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Autor | Titel | Datum | Rechte | Übersetzung | Datum 2 | Rechte 2 | Einordnung |
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Urheber: Lin Zexu 林則徐, Deng Tingzhen 鄧廷楨 und Guaerjia Yiliang 瓜爾佳怡良 | Titel: „Entwurf für eine Verlautbarung an den Herrschenden Englands“ (ni yu Yingjili guowang xi 擬諭𠸄咭唎國王檄) | Entstehungsdatum: 03.08.1839 | Rechte Original: Gemeinfrei | Übersetzung: Jonas Schmid | Entstehungsdatum der Übersetzung: Januar 2025 | Rechte der Übersetzung: CC BY-SA | Einordnung: Der folgende Text gibt einen Überblick über den historischen Hintergrund und die Person Lin Zexu sowie seine Bewertung in der chinesischen Geschichtskultur bis heute. Außerdem werden Hintergrundinformationen zur vorliegenden Quelle, zu ihrer Übersetzung und zu ihrer Rezeption gegeben.
Historischer Hintergrund Durch den Kauf von chinesischen Waren wie Tee floss in den ersten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts viel Silber nach China, ohne dass China mit diesem Silber Waren europäischer Händler kaufte. Als Reaktion auf dieses Handelsdefizit begannen britische Händler damit, die in Indien angebaute Droge Opium nach China zu exportieren. Als im Juni 1839 die Qing-Regierung unter dem kaiserlichen Beauftragten Lin Zexu gegen den Opiumschmuggel hart durchgriff und britisches Opium konfiszierte und vernichtete, entsandte Großbritannien ein Marinegeschwader nach China (für einen detaillierteren Überblick über die Geschehnisse siehe die folgenden zwei Abschnitte). Von den militärisch-technologisch überlegenen Briten besiegt, musste die Qing-Regierung 1842 den Vertrag von Nanjing unterzeichnen (siehe das Material „Der Vertrag von Nanjing“): Neben Reparationen für das von Lin konfiszierte Opium und der Abtretung Hongkongs an Großbritannien mussten fünf weitere chinesische Häfen für den freien Handel mit Großbritannien geöffnet werden. Der Vertrag von Nanjing gilt als erster der sogenannten „ungleichen Verträge“, in denen ausländische Staaten China durch Waffengewalt zur Zahlung von Reparationen, Öffnung von Handelshäfen, Verpachtung von Kolonien oder Gewährung besonderer Rechte für Ausländer in China zwangen. Bis heute spielt die Erinnerung an dieses „Jahrhundert der Schande“ eine wichtige Rolle für die Legitimität der Kommunistischen Partei Chinas (siehe das Material „Geschichte und Nationalismus in der Volksrepublik China“). Der Opiumkrieg und Lin Zexu markieren den Anfang dieses „Jahrhunderts der Schande“ – Debatten darüber, wie Lins Handeln bewertet werden soll, erregen daher bis in die Gegenwart hinein viel Aufmerksamkeit (siehe Abschnitt „Zur Rezeption von Lin Zexu“).
Zum Opiumhandel Neben den britischen Händlern, die das Opium aus Indien nach Südchina brachten, waren auch chinesische Schmuggler sowie örtliche Beamte am Handel beteiligt, die teils bestochen wurden (Lovell 2012, 29). Außerdem wurde Opium auch in China hergestellt, war allerdings von schlechterer Qualität im Vergleich zum Opium aus Indien (Lovell 2012, 31). Seit 1729 galt offiziell ein Opiumverbot im China der Qing-Dynastie, das 1796 erneuert wurde – der Verbreitung von Opium tat dies jedoch keinen Abbruch, schließlich wurde es zum Vergnügen, aber auch als Medizin für weit verbreitete Krankheiten wie Durchfall, Fieber und Schmerzen verwendet (Lovell 2012, 33–34). Der Opiumhandel wurde in den 1830er-Jahren von Beamten am Kaiserhof verstärkt als Problem gesehen, da er als Grund für einen Mangel an Silber, der Währung, in der Steuern gezahlt werden mussten, im Land galt (Lovell 2012, 36–37). In einer Throneingabe eines hochrangigen Beamten am Kaiserhof Huang Juezi 黄爵滋 (1793–1853) aus dem Jahr 1838 heißt es beispielsweise: „Eurem ergebenen Diener ist aufgefallen, dass der Silberpreis in letzter Zeit stetig gestiegen ist. […] Dieser Anstieg des Silberpreises ist nicht auf den inländischen Verbrauch zurückzuführen, sondern ist tatsächlich eine Folge des ständigen Abflusses von Silber an die ausländischen Fremden.“ Diesen Abfluss führte er auf den Handel mit Opium zurück und schließt mit den Worten: „Der Handel mit diesem den Menschen schadenden Gut wurde so allmählich zum Unglück, das das Land erkranken lässt. Tag für Tag, Jahr für Jahr – für Euren Diener ist kein Ende in Sicht.“ (Atwill und Atwill 2021, 39–40) Die Sinologin Julia Lovell (2012, 37–38) betont allerdings, dass keineswegs der Opiumhandel allein für den Silbermangel verantwortlich war: China war auf ausländisches Silber vor allem aus Lateinamerika angewiesen – dort kam es in den 1810er- und 1820er-Jahren durch Unabhängigkeitsbewegungen zu einem starken Rückgang der Silberproduktion. Doch in der Debatte, ob das Opiumverbot verschärft durchgesetzt werden sollte – Huang Juezi war dafür –, war auch für die zeitgenössischen Gegner eines strikten Verbotes wie dem Beamten Xu Naiji 許乃濟 (1777–1839) klar, dass der Opiumhandel der Grund für den Silbermangel war. Er schrieb in einer Throneingabe 1836, zwei Jahre vor Huang: „Es wurde vorgeschlagen, den Außenhandel ganz zu unterbinden und so das Übel an der Wurzel zu entfernen. […] Aber alle Nationen des Westens haben seit mehr als tausend Jahren einen offenen Markt für ihre Schiffe, während die Opiumhändler nur Briten sind; es wäre falsch, um den Handel mit England zu unterbinden, auch den aller anderen Nationen abzubrechen. Außerdem sind Hunderttausende von Menschen, die entlang der [chinesischen] Küste leben, für ihren Lebensunterhalt vollständig auf den Handel angewiesen, und wie sollte man sie dann versorgen?“ (Martini 2022, 51; vgl. Spence, Cheng und Lestz 1999, 111–114) Auf die Throneingabe von Huang Juezi gab es 29 Antworten von Beamten, von denen nur acht Huangs Vorgehen vollumfänglich unterstützten (Lovell 2012, 53). Einer dieser Unterstützer, Lin Zexu (ältere Umschriften: Lin Tse-hsu und Lin Dsö-ssü 林則徐, 1785–1850) wurde am 9. November 1838 vom Kaiser an den Kaiserhof gerufen, wo er in über einem Dutzend Audienzen mit dem Kaiser sprach und schließlich Ende Dezember 1838 als kaiserlicher Beauftragter (qinchai dachen 欽差大臣, teils auch übersetzt als „Sonderbeauftragter“ oder „kaiserlicher Bevollmächtigter“ vgl. Fan 1958, 26, 64) nach Guangzhou gesandt wurde (Lovell 2012, 54, 57).
Zur Person Lin Zexu Lin Zexu wurde am 20. August 1785 in der südostchinesischen Provinz Fujian 福建 in eine Familie geboren, die vor ihm bereits seit vier Generationen erfolglos versucht hatte, ihre Söhne auf ein erfolgreiches Abschneiden in den Beamtenprüfungen vorzubereiten (Lovell 2012, 55). Lin Zexu war dabei höchst erfolgreich: Mit zwölf Jahren absolvierte er die unterste Stufe der Prüfungen und bereits sieben Jahre später – mit vergleichsweise jungen 19 Jahren – meisterte er im dritten Anlauf die dritte Stufe der Prüfungen in der Hauptstadt und gelangte so an eine Stelle als Beamter (Lovell 2012, 55). In seiner Beamtentätigkeit vor dem Opiumkrieg wurde er bekannt für seine anpackende Art beim Problemlösen – beispielsweise bei der Jagd auf Piraten, der Reparatur von Dämmen, dem Eintreiben der Salzsteuer. Für seine Unbestechlichkeit wurde ihm außerdem der Spitzname „Lin So-rein-wie-der-Himmel“ (Lin Qingtian 林青天) verliehen (Lovell 2012, 56). Hatte Lin 1833 noch vorgeschlagen, dass China selbst Opium anbauen sollte (Lovell 2012, 56), stellte er sich 1838 in der Debatte am Kaiserhof an die Seite von Huang Juezi und setzte sich in seinen Audienzen für ein striktes Vorgehen gegen die Opiumhändler in Guangzhou ein – was dem Kaiser zu gefallen schien (Lovell 2012, 57). Nach einer zweimonatigen Reise kam Lin Zexu am 10. März 1839 in Guangzhou (alte Umschrift: Kanton) an und griff direkt hart durch, wie die Sinologin Julia Lovell (2012, 59) beschreibt: „Innerhalb von zwei Monaten nach seiner Ankunft hatte Lin 1.600 Menschen wegen Opiumdelikten verhaftet und fast vierzehn Tonnen Opium sowie fast 43.000 Opiumpfeifen beschlagnahmt. Innerhalb von weiteren zwei Monaten hatte er fünfmal mehr Menschen wegen Opiumdelikten inhaftiert als der Gouverneur der Provinz in drei Jahren.“ Außerdem machte er Druck auf die chinesischen Händler, die mit den ausländischen Händlern zusammenarbeiteten, und die ausländischen Händler selbst (Lovell 2012, 59–60). Zu diesem Zeitpunkt, dem 16. März 1839, diskutierten Lin und andere Beamte vor Ort auch, ob ein Brief an die britische Königin geschickt werden sollte (siehe Abschnitt „Zur Quelle“ unten). Am folgenden Tag beauftragte er die chinesischen Händler vor Ort, den ausländischen Händlern mitzuteilen, dass diese alles Opium vor Ort aushändigen und versprechen sollten, kein weiteres mehr einzuführen. Ansonsten würden chinesische und ausländische Händler hingerichtet werden (Lovell 2012, 60). Das ‚Gegenüber‘ von Lin Zexu auf britischer Seite vor Ort war Charles Elliot (chinesischer Name: Yi Lü 義律, 1801–1875), seit 1836 Chief Superintendent of British Trade in China. Seine Aufgabe war es, Leben und Besitz der Brit*innen vor Ort zu schützen, er hatte aber keine Autorität über den Opiumhandel oder die britischen Seemänner vor Ort (Lovell 2012, 63–64). Obwohl dem Opiumhandel gegenüber eigentlich negativ eingestellt, war Elliot sich doch bewusst, dass die Durchsetzung eines Verbotes den britischen Handel mit China vor große Probleme stellen würde (Lovell 2012, 64). Als die britischen Händler mit der Herausgabe des Opiums zögerten, ließ Lin Zexu die ausländischen Handelshäuser umzingeln und die Händler unter Hausarrest stellen (Lovell 2012, 65). Am 27. März 1839 erklärte Elliot sich dann bereit, über 20.000 Kisten Opium zu übergeben – gleichzeitig versprach er den Händlern, dass das Opium als britisches Eigentum betrachtet werde, dessen Wert im Nachhinein von der britischen Regierung festgelegt werde (Lovell 2012, 67; British Parliament 1840, 374 – auch zitiert in: Atwill und Atwill 2021, 46). Lin Zexu ließ das Opium im Juni ins Meer kippen und somit vernichten (Lovell 2012, 69). In der Forschung wird dies als direkter Auslöser des Opiumkriegs gesehen (Kuhfus 2019). Ein tiefergehender Grund waren anderseits die unterschiedlichen Vorstellungen über den Handel und die Handelsbedingungen: Britische Händler wollten ihre Waren frei entlang der chinesischen Küste verkaufen, nicht nur auf Guangzhou beschränkt; die Vertreter der britischen Regierung wollten außerdem bei Vergehen von Briten in China selbst Recht sprechen – zwei Wünsche, denen die Qing nicht entsprechen wollten (Lovell 2012, 75). Auf britischer Seite wurde die ablehnende Haltung des Qing-Reiches als Beleg für die Rückwärtsgewandheit eines Reiches mit althergebrachtem Überlegenheitsgefühl angeführt, während man sich selbst als Kämpfer für Fortschritt und Freiheit (insbesondere Freihandel) sah (Lovell 2012, 78–80). Als Informationen über die Geschehnisse in Südchina England im Sommer 1839 erreichten, sah die britische Regierung sich gerade mit einer Vielzahl innen- und außenpolitischer Probleme konfrontiert – die patriotische Verteidigung britischer Interessen in China kam da gerade recht (Lovell 2012, 97-108). Anfang April wurde die Entsendung von Kriegsschiffen nach China im Parlament mit einer Mehrheit von 9 Stimmen bestätigt (Lovell 2012, 108). Diese Kriegsflotte mit knapp 4.000 Soldaten besetzte im Juli 1840 die Insel Zhoushan 舟山 in der Nähe von Shanghai, an der chinesischen Ostküste (Chang 1964, 209; Lovell 2012, 109–110). Zu diesem Zeitpunkt sandte Lin Zexu dem Kaiser noch Berichte, in denen er betonte, dass die britischen Schiffe in Küstennähe einfach zerstört werden könnten (Lovell 2012, 114). Bei solchen Aussagen stützte Lin sich auf Beobachtungen vor Ort und vor allem auch auf von ihm in Auftrag gegebene Übersetzungen englischer Texte ins Chinesische (Lovell 2012, 75–77). Diese von ihm vorangetriebenen Übersetzungsaktivitäten spielen eine wichtige Rolle für eine positive Rezeption Lins in China im 20. Jahrhundert (siehe Abschnitt „Zur Rezeption von Lin Zexu“ unten). Für die britischen Truppen ging es von Zhoushan aus weiter gen Norden bis zur Hafenstadt Tianjin 天津 in der Nähe der Hauptstadt Beijing (Kuhfus 2019). Angesichts dieser Lage warf der Kaiser Lin Zexu im August 1840 vor, nichts erreicht zu haben (Chang 1964, 212; für eine zeitgenössische englische Übersetzung siehe Harris 2018, 78–79). Auf das Versprechen hin, dass in Guangzhou ein Vertrag ausgehandelt werde, zogen die britischen Truppen sich nach Südchina zurück (Kuhfus 2019). Mitte Oktober 1840 wurde Lin Zexu vom Kaiser seines Amtes als kaiserlicher Beauftragter enthoben, ein anderer Beamter führte nun die Verhandlungen mit den Briten (Lovell 2012, 128; Chang 1964, 212). In Guangzhou kam es in der Folge zu weiteren Kampfhandlungen. Die Besetzung der ostchinesischen Hafenstadt Ningbo 寧波 1841 und weiterer Städte zwangen den Qing-Hof dann allerdings 1842 zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Nanjing (Kuhfus 2005).
Zur Quelle Bereits in einer Audienz mit dem Kaiser hatte Lin Zexu Ende 1838 vorgeschlagen, dass ein kaiserliches Edikt an den englischen Herrscher geschickt werden sollte, um sich in der Frage des Opiumhandels Unterstützung zu sichern (Chang 1964, 133). Der Kaiser befahl im Februar 1839 darüber mit Deng Tingchen 鄧廷楨 (1776–1846), dem seit 1835 amtierenden Generalgouverneur der Provinzen Guangdong und Guangxi, zu sprechen, in Guangzhou Untersuchungen anzustellen und erst danach, wenn hilfreich, einen Entwurf aufzusetzen (Chang 1964, 133; Wen o. J. juan 5 22a, 25b). Laut dem in den USA lehrenden und aus China stammenden Historiker Chang Hsin-Pao (aktuelle Umschrift: Zhang Xinbao 張馨保, 1922–1965, siehe Hong 1999, 196) erachtete Deng Tingchen einen Brief an die ausländischen Händler vor Ort für sinnvoller. Zusammen mit Guaerjia Yiliang 瓜爾佳怡良 (1791–1867), dem seit 1838 amtierenden Gouverneur der Provinz Guangdong, hatte er bereits im Februar 1839 eine solche Proklamation veröffentlicht. Darin schrieben die beiden, dass China nicht auf den Handel mit dem Ausland angewiesen sei und fragten – ähnlich wie in der vorliegenden Quelle: „Könnten die verschiedenen Länder einen Tag ohne den Handel mit China auskommen? […] Ein Embargo auf Tee und Medizinalrhabarber allein würde bereits ausreichen, um das Leben der verschiedenen Fremden zu fordern.“ (Chang 1964, 133–134; Wen o. J. juan 5, 25b-28a) Als der Kaiser am 12.03.1839 ihren Text las, lobte er diesen als „bedacht“ (Chang 1964, 134; Wen o. J. juan 5, 28a). Nachdem Lin Zexu Guangzhou erreicht hatte, besprach er sich Mitte März 1839 unter anderem mit Deng Tingchen und Yiliang – so erinnert sich ein anwesender Zeitgenosse Jahre später (Waley 1958, 28). Die Idee, einen Brief des Kaisers an den englischen Herrscher wurde verworfen: Zwar waren 1793 und 1816 kaiserliche Briefe nach Großbritannien geschickt worden, doch aktuell war anders als damals kein britischer Gesandter vor Ort, dem der Brief hätte anvertraut werden können – und auf Elliot wollte Lin sich nicht verlassen (Waley 1958, 28; Chang 1964, 134) Eine von Lin und seinen Mistreitern diskutierte Idee war daher, mehrere Kopien eines solchen Briefes anzufertigen und ihn Schiffen verschiedener mit China Handel betreibender europäischer Staaten mitzugeben, um sicherzugehen, dass eine Kopie ankommen würde (Waley 1958, 28). Der Kaiser entschied jedoch, dass die Frage des Briefes aufgeschoben werden sollte (Chang 1964, 134). In der Forschung ging man lange Zeit davon aus, dass Lin zusammen mit Deng und Yiliang zu diesem Zeitpunkt, zwischen März und April 1839, dennoch einen ersten Entwurf verfasste, der in Guangzhou zirkulierte (Chang 1964, 134–135). Eine zeitgenössische Übersetzung dieses sogenannten „Ersten Briefes“ wurde im englischsprachigen, in Guangzhou von einem amerikanischen Missionar herausgegebenen Magazin „The Chinese Repository“ im Mai 1839 veröffentlicht (The Chinese Repository 1839). Der britische Sinologe Arthur Waley (1889–1966) hat diesen im Vergleich zur vorliegenden Quelle deutlich kürzeren Text ebenfalls in Gänze übersetzt (Waley 1958, 28–31; Qi und Lin 1954, 14): Ähnlich wie in der hier übersetzten Quelle appellieren die Autoren an universelle moralische Prinzipien, wie den Schutz des Lebens, denen die Opiumhändler zuwiderhandelten. Anschließend wiesen sie auf Chinas wohlwollende Handelspolitik hin, die ausländischen Händlern Zugang zu für das Ausland unverzichtbaren chinesischen Gütern wie Tee, Seide und Medizinalrhabarber ermöglichte. Sie beschrieben die verheerenden Auswirkungen des Opiumhandels auf die chinesische Gesellschaft und erklärten, dass China daher gezwungen sei, strenge Maßnahmen hiergegen zu ergreifen. Sie appellierten an die Herrscherin, gegen die böswilligen Opiumhändler vorzugehen und so beiden Ländern eine friedvolle Existenz zu ermöglichen. Abschließend betonten die Autoren, dass Opium vernichtet und in Zukunft hart gegen ausländische Opiumhändler vorgegangen werde. Der chinesische Historiker Deng Lianjian 邓联健 (2015) argumentiert jedoch, dass es sich bei diesem Brief – der in der Literatur teils als erster von zwei Briefen, teils als Entwurf eines Briefes an die britische Königin bezeichnet wird (Deng 2015, 465) – um eine zeitgenössische Fälschung handele. Der chinesische Originaltext dieses angeblichen ersten Briefes, auf den sich auch Waley und Chang beziehen, geht auf ein Werk eines Zeitgenossen vor Ort während Lins Aufenthalt in Guangzhou zurück, das allerdings erst Jahre nach dem Opiumkrieg veröffentlicht wurde (Deng 2015, 463) – in den kaiserlichen Archiven ist von diesem angeblichen ersten Brief jedoch keine Spur zu finden. Es erscheint außerdem sehr unwahrscheinlich, so Deng (2015, 463), dass Lin Zexu zusammen mit Deng Tingcheng und Yiliang eigenmächtig einen Brief an die britische Königin aufgesetzt und veröffentlicht habe, obwohl der Kaiser ihm aufgetragen hatte, damit zu warten (vgl. Chang 1964, 134) beziehungsweise ohne dem Kaiser zuerst einen Entwurf vorzulegen (Deng 2015, 463). Deng (2015, 464) mutmaßt, dass dieser angebliche erste Brief Anfang 1839 auf der Basis von früheren Verlautbarungen von Deng Tingcheng und Yiliang sowie Lin Zexu von Unbekannten zusammengestellt und als offizielles Schreiben der drei ausgegeben wurde. Diese These wird gestützt durch zwei Throneingaben von Lin Zexu an den Kaiser, in denen er beschreibt, wie im Mai 1839 in Guangzhou ein eben solcher gefälschter Brief zirkulierte, der von Sprache und Stil her stark an die Verlautbarungen von Lin Zexu und seinen Mitstreitern erinnerte (Deng 2015, 462). Was die vorliegende Übersetzung – in der Forschung teils auch, wie oben beschrieben, wahrscheinlich fälschlich, als „zweiter Brief“ bezeichnet – angeht, so ist die Quellenlage eindeutig: Am 27. August 1839 erhielt der Kaiser eine Throneingabe von Lin Zexu, Deng Tingcheng und Yiliang (Chang 1964, 136; Wen o. J. juan 7, 29b). Darin argumentierten die drei, dass allein mit der britischen Königin kommuniziert werden müsse, da die britischen Schiffe am zahlreichsten seien und der Handel mit anderen europäischen Staaten gering sei (Chang 1964, 136; Wen o. J. juan 7, 30a–31a). Neben den Entwurf des Briefes notierte der Kaiser, dass dieser „angemessen und umsichtig“ (deti zhoudao 得體周到) sei (Chang 1964, 136; Wen o. J. juan 7, 36b) und wies Lin und seine Mitverfasser an, den Brief – im Original als „Mitteilung“ zhaohui 照會 (siehe Abschnitt „Anmerkungen zur Übersetzung“ unten) bezeichnet – abzusenden (Wen o. J. juan 7, 33a). Nachdem der Kaiser den Entwurf des Briefes abgesegnet hatte, wurde er von einem der Übersetzer Lins ins Englische übersetzt: Wahrscheinlich war dies Yuan Dehui (袁德輝, Lebensdaten unbekannt), der Schulen europäischer Missionare in Südostasien besucht und dort Englisch gelernt hatte (Chang 1964, 137; Liu 2004, 93). Lin beauftragte außerdem William C. Hunter (1812–1891), einen amerikanischen Kauffmann, diese englische Übersetzung nochmals ins Chinesische zurückzuübersetzen, um diese so überprüfen zu können (Chang 1964, 137; Liu 2004, 93). Diese von Lin Zexu gebilligte englische Übersetzung erschien am 11. Januar 1840 in der in Macao herausgegebenen englischsprachigen Zeitung „The Canton Press“ (The Canton Press 11.01.1840) und wurde im Februar 1840 im Magazin „The Chinese Repository“ übernommen und abgedruckt (The Chinese Repository 1840). 1840 erschien ebenfalls eine weitere englische Übersetzung (Shuck 1840, 128–149). In „The Canton Press“ wurden die folgenden Worte vorangestellt: „Der Kommissar [Lin Zexu] maßt sich in diesem zweiten Brief an die Königin an, den Souverän Englands als Gleichen anzusprechen, und unterstellt in unangemessener Weise die Überlegenheit des himmlischen Reiches [d. h. die Qing-Dynastie] über die Ethnie der ‚ehrfürchtig unterwürfigen‘ Monarchen Englands. Wir nehmen an, dass der Kommissar nie wirklich die Absicht hatte, diesen Brief an die Königin zu senden, sondern lediglich zu Protokoll geben möchte, dass ein Souverän Englands auf diese Weise angesprochen worden ist.“ In der Ausgabe vom 21.03.1840 wurde in „The Canton Post“ diese Argumentation fortgeführt: Lins Brief (die anderen beiden Autoren werden nicht genannt) solle vor allem in China selbst Eindruck schinden (Chang 1964, 137). Diese zeitgenössische Einschätzung trifft nicht zu. Denn die erwünschte Adressatin, neben den Ausländern vor Ort in Südchina, war sicherlich die britische Königin (Wang 2010, 939). Schließlich hatte Lin Zexu bereits in den vorherigen Monaten überlegt, wie ein solcher Brief am besten nach England gesendet werden könnte, und auch Ausländer vor Ort dazu befragt (Waley 1958, 28; Chang 1964, 136). Im Januar 1840 war der Kapitän des Schiffes „Thomas Coutts“, der Lin gegenüber versprochen hatte, kein Opium zu transportieren, bereit, den Brief nach England mitzunehmen (Chang 1964, 138). Der Versuch, diesen Brief an die Königin zu übergeben, wurde vom britischen Außenministerium am 15. Juni allerdings abgelehnt (Chang 1964, 138). Bereits vier Tage zuvor, am 11. Juni 1840, war die Übersetzung jedoch in der Tageszeitung „The Times“ (11.06.1840) abgedruckt worden. Der Brief hatte die Königin also nicht direkt erreicht, war aber sehr wohl in der britischen öffentlichen Wahrnehmung angekommen.
Zum chinesischen Originaltext Eine Abschrift aus der kaiserlichen Verwaltung scheint ursprünglich im Ersten Historischen Archiv Chinas (Zhongguo di yi lishi dang’anguan 中国第一历史档案馆) erhalten gewesen zu sein: In einer chinesischen Quellenanthologie zum Opiumkrieg aus dem Jahr 1992 wird nach dieser zitiert – allerdings wurde die Abschrift in Kurzzeichen umgeschrieben und neu interpunktiert, wobei auch das Layout nach aktueller Lesart angepasst wurde (Zhongguo di yi lishi dang’anguan 1992, 643–646). Die zugrundeliegende Abschrift war bei einem Archivbesuch im August 2023 jedoch nicht auffindbar. Die vorliegende Quelle wurde daher nach dem Werk Chouban yiwu shimo 籌辦夷務始末 („Die Verwaltung der fremden Angelegenheiten in ihrer Gesamtheit“), einer umfangreichen Sammlung von Dokumenten zur Außenpolitik der späten Qing-Dynastie, die den Zeitraum von 1836 bis 1874 abdeckt, zitiert. Diese staatliche, von Beamten zusammengestellte Anthologie umfasst über 3.600 Dokumente wie kaiserliche Edikte und Throneingaben (Theobald 2010). Der erste Teil, der die Jahre 1836 bis 1850 (Daoguang-Ära) abdeckt, wurde 1856 fertiggestellt. Darin ist der Entwurf des Briefes in Langzeichen und zeitgenössischem Satz, bei dem besondere Begriffe als Ehrbezeichnung durch Vorrücken des Zeilenbeginns (siehe den chinesischen Originaltext oben) hervorgehoben werden, abgedruckt (Wen o. J. juan 7, 29b–36b). Allerdings ist hierin kein Datum für das Abfassen des Briefentwurfes zu finden. In der oben erwähnten Quellensammlung aus dem Jahr 1992 ist der Briefentwurf datiert auf den 3. August 1839 (Zhongguo di yi lishi dang’anguan 1992, 644) – ein Datum, das auch teils in der Sekundärliteratur erwähnt wird (Liu 2004, 91). In einer weiteren Quellensammlung, die auf eine Qing-zeitliche Kopie der Throneingaben von Lin Zexu im Besitz der Nachkommen von Lin zurückgeht, wird in zeitgenössischem Satz, aber in Kurzzeichen und moderner Interpunktion ebenfalls dieses Datum genannt – nach zeitgenössischer chinesischer Zählung der 24. Tag des 6. Monats im 19. Jahr der Regierungsperiode Daoguang (Lin 1988, 86–93). Chang (1964, 163) wiederum impliziert, dass Lin Zexu und seine Mitverfasser bereits am 19. Juli 1839 mit dem Abfassen des Briefentwurfes begonnen haben. In den zeitgenössischen Quellen, beispielsweise dem Chouban yiwu shimo (Wen o. J. juan 7, 33a) oder der Qing-zeitlichen Kopie der Throneingaben Lins (Lin 1988, 86–93), ist die vorliegende Quelle außerdem nicht betitelt. In einer 1885 veröffentlichten Sammlung der politischen Schriften von Lin Zexu (Lin Wenzhong gong zhengshu 林文忠公政書) findet sich die vorliegende Quelle (Juan 4, 16a–20b) – gleich gesetzt wie im Chouban yiwu shimo, aber nicht interpunktiert – unter dem Titel „Entwurf für eine Verlautbarung an den Herrschenden Englands“ (ni yu Yingjili guowang xi 擬諭𠸄咭唎國王檄) (Lin 1885, Juan 4, 16a–20b). Dieser zeitgenössische Titel wird in Sammlungen der Werke von Lin teils übernommen (z. B. in Lin 1988, 86–93), teils finden sich auch andere Titel wie „Entwurf für eine kaiserliche Verlautbarung an den Herrschenden Englands“ (zhi Yingguo guowang xiyu digao 致英国国王檄谕底稿 (Zhongguo di yi lishi dang’anguan 1992, 644) oder in der Forschung auch „Verlautbarender Brief an den Herrschenden Englands“ (xiyu Yingjili guowang shu 檄谕英吉利国王书) (Deng 2015, 467). Der vorliegenden Übersetzung wurde der Text des Chouban yiwu shimo zugrunde gelegt, da dieser – das Originaldokument war im Archiv nicht einsehbar – was Satz und Interpunktion der Originalthroneingabe vermutlich am nächsten kommt. Der Titel hingegen wurde aus der 1885 veröffentlichten Sammlung der politischen Schriften Lins übernommen. Dort und auch in weiteren Quellensammlungen (Zhongguo di yi lishi dang’anguan 1992, 644; Lin 1988, 89) findet sich im Gegensatz zur Version im Chouban yiwu shimo vor Beginn des hier abgedruckten Brieftextes noch der Satz: „Sorgfältig haben wir einen Entwurf für eine Verlautbarung an den Herrschenden Englands aufgesetzt und warten voller Respekt auf die kaiserliche Zustimmung“ (謹擬頒發檄諭𠸄咭唎國王檄底稿恭候欽定).
Anmerkungen zur Übersetzung
Zur Rezeption von Lin Zexu in China Ende Juni 1841 wurde Lin Zexu vom Kaiser auf einen Posten nach Ili in den abgelegenen Nordwesten des Reiches geschickt (Chang 1964, 212) – eindeutig eine Bestrafung. 1845 wurde er zurückgerufen und in der Folge Gouverneur der Provinz Shaanxi 陝西 (Chang 1964, 212). Ab 1847 wiederum war er Generalgouverneur der Provinzen Yunnan 雲南 und Guizhou 貴州 im Südosten des Reiches, bevor er im Jahr 1849 aufgrund gesundheitlicher Probleme ersuchte, in den Ruhestand zu gehen (Chang 1964, 213). Kurz darauf, im Jahr 1850, wurde sein Ruhestand bereits wieder beendet: Als kaiserlicher Beauftragter wurde er zur Unterdrückung des Taiping-Aufstandes nach Guangxi 廣西 gesandt. Im Alter von 67 Jahren starb er jedoch am 22.11.1850 auf dem Weg dorthin (Chang 1964, 213). Bereits zu Lebzeiten von Lin bewerteten Zeitgenossen sein Handel zuallererst positiv, wie der Historiker Ge Jingbo 葛静波 in einem Aufsatz nachzeichnet (Ge 2017): So wurden sein Opiumverbot und seine militärischen Aktivitäten positiv gesehen, seine Methoden im Umgang mit den britischen Händlern allerdings auch teils kritisch (Ge 2017, 39). Nach seinem Tod setzte sich diese Art der Bewertung in der späten Qing- und frühen Republikzeit fort: Lins Opiumverbot wurde positiv gesehen, auch wenn sein Vorgehen teils als zu rasch eingestuft wurde; wäre er nicht vom Kaiser abberufen worden, hätte sich die Geschichte vielleicht anders entwickelt; und auch seine Versuche, das Ausland besser zu verstehen (beispielsweise durch Übersetzungen), wurden gewürdigt (Ge 2017, 39). Besonders der letzte Punkt wurde von den reformorientierten Intellektuellen der späten Qing-Zeit hervorgehoben: Kang Youwei 康有為 (1858–1927) und Liang Qichao 梁啟超 (1873–1929) lobten, dass Lin als erster damit begonnen habe, ausländische Zeitschriften zu übersetzen und so die Grundlage für ein Verständnis des Auslands und Reformen gelegt habe (Li 2017, 43–44). Laut Ge Jingbo wurde Lin Zexu zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Heldengestalt dargestellt; dies änderte sich erst im Jahr 1929, als die chinesische Regierung, damals mit Sitz in Nanjing 南京 von der Nationalen Volkspartei (Guomindang 國民黨) angeführt, eine landesweite „Bewegung gegen den Drogenkonsum“ (jinyan yundong 禁煙運動) ausrief und Lin Zexu zum Vorbild auserkor (Ge 2017, 40): Im März 1929 wurde an dem Ort, wo Lin 90 Jahre zuvor das britische Opium vernichtet hatte, ein Denkmal für ihn errichtet; in vielen Städten wurden Versammlungen ihm zu Ehren ausgerichtet; ein Gedenktag wurde eingeführt und Lins Heldentaten fanden Eingang in die Geschichtsschulbücher (Ge 2017, 40). Texte aus den darauffolgenden Jahren zeigen, dass dieses durchweg positive Bild von Lin Zexu weit verbreitet war: Gleichzeitig mit dem Lob für Lins Heldentat – die Opiumvernichtung – wurde bestritten, dass diese der Auslöser für den anschließenden Krieg mit Großbritannien gewesen sei, und vielmehr betont, dass es womöglich nicht zur Niederlage gekommen wäre, hätte der Kaiser Lin Zexu nicht seiner Aufgabe enthoben (Ge 2017, 41–42). In den 1930er-Jahren gab es allerdings auch Historiker, die kritischer auf Lin blickten (Ge 2017, 42-43). Jiang Tingfu (frühere Umschrift: Tsiang Tingfu 蔣廷黻, 1895–1965) beispielsweise warf Lin vor, dass ihm sein eigener Ruf wichtiger als das Interesse des Landes gewesen sei (Ge 2017, 42; Li 2010, 274). Er habe über die militärische Stärke der Briten Bescheid gewusst, sich aber nicht für Reformen eingesetzt. Zeitgenossen hätten damals außerdem bereits erkannt, dass die Durchsetzung eines vollständigen Opiumverbots unmöglich sei – ein weiterer Beweis für Lins Unaufrichtigkeit aus Sicht von Jiang (Li 2010, 274). Solche einzelnen kritischen Stimmen von Historikern taten dem in der Gesellschaft weiter verbreiteten, positiven Bild von Lin Zexu jedoch keinen Abbruch. Mit dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg mit der Nationalen Volkspartei (1945-1949) und der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde ein positives Bild von Lin dann in der Volksrepublik weiter gefestigt (Ge 2017, 43–44). Am einflussreichsten war der Historiker und Politiker Fan Wenlan (ältere Umschrift: Fan Wön-lan 范文澜, 1893–1969), der in seinen Texten ein Paradigma entwickelte, das mit der Deutung der jüngeren chinesischen Geschichte durch Jiang Tingfu, der sich mit der Nationalen Volkspartei nach 1949 auf die Insel Taiwan zurückgezogen hatte, in starkem Widerspruch stand (Li 2010). In Lin Zexu sah Fan Wenlan einen „Vertreter des fortschrittlichen Teils der feudalen Intelligenz“ und einen Vorgänger der Reformer in der späten Qing-Zeit (Fan 1958, 27; Ge 2017, 44): „Obwohl die Beschlagnahme des Opiums eine schwierige Angelegenheit war, wurde sie von Lin Zexu gut durchgeführt. […] Diese bedeutende Tat Lin Zexus zeigte der ganzen Welt die Reinheit der moralischen Grundsätze des chinesischen Volkes und seine Entschlossenheit, sich der Aggression zu widersetzen.“ (Fan 1958, 30, 32) Fan erwähnt einerseits, dass der Horizont von Lin Zexu durch die „die traditionellen Anschauungen und das Bildungsniveau dieser Zeit“ begrenzt waren (Fan 1958, 33), betont dann aber, dass Lin anders als andere Beamte damals bereit gewesen sei, vom Ausland zu lernen – er sei daher der erste in der Qing-Zeit gewesen, „der die ganze Welt mit offenen Augen betrachtete“ (Fan 1958, 34). Lins Verhältnis zum Ausland habe sich während seiner Zeit in Guangzhou geändert und als Beleg nennt Fan (1958, 34) Lins Briefe an Königin Victoria (Fan spricht von „diplomatischen Noten“ und betont so nochmals Lins Vorreiterrolle). So sei der hier übersetzte zweite Brief „milder“ formuliert als der erste – wobei Fan nicht bewusst war, dass wahrscheinlich nur der sogenannte zweite Brief tatsächlich von Lin stammt (siehe den Abschnitt „Zur Quelle“ oben). Lins lobenswerte Leistung war laut Fan darüber hinaus seine Absicht, Widerstand zu leisten und daher nach Kräften militärische Vorbereitungen zu treffen (Fan 1958, 39–40) – ein sinnvolles Vorgehen, das vom Kaiser sowie einer „Kapitulantengruppe“, sich für Verhandlungen mit Großbritannien einsetzende Beamte, hintertrieben wurde (Fan 1958, 47). Fans Bewertung von Lin Zexu – ausgeführt in seinem erstmals 1938 erschienen Werk „Neue Geschichte Chinas“ (deutsche Übersetzung: Fan 1958) – prägt die offizielle Darstellung von Lin in der Volksrepublik China bis heute. Im landesweiten Geschichtsschulbuch für die 8. Klasse heißt es beispielsweise (Renmin jiaoyu chubanshe 2017, 4–6): „Nachdem Lin Zexu in Guangzhou angekommen war, schickte er Leute, um die Opiumhändler zu identifizieren und zu ergreifen. […] Unter der Ägide von Lin Zexu wurde das beschlagnahmte Opium vom 3. bis 25. Juni 1839 am Strand von Humen öffentlich vernichtet. Die Vernichtung des Opiums in Humen war ein großer Sieg für das chinesische Volk in seinem Kampf für das Opiumverbot und demonstrierte den starken Willen des chinesischen Volkes, sich ausländischer Aggression zu widersetzen. […] Im Juni 1840 brach der Opiumkrieg aus. […] Der Daoguang-Kaiser geriet in Panik, entließ Lin Zexu – aufgrund „fehlerhafter Arbeit“ – von seinem Posten […], um mit den Briten zu verhandeln. […] Im Opiumkrieg waren die meisten Qing-Herrschenden trotz des heldenhaften Widerstands des Volkes und einiger patriotischer Offiziere und Soldaten ignorant und töricht. Nach innen sahen sie die Bevölkerung als Feind und nach außen waren sie zu Kompromissen und zur Kapitulation bereit.“ Auf Baidu Baike, dem Pendant zur in der Volksrepublik China gesperrten Wikipedia, heißt es im Eintrag über Lin Zexu Anfang 2025: „Lin Zexu (30.08.1785-22.11.1850) [...] war ein Politiker, Schriftsteller, Denker und Nationalheld der späten Qing-Dynastie in China. […] Nach dem Ausbruch des Krieges wurden die Armee und die Bevölkerung von Guangdong von ihm dazu gebracht, standhaft zu bleiben, so dass die britische Armee in Guangdong nicht erfolgreich sein konnte. [...] Obwohl er gegen die westliche Invasion […] kämpfte, stand er der westlichen Kultur, Wissenschaft und Technologie sowie dem Handel offen gegenüber und befürwortete es, deren Vorteile zu erlernen und zu nutzen. [...]“ (Baidu Baike 2025) Auch wird hier auf Fan direkt Bezug genommen, indem Lin als „erster, der seine Augen mit einer völlig neuen Einstellung für die Welt öffnete“ bezeichnet wird (Baidu Baike 2025). Neben diesen offiziellen, positiven Wertungen Lins finden sich in der Volksrepublik China auch Stimmen, die kritisch auf Lin Zexu blicken. Insbesondere seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik und der gesellschaftlichen Öffnung nach dem Tod von Mao Zedong setzten sich chinesische Historiker*innen auch kritisch mit den offiziellen Narrativen, wie sie von Fan Wenlan und anderen geprägt wurden, auseinander. Der Historiker Zhu Weizheng (朱维铮, 1936–2012) beispielsweise argumentierte in einer Online-Kolumne 2008, dass Lin Zexu nicht als erster gelten könne, der die „Welt mit offenen Augen betrachtet habe“ – schließlich seien schon in den Jahrhunderten zuvor westliche Werke in China rezipiert und übersetzt worden (Zhu 2015, 13–23; Zhu 2019). Eine grundsätzlichere Kritik an Lin Zexu, die an die Bewertung von Jiang Tingfu erinnert, nahm der Historiker Mao Haijian (茅海建, 1954– ) in seinem revisionistischen Buch über den Opiumkrieg „Der Untergang des himmlischen Reiches“ (Tianchao de bengkui 天朝的崩溃) bereits im Jahr 1995 vor: „Die Frage der Bewertung von Lin hat verschiedene Dimensionen. Meiner Ansicht nach waren die Versuche der Gelehrten und des Volkes, sich den Briten zu widersetzen [...], Ausdruck der Sorge um das Schicksal der Nation und sollten daher nicht kritisiert werden. Dennoch sollten Intellektuelle und politische Führer die Verantwortung übernehmen für die Rückständigkeit des Denkens der Widerständler, die Überholtheit ihrer Methoden und die Fehler in ihren Zielen. Lin Zexu war ein politischer Anführer mit einem reichen Wissensschatz, der die Vision und das Verantwortungsbewusstsein hätte haben sollen, den spontanen Widerstand in die richtige Richtung zu lenken. […] Der Opiumkrieg stellte China vor die Aufgabe, sich zu modernisieren; […]. Dass Lin Zexu dies nicht erkannte, war sein Fehler, auch wenn seine Unterstützung des Widerstands lobenswert war.“ (Mao 2016, 508–509) Maos Neuinterpretation des Opiumkriegs avancierte zum Standardwerk und wurde zuletzt 2024 – trotz einer rechtskräftigen Verurteilung Maos wegen sexueller Belästigung in Macao (Aomen ribao 2024) – neu aufgelegt (Mao 2024). In dieselbe Kerbe schlug – wenngleich auch mit drastischerer Wortwahl – ein Internetnutzer unter dem Pseudonym Yichen 亦忱 im Jahr 2006 in einer Reihe von Blogposts über Lin Zexu, die große Aufmerksamkeit erregten und tausendfach kommentiert wurden (Qianlongwang 2006). Als eine staatlich kontrollierte Zeitung Yichens Kritik an Lin als „kulturelle Gewalt“ (wenhua baoli 文化暴力) kritisierte (Le 2006), reagierte er mit einem weiteren Artikel (Yichen 2006): „Tatsächlich war es Lin Zexu in seiner Funktion als kaiserlicher Beauftragter völlig gleichgültig, welchen Schaden der Krieg dem Land aufgrund seiner strengen Anti-Opium-Maßnahmen zufügen würde. Er bediente sich der einfachsten, brutalsten und dümmsten Methode, die autoritäre Regierungen stets anwenden […] – einem Verbot. Die politischen Maßnahmen, die er gegen die vom britischen Empire unterstützten Opiumhändler ergriff, waren ohne jegliche Raffinesse und diplomatische Weitsicht. […] Um fair zu sein, ist es ein sehr schmerzhaftes Thema, über Lin Zexus völliges Versagen zu sprechen, sich vor mehr als 160 Jahren einer neuen Herausforderung für die menschliche Zivilisation zu stellen. […] Die gnadenlosen Fakten der Geschichte sagen mir allerdings, dass, egal wie edel der Charakter von Lin Zexu war, wie unbestechlich er als Beamter war, wie willensstark seine Persönlichkeit war und wie entschlossen er sich der Demütigung durch das Ausland widersetzte – schlussendlich waren es seine Blindheit und Unwissenheit im Umgang mit wichtigen Angelegenheiten, die das Schicksal von Land, Volk und Staat berührten, die ihn eine Reihe von unüberlegten und dummen Fehlentscheidungen treffen ließen, die das Land und die Nation in einen Abgrund des Verderbens stürzten, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnten. Als großer Nationalheld der chinesischen Nation ist er bestenfalls nichts weiter als eine äußerst törichte Heldenfigur.“ Dieser Überblick über die Rezeption von Lin Zexu in der Volksrepublik China und die zitierten Beispiele zeigen, dass die Bewertungen Lins sich über längere Zeit hinweg zwischen zwei Polen bewegen: Einer positiven Sicht, die sein Vorgehen gegen Opium, seinen Widerstand gegen den britischen Imperialismus und sein Lernen vom Ausland hervorhebt, und einer negativen Sicht, die seinen Umgang mit den britischen Händlern als unüberlegt sieht und ihm vorwirft an überkommenen Vorstellungen festgehalten zu haben. In einer Sonderseite zu Lin Zexu aus dem Jahr 2009 hat das Online-Medium in der Volksrepublik China diese Perspektiven prägnant – unter Überschriften wie „Am alten Denken festhaltender Gelehrter vs. eine neue Ära einläutender Reformer“ – gegenübergestellt (Fenghuang wang 2009). Die positive Bewertung Lins wird allerdings von offizieller Seite gestützt und ist daher einflussreicher. Denn die Figur Lin Zexu kann genutzt werden, um historische Kontinuität zwischen dem Kampf gegen ausländische Aggression im 19. Jahrhundert und der aktuellen Politik herzustellen (für einen Überblick über die Bedeutung der Geschichte für den von Partei und Staat propagierten chinesischen Nationalismus siehe das Material „Geschichte und Nationalismus in der Volksrepublik China“). Medien, durch die dieses Bild vermittelt wird, sind u.a. Filme und Fernsehserien – beispielsweise der Blockbuster „Der Opiumkrieg“ (Yapian zhanzheng 鸦片战争) aus dem Jahr 1997 (Cimino 2016, 18–61; Xiao 2000; Karl 2001) –, Onlineblogposts oder auch Museen und Denkmäler (Cimino 2016, 122–167). Erste Ideen für Denkmäler zur Erinnerung an Lin Zexu lassen sich bis ins Jahr 1927 zurückverfolgen (Ge 2017, 40). Mittlerweile finden sich Statuen von Lin und Denkmäler an vielen Orten, an denen er gewirkt hat (Cimino 2016, 122–167). Und auch auf dem Denkmal für die Helden des Volkes (Renmin yingxiong jinianbei 人民英雄纪念碑) auf dem Tian’anmen-Platz im Zentrum der Hauptstadt Beijing findet sich als eines unter acht Reliefs zur neueren chinesischen Geschichte die Vernichtung des Opiums durch Lin Zexu (Hung 2001, 470). Ein positives Andenken an Lin haben Chines*innen außerdem auch ins Ausland getragen: So finden sich beispielsweise in den „Chinatowns“ von New York und Philadelphia Statuen von Lin (Chen 20.11.1997; Dodge 21.09.2024). Diese Beispiele zeigen deutlich: Lin Zexu hat sich als eine der bekanntesten Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte in der chinesischen Geschichtskultur eingebrannt. Bei einer Umfrage unter 220 Schüler*innen an unteren Mittelschulen in ländlichen Gebieten des Nordwestens der Volksrepublik China wurde bereits 1994 Lin Zexu von 198 Schüler*innen auf dem ersten Platz der zehn bedeutendsten Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte genannt (Ge 2017, 38).
Zur Rezeption der Quelle Neben den zeitgenössischen Übersetzungen der vorliegenden Quelle ins Englische (siehe Abschnitt „Zur Quelle“ oben) erschien 1954 eine weitere, bis heute viel zitierte Übersetzung, die den Status des Briefes als eine „Schlüsselquelle“ für die Beziehungen zwischen China und dem Ausland sicherte. Der amerikanische Sinologe John K. Fairbank (1907–1991) und sein Kollege Teng Ssu-yü (aktuelle Umschrift: Deng Siyu 鄧嗣禹, 1906–1988) übersetzten in ihrer erstmals 1954 veröffentlichten Quellensammlung China’s Response to the West. A Documentary Survey die vorliegende Quelle in Gänze neu ins Englische (Teng und Fairbank 1979, 24–27). In der Einführung zur Übersetzung schreiben die beiden Herausgeber: „Da die chinesischen Beamten über keinerlei Kenntnisse des Westens verfügten, aber die menschliche Natur und die chinesische Tradition gut kannten, wandten sie auf die Briten sofort die Konzepte und Praktiken an, die in China im Umgang mit den Barbaren zur Tradition geworden waren – insbesondere die kombinierten Methoden von Zwang und Überredung, die in der chinesischen Staatskunst so oft kombiniert worden waren.“ (Teng und Fairbank 1979, 23) Für Fairbank, einem Schüler von Jiang Tingfu (siehe Abschnitt „Zur Rezeption von Lin Zexu in China“ oben), war Lins Vorgehen – die Vernichtung des Opiums (Zwang) und seine Bitte an die britische Königin (Überredung), die in der Quellensammlung daher als „moralischer Rat für Königin Victoria“ betitelt wird – einem traditionellen chinesischen Denken verhaftet und eindeutig unzureichend (vgl. Harrison 2017, 697–699): „Die chinesische Meinung sah nur das Übel des Opiumhandels [...]. Aber dies war eine zu einfache Sichtweise des Problems, mit dem China konfrontiert war.“ (Teng und Fairbank, 1979, 23) Aus Sicht von Fairbank war dies nämlich die übergeordnete Frage, ob China sich modernisieren könne (Harrison 2017, 698). Diese Vorstellung schlug auch auf die Übersetzung durch: So übersetzen Fairbank und Teng das Schriftzeichen yi 夷 konsequent als „Barbar“ oder „barbarisch“ – im Gegensatz zu den englischen Übersetzungen aus Lebzeiten Lins, die von „fremd“ sprechen (siehe den Abschnitt „Anmerkungen zur Übersetzung“ oben). Sie drücken Lin in ihrer Übersetzung so einen anderen Tonfall als im Original auf (Liu 2004, 93; für einen Vergleich der Übersetzung von Teng und Fairbank mit einer zeitgenössischen Englischen siehe Liu 2004, 229–241). Die Quellensammlung von Teng und Fairbank erwies sich als über Jahrzehnte hinweg sehr einflussreich in der Sinologie und darüber hinaus (Harrison 2017, 699). Eine erstmals 1960 erschienene Quellenanthologie zur chinesischen Geschichte zitiert die Quelle in Ausschnitten nach Teng und Fairbank (De Bary und Lufrano 2000, 202–205). In den einführenden Worten wird Lins Text dabei ähnlich wie von Teng und Fairbank inszeniert: „Lin argumentiert gegen den Opiumhandel mit der ganzen moralischen Ernsthaftigkeit eines konfuzianischen Gelehrten und der erhabenen Herablassung eines Sprechers des kaiserlichen Hofes. Für sich genommen ist Lins Argument natürlich nicht zu entkräften. Sein Tonfall zeigt jedoch, wie wenig die Chinesen bereit waren, mit den Briten auf diplomatischer Ebene zu verhandeln […].“ (De Bary und Lufrano 2000, 202) Ausgehend von der Quellensammlung von Teng und Fairbank fand die Übersetzung – weiterhin als „moralischer Rat für Königin Victoria“ betitelt – auch Eingang in eine englischsprachige Quellenanthologie zu Meilensteinen der Weltgeschichte – als eine die „Welt prägende Primärquelle“ (Wang 2010, 933–944). Und auch im Internet wird die Übersetzung als Unterrichtsmaterial zitiert (Asia for Educators o. J.). In einer 2021 erschienenen Quellenanthologie zur neueren chinesischen Geschichte wiederum wird eine englische Übersetzung von Lebzeiten Lins zitiert anstatt der Übersetzung von Teng und Fairbank zitiert (Atwill und Atwill 2021, 47–50). Auch im deutschsprachigen Raum kann die vorliegende Quelle beim Thema chinesische Geschichte im 19. Jahrhundert als ein oft in Schulbüchern zitierter „Quellenklassiker“ gelten. In einer Analyse der China-Schul-Akademie von über 500 zwischen 2013 und 2023 veröffentlichten deutschen Geschichtsschulbüchern wurde die vorliegende Quelle in zwölf Schulbüchern als Material zitiert (Alle u. a. 2023, 187; Anders u. a. 2022, 44–45; Arbeiter u. a. 2020, 114; Bill u. a. 2020, 86; Brabänder u. a. 2018, 156; Brückmann u. a. 2019, 97; Brückner 2020, 70; Gentner u. a. 2020, 92; Martini 2022, 51; Onken 2017, 201; Schumacher u. a. 2023, 39; Zodel und Cornelißen 2020, 111 – außerdem auch in folgenden älteren Lehrmitteln: Mäding 2002, 93; Epkenhans u. a. 2008, 16). Meist zitieren die Schulbücher dabei nach bestehenden deutschen auszugsweisen Übersetzungen der vorliegenden Quelle – beispielsweise aus der des Sinologen Kai Vogelsang (Alle u. a. 2023, 187; Anders u. a. 2022, 44–45; vgl. Vogelsang 2013, 450), einer Übersetzung des chinesischen Germanisten Hu Kai 胡凯 (1976– ) und des deutschen Historikers Gerhard Schildt (1937–2023) (Brabänder u. a. 2018, 156; Brückmann u. a. 2019, 97; Onken 2017, 201; Zodel und Cornelißen 2020, 111; vgl. Hu und Schildt 2014, 94–96) sowie einer Übersetzung des Geschichtsdidaktikers Bodo von Borries aus dem Englischen (Arbeiter u. a. 2020, 114; Bill u. a. 2020, 86; Martini 2022, 51; Zodel und Cornelißen 2020,111; vgl. Borries 1986, 236 – die zugrundeliegende Übersetzung ist die von Teng und Fairbank). In einem weiteren Fall wird im Schulbuch aus der englischen Übersetzung von Teng und Fairbank neu ins Deutsche übersetzt und zitiert (Brückner 2020, 70) und in zwei Fällen, die allerdings vom selben Schulbuchautor stammen, nach einer zeitgenössischen englischen Übersetzung, erschienen im „Chinese Repository“ (Gentner u. a. 2020, 92; Schumacher u. a. 2023, 39) (zu dieser Übersetzung siehe den Abschnitt „Zur Quelle“ oben). Die Länge des Zitats aus dem Brief an die britische Königin unterscheidet sich in den Geschichtsschulbüchern teils deutlich – das kürzeste Zitat mit unter 100 Wörtern ist zu finden in Alle u. a. (2023, 187), das längste in im Vergleich dazu vierfacher Länge in Brabänder u. a. (2018, 156). In allen bis auf zwei Fällen (Gentner u. a. 2020, 92; Schumacher u. a. 2023, 39) wird dabei aber Lins moralischer Vorwurf, seine Frage nach dem Gewissen ausgewählt. Die im chinesischen Original eindeutige syntaktische Unterscheidung zwischen den britischen Opiumhändlern, nach deren Gewissen Lin fragt, und der britischen Königin, die Lin eben gerade nicht nach ihrem Gewissen fragt (vgl. den Abschnitt „Anmerkungen zur Übersetzung“ oben) wird dabei in allen Übersetzungen nicht deutlich. Teils wird die Frage direkt an die Königin gerichtet („Wo, bitte, ist euer Gewissen?“ vgl. die Übersetzung in Vogelsang 2013, 450; ebenfalls in der Übersetzung nach Fairbank und Teng in Brückner 2020, 70), teils wird durch Großschreiben der pronominalen Anrede („Euer Gewissen“ bzw. „Ihr Gewissen“) insinuiert, dass Lin hier die Königin direkt ansprechen würde. In den Übersetzungen von Hu und Schildt sowie von Borries werden anders als bei Vogelsang auch die vorhergehenden Sätze übersetzt, die zeigen, dass Lin sich auf die britischen Händler bezieht. Bei Hu und Schildt wird jedoch auch impliziert, dass Lin die Königin direkt anredet („Darf man fragen, wie es mit Ihrem Gewissen steht?“ in Hu und Schildt 2014, 96). Borries übersetzt aus dem Englischen offener: „Laßt uns fragen: ‚Was ist euer Gewissen?‘“ (Borries 1986, 236; ähnlich: Brückner 2020, 70) – woraus in den Schulbüchern dann allerdings eine direkte Anrede „Was ist Euer Gewissen?“ gemacht wird (Arbeiter u. a. 2020, 114; Bill u. a. 2020, 86; Martini 2022, 51). Diese Ungenauigkeiten in der Übersetzung führen dazu, dass die Argumentationsstrategien Lins gegenüber der britischen Königin in den Schulbüchern unklar bleiben. Unbefriedigend ist dies, da in den fünf Fällen, in denen in den Geschichtsschulbüchern in den begleitenden Arbeitsaufträgen eine eingehendere Beschäftigung mit dem Brief vorgeschlagen wird, die Schüler*innen vor allem die Argumentation Lins charakterisieren sollen (Anders u. a. 2022, 45; Arbeiter u. a. 2020, 115; Brückmann u. a. 2019, 97; Onken 2017, 201; Zodel und Cornelißen 2020, 111). Die für die Schulbücher ausgewählten Ausschnitte der vorliegenden Quelle umfassen meist nur den moralischen Vorwurf Lins – nur in drei Fällen werden darüber hinaus weitere Stellen der Quelle zitiert, wie Lins Vorgehen in Guangzhou (Brabänder u. a. 2018, 156) oder die von ihm erwähnte Verordnung über den zukünftigen Umgang mit Opiumhändlern (Gentner u. a. 2020, 92; Schumacher u. a. 2023, 39) – „Allen, die innerhalb der kommenden anderthalb Jahre unwissentlich [des Verbots] Opium herbringen, wird die Strafe erlassen […]“. Es kommt darüber hinaus teils auch durch die Arbeitsaufträge zu einer Reduzierung der Perspektiven und Komplexität, beispielsweise wenn ein Arbeitsauftrag impliziert, dass sich Lins Kritik gegen Großbritannien als Ganzes richte: „Fassen Sie die Kritik von Lin Zexu an Großbritannien zusammen.“ (Anders u. a. 2022, 45) Oder aber auch andersherum, wenn Lins Perspektive – ungeachtet der vorherigen chinesischen Debatten über den richtigen Umgang mit dem Opiumhandel (siehe den Abschnitt „Zum Opiumhandel“ oben) – als exemplarisch für ‚die chinesische Perspektive‘ gelten soll: „Arbeiten Sie aus M 4 die Position Chinas gegenüber dem britischen Opiumhandel heraus.“ (Arbeiter u. a. 2020, 115) Während die vorliegende Quelle in aktuellen deutschen Schulgeschichtsbüchern also als exemplarisch-typische, zeitgenössische chinesische Perspektive zum Opiumkrieg dargestellt wird, taucht sie in den aktuellen Geschichtsschulbüchern aus der Volksrepublik China nicht auf. Lin Zexu wird darin zwar erwähnt und gelobt (siehe den Abschnitt „Zur Rezeption von Lin Zexu in China“ oben) – anstelle seines Briefes werden jedoch ausländische Stimmen zitiert, um zu zeigen, wie unmoralisch der Opiumhandel war: Sowohl im Schulgeschichtsbuch für die untere Mittelschule (Renmin jiaoyu chubanshe 2017, 4) wie auch für die obere Mittelschule (Jiaoyubu zuzhi 2019, 92) wird der britisch-irische Beamte Robert Montgomery Martin (ca. 1801–1868) zitiert, der die negativen gesundheitlichen Folgen des Opiumkonsums in drastischen Worten betont. In einem aktuellen Geschichtsschulbuch aus Taiwan (Republik China) für die achte Klasse wird Lins Brief allerdings erwähnt und der Abschnitt zu Medizinalrhabarber paraphrasiert (Kong u. a. 2022, 132): „Vor Beginn des Opiumkriegs schickte Lin Zexu einen Brief mit drohendem Tonfall an Königin Victoria: ‚Wenn China aufhören würde, Tee und Rhabarber zum Verkauf zu exportieren, wie könntet ihr Briten dann überleben?‘“ Im folgenden Text wird ausgeführt, dass sowohl Lin Zexu als auch der Kaiser davon ausgingen, dass ein Stopp der Versorgung mit Tee und Medizinalrhabarber zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen auf britischer Seite führen würde – dies sei daher ein Versuch Lins gewesen, Krieg zu vermeiden, und sollte nicht als Beleg für seine Inkompetenz gewertet werden (Kong u. a. 2022, 132). In den begleitenden Arbeitsaufgaben sollen die Lernenden dann aber ausgehend vom Text Stellung zur Aussage von Fan Wenlan (siehe Abschnitt „Zur Rezeption von Lin Zexu in China“ oben) nehmen, dass Lin der erste gewesen sei, der die Welt mit offenen Augen betrachtet habe (Kong u. a. 2022, 133). Die Beispiele zeigen, dass die vorliegende Quelle in chinesischsprachigen Geschichtsschulbüchern kaum vorkommt – im Gegensatz zu den deutschen Schulbüchern, wo sie beim Thema China im 19. Jahrhundert als ‚Quellenklassiker‘ oft zitiert wird.
(Jonas Schmid, 19.03.2025) Alle, Markus, Kilian Bartikowski, Alexander Bayer, Stephan Busse, Hans-Joachim Cornelißen, Claudia Deglau, Steven Ditsch, u. a. 2023. Kursbuch Geschichte. Rheinland-Pfalz. Gesamtband. Hg. von Andreas Zodel. Cornelsen. https://www.cornelsen.de/produkte/kursbuch-geschichte-schulbuch-gesamtband-9783060662449 (zugegriffen: 2. Dezember 2022). Zitieren
Anders, Friedrich, Stephan Kohser, Heike Krause-Leipoldt, Ulrich Mücke und Thomas Ott. 2022. China und die imperialistischen Mächte. Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse. Buchners Kolleg - Themen Geschichte. Bamberg: Buchner. Zitieren
Arbeiter, Carsten, Nicola Becker-Waßner, Andreas Gawatz, Andreas Grießinger, Annette Hansing, Florian Hellberg, Michael Hoffmann, u. a. 2020. Geschichte 10. Baden-Württemberg Gymnasium. Hg. von Andreas Gawatz und Andreas Grießinger. Braunschweig: Westermann. Zitieren
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Atwill, David G. und Yurong Atwill, Hrsg. 2021. Sources in Chinese History: Diverse Perspectives from 1644 to the Present. Upper Saddle River [u.a.]: Prentice Hall. Zitieren
In diesem Band sind verschiedene ins Englische übersetzte Quellen zur chinesischen Geschichte seit 1644 zu finden. Im Mittelpunkt steht dabei die politische Geschichte, aber auch Themenfelder wie Gesellschaft und Kultur werden durch Quellen abgedeckt. Zu jedem Kapitel gibt es außerdem neben Textquellen auch mehrere Bildquellen. Teilweise werden neben klassischen Textquellen auch Filmskripte oder Lieder abgedruckt. Behandelte Themen sind unter anderem (in chronologischer Folge) die Gründung der Qing-Dynastie, die Beziehungen zu Europa, das Prüfungswesen, die Opiumkriege, Aufstände gegen die Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert, Reformbewegungen (Selbststärkungsbewegung, Hundert-Tage-Reform), der sogenannte „Boxeraufstand“, die politischen und kulturellen Entwicklungen der Republikzeit, die japanische Besatzung, der Aufstieg der Kommunistischen Partei, die Gründung der Volksrepublik China und spätere Entwicklungen (Großer Sprung, Kulturrevolution, Beziehungen zur UdSSR und USA, Reform- und Öffnungspolitik, Proteste 1989, Aufstieg Xi Jinpings). Die aktuelle Auflage endet mit einer Quelle aus dem Jahr 2020 zum Umgang mit Covid in der Volksrepublik China. Bill, Ulrike, Jens Breitschwerdt, Tobias Dietrich, Gerrit Dworok, Michael Epkenhans, Matti Münch und Peter Witzmann. 2020. Geschichte und Geschehen. Hg. von Michael Sauer. Stuttgart, Leipzig: Klett. Zitieren
Borries, Bodo von. 1986. Kolonialgeschichte und Weltwirtschaftssystem: Europa und Übersee zwischen Entdeckungs- und Industriezeitalter 1492-1830. 1. Aufl. Geschichtsdidaktik. Düsseldorf: Schwann. Zitieren
Brabänder, Michael, Verena Espach, Klaus Fieberg, Gabriele Kersting, Thomas Söhrnsen, Andreas Urban, Giuseppe Vazzana, Wolf Weigand und Wolfgang Woelk. 2018. Horizonte. Geschichte. 9. Jahrgangsstufe. Berlin und Brandenburg. Hg. von Ulrich Baumgärtner und Rainer Brieske. Braunschweig: Westermann. Zitieren
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Englischsprachige Quellensammlung (nur Textquellen) mit aus dem Chinesischen übersetzten Texten zu Kultur, Ideengeschichte und Politik von 1600 bis in die 1980er-Jahre. Auch Textquellen zur Geschichte des Christentums in China. Dodge, Austin. 2024. Philadelphia, PA Chinatown Lin Zexu Statue. flickr. 21. September. https://www.flickr.com/photos/155896017@N08/54096267719. Zitieren
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Ein knapper Überblick über die chinesische Geschichte seit 1800 mit einigen Quellen zu wichtigen Ereignissen oder Entwicklungen im Anhang. Der Fokus liegt auf der Politik- und Ereignisgeschichte. Eignet sich als Einstieg in die Thematik für Neulinge. Im Anhang sind einige Quellen zur Zeitgeschichte Chinas zu finden, die von den Autoren ins Deutsche übersetzt wurden – der Großteil der Quellen stammt aber aus der älteren Sekundärliteratur. Mögliche Leitfragen, die auch im Unterricht zur modernen chinesischen Geschichte, die auch im Unterricht behandelt werden könnten, werden angerissen: War die Gründung der Volksrepublik China eine nationale oder eine soziale Revolution? Ist China heute noch sozialistisch? Ist China auf dem Weg zur Weltmacht? Karl, Rebecca. 2001. The burdens of history: Lin Zexu (1959) and the Opium War (1997). Whither China: 229–62. Zitieren
Kuhfus, Peter. 2019. Ungleiche Verträge. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online. Brill. Zitieren
Li, Huaiyin. 2010. Between Tradition and Revolution: Fan Wenlan and the Origins of the Marxist Historiography of Modern China. Modern China 36, Nr. 3: 269–301. https://www.jstor.org/stable/20721314 (zugegriffen: 5. Februar 2025). Zitieren
Lovell, Julia. 2012. The Opium War: Drugs, Dreams and the Making of China. London: Picador. Zitieren
Julia Lovell bietet einen spannend geschriebenen Überblick über den Verlauf des Opiumkrieges. Mäding, Klaus, Hrsg. 2002. China: Kaiserreich und Moderne. Eine „ferne“ Gesellschaft zwischen Tradition und Revolution. 1. Auflage, 4. Druck. Kurshefte Geschichte. Berlin: Cornelsen. Zitieren
Band mit Darstellungstexten sowie Bild- und Textquellen zur Beschäftigung mit der chinesischen Geschichte von ihren Anfängen bis in 20. Jahrhundert im Geschichtsunterricht. Eingegangen wird für die Zeit ab 1800 auf die Erfahrungen mit dem Imperialismus, Konflikte mit Japan, Bürgerkriege, die Herrschaft der KPCh unter Mao sowie Marktwirtschaft und Sozialismus. Ein Fokus liegt auf der Politik- und Ereignisgeschichte. Unter den Materialien sind auch viele Darstellungstexte aus der älteren Forschungsliteratur, die mittlerweile teilweise überholt sind. Mao Haijian analysiert in seinem Werk vor allem die chinesische Seite –unter anderem ausführlich, warum die Truppen der Qing-Armee den britischen Truppen unterlegen waren. Martini, Heidi. 2022. Kurshefte Geschichte: China und die imperialistischen Mächte. Berlin: Cornelsen. https://www.cornelsen.de/produkte/kurshefte-geschichte-kurshefte-geschichte-china-und-die-imperialistischen-maechte-schulbuch-9783060660612. Zitieren
Jonas Schmid und Odila Schröder haben hier als fachliche Berater mitgewirkt. Mittag, Achim. 2019. Rhabarber. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online. Brill. Zitieren
Onken, Björn, Hrsg. 2017. Das waren Zeiten 2. Bamberg: Buchner. Zitieren
Platt, Stephen R. 2018. Imperial Twilight. The Opium War and the End of China’s Last Golden Age. New York: Vintage. Zitieren
Schumacher, Daniel, Walther L. Bernecker, Rüdiger Zoller, Hans-Jürgen Döscher, Ulrich Baumgärtner, Linda Brüggemann und Jelko Peters. 2023. Zeit für Geschichte. Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte. Hg. von Ulrich Baumgärtner. Westermann. Zitieren
Shuck, Jehu Lewis. 1840. Portfolio Chinensis: or a collection of authentic Chinese state papers illustrative of the historÿ of the present position of affairs in China. Macao: de Cruz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000003CF00000000. Zitieren
Spence, Jonathan D., Pei-Kai Cheng und Michael Lestz. 1999. The Search for Modern China. A Documentary Collection. 2. ed. New York ; London: Norton. Zitieren
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Theobald, Ulrich. 2022. zhaohui 照會, notifications to institutions of lower rank. In: ChinaKnowledge.de. 30. November. http://chinaknowledge.org/Literature/Terms/zhaohui.html. Zitieren
Vogelsang, Kai. 2013. Geschichte Chinas. 3., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Reclam. Zitieren
Um seinen Durchgang durch die chinesische Geschichte von ihren mythischen Anfängen vor tausenden von Jahren bis in die Gegenwart zu illustrieren, liefert der Autor auch viele kurze Auszüge aus chinesischen historischen Quellen, die sonst nicht in übersetzter Form auf Deutsch vorliegen. Seine Bewertungen historischer Ereignisse sollten jedoch nicht immer als abschließender Forschungsstand verstanden werden (beispielsweise kämpften im Opiumkrieg keine chinesischen Bauernmilizen sondern schlecht ausgestattete und schlecht organisierte Berufssoldaten gegen Großbritannien). Waley, Arthur. 1958. The Opium War Through Chinese Eyes. Stanford University Press. (zugegriffen: 24. Januar 2025). Zitieren
Wang, Edward Q. 2010. Lin Zexu’s “Moral Advice to Queen Victoria”. In: Milestone Documents in World History: Exploring the Primary Sources that Shaped the World, hg. von Brian Bonhomme und Cathleen Boivin, 933–941. Dallas: Schlager Group. Zitieren
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Zodel, Andreas und Hans-Joachim Cornelißen, Hrsg. 2020. Forum Geschichte 10. Baden-Württemberg. Imperien im Wandel: China, Russland und die Türkei. 1. Aufl. Berlin: Cornelsen. Zitieren
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