unterstützt von Firmen aus der Volksrepublik China, den USA, Frankreich und Taiwan. Eine ausführliche Liste der Partnerinstitutionen findet sich unter: https://sccei.fsi.stanford.edu/reap/docs/about_reap__our_partners.

Zu einigen der in den Berichten erwähnten Punkte finden sich weiterführende Informationen auf unserer Plattform:

  • Einen Überblick über den Aufbau des Bildungssystems der Volksrepublik China und die verschiedenen Prüfungen zwischen den unterschiedlichen Schulformen (beispielsweise die Zhongkao 中考 beim Übergang von unterer zu oberer Mittelschule oder die Gaokao 高考 beim Übergang von oberer Mittelschule zu Hochschule) geben die Materialien in Lerneinheit 2 „Das aktuelle Bildungssystem der Volksrepublik China“.
  • Zum Haushaltsregistrierungssystem siehe: https://www.china-schul-akademie.de/glossar/hukou/
  • Zur Bevölkerungspolitik („Ein-Kind-Politik“) und der Präferenz für männliche Nachkommen, die im Bericht über Luo Cong angesprochen werden, siehe: https://www.china-schul-akademie.de/lernmodule/china-unter-der-lupe/lerneinheiten/mlupe-em/materialien/mlupe-m2-4/ Dort wird auch erklärt, dass die sogenannte „Ein-Kind-Politik“ nicht lückenlos umgesetzt wurde: Von den 1980er-Jahren bis in die 2000er-Jahre hinein lag die durchschnittliche chinesische Geburtenrate immer bei zirka zwei Kindern pro Frau. Denn zwischen der Umsetzung der Politik auf dem Land und in den Städten zeigten sich große Unterschiede: In den Städten lag die Geburtenrate niedriger als auf dem Land, wo mehr Geburten mehr der benötigten Arbeitskraft bedeuteten. Viele Provinzregierungen erlaubten daher der Landbevölkerung eine zweite Geburt, manchmal auch dritte Geburt, wenn das erste Kind ein Mädchen war – 2010 lebte in solchen Gebieten mehr als die Hälfte der chinesischen Bevölkerung. Dies erklärt beispielsweise warum Luo Cong, Kun Kun und auch Ban Baohong (was jedoch im hier übersetzten Abschnitt nicht deutlich wird) jeweils Geschwister haben und keine Einzelkinder sind.

Jonas Schmid, 17.06.2022

Verwendete Literatur

Rozelle, Scott und Natalie Hell. 2020. Invisible China: how the urban-rural divide threatens China’s rise. Chicago/London: The University of Chicago Press. doi:10.7208/chicago/9780226740515.001.0001, . Zitieren

Wirft den Blick auf die ländlichen Regionen Chinas ("das unsichtbare China"), in dem es im Vergleich mit den wirtschaftlich entwickelten Regionen Chinas hohe Ungleichheiten und eine Großzahl ungelöster sozialer Probleme gibt. Gut lesbares Werk eines renommierten Wissenschaftlers und China-Experten in Zusammenarbeit mit einer Journalistin, das Chinas aktuelle Probleme insbesondere im Bildungsbereich erläutert.

Yue, Ai, Qi Jiang, Biaoyue Wang, Cody Abbey, Alexis Medina, Yaojiang Shi und Scott Rozelle. 2019. Concurrent validity of the Ages and Stages Questionnaire and the Bayley Scales of Infant Development III in China. PLoS ONE 14, Nr. 9 (5. September). http://doi.org/10.1371/journal.pone.0221675, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6728026/ (zugegriffen: 1. Juli 2022). Zitieren