Die Volksrepublik China im Profil: Provinzen – Weiterführende Informationen

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Urheber*in: Jonas SchmidTitel: Verwaltungseinheiten der Volksrepublik ChinaDatum: 2024Bildrechte: CC BY-SA 4.0Autor: JoowwwwQuelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:China_blank_map.svgBildrechte: gemeinfreiEinordnung:

Zum administrativen Aufbau der Volksrepublik China

Insgesamt ist die Verwaltung der Volksrepublik China in sechs Ebenen unterteilt: Die Zentralebene (zhongyangji 中央级), die Provinzebene (shengji 省级), die Bezirksebene (diji 地级) sowie darunter die Kommunalverwaltung mit Kreisebene (xianji 县级), Gemeindeebene (xiangji 乡级 oder zhenji 镇级) und die Dorfebene (cunji 村级).

Zur Provinzebene gehören Stand 2021 22 Provinzen (beziehungsweise laut Regierung der Volksrepublik China 23, da Taiwan als Provinz Chinas betrachtet wird), fünf autonome Gebiete (zizhiqu 自治区) sowie vier regierungsunmittelbare Städte (zhixiashi 直辖市)“, zur Bezirksebene 333 Verwaltungseinheiten, zur Kreisebene 2.844 Verwaltungseinheiten, zur Gemeindeebene 38.741 Verwaltungseinheiten (Böhn 2023, 371). Insbesondere die Anzahl der Verwaltungseinheiten auf Gemeindeebene unterliegt dabei Schwankungen – laut dem statistischen Jahrbuch der Volksrepublik China 2024 gab es Ende 2023 38.658 Verwaltungseinheiten auf Gemeindeebene (National Bureau of Statistics of China 2024). Im statistischen Jahrbuch werden dabei für die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau sowie für Taiwan keine Zahlen der Verwaltungseinheiten genannt (National Bureau of Statistics of China 2024). Auch für die Dorfebene (die sich in Dörfer (cun )in ländlichen Gebieten und Wohnviertel (shequ 社区) in städtischen Gebieten unterscheidet) wird im statistischen Jahrbuch keine Gesamtanzahl angegeben.

Die 31 lokalen Verwaltungseinheiten der Volksrepublik China auf Provinzebene unterscheiden sich in 22 Provinzen, fünf autonome Regionen – Innere Mongolei (Nei Menggu 内蒙古), Xinjiang 新疆, Guangxi 广西, Ningxia 宁夏 und Tibet (Xizang 西藏) – mit einem hohen Anteil von Minderheiten an der Bevölkerung sowie vier regierungsunmittelbare Städte (Beijing 北京, Chongqing 重庆, Shanghai 上海, Tianjin 天津), die direkt der Zentralregierung unterstehen.

Die zwei ehemaligen Kolonien Hongkong (hochchinesisch: Xianggang 香港) und Macao (hochchinesisch: Aomen 澳門) im Süden Chinas gehören als Sonderverwaltungszonen ebenfalls zur Volksrepublik China, haben jedoch eigene Verfassungen und Gesetze.

Die in den Grafiken in grau eingezeichneten Gebiete sind umstritten: Die Volksrepublik China beansprucht sie zwar für sich, sie stehen de facto (abgesehen von Aksai Chin) jedoch nicht unter ihrer Kontrolle. Die Insel Taiwan 台湾 (offizieller Name: Republik China, Zhonghua Minguo 中華民國) mit 23,57 Mio. Einwohner*innen beispielsweise ist eine selbstverwaltete Demokratie, die in der Volksrepublik China jedoch offiziell als 23. Provinz gilt.

Auf der Karte nicht eingezeichnet sind von China beanspruchte Inseln im ost- und südchinesischen Meer – diese sind jedoch meist unbesiedelt. Zu den Gebietskonflikten siehe auch die Materialien Volksrepublik China: Umstrittene Gebiete und Der Konflikt im südchinesischen Meer.

Zur Datengrundlage

Für die Daten zur Bevölkerungszahl siehe das Material M2.1: Bevölkerung. Die Grundlage für diese Daten sind die offiziellen Zahlen des Nationalen Statistikamtes der Volksrepublik China. Die Volksrepublik China führt alle zehn Jahre einen Zensus durch, bei dem die gesamte Bevölkerung befragt wird und der daher die genauesten Daten zur Bevölkerungszahl liefert. Außerdem wird fünf Jahre nach einem Zensus ein sogenannter Mikro-Zensus durchgeführt, bei dem nur ein Prozent der Bevölkerung befragt wird. Die Bevölkerungsdaten für Jahre zwischen den Volksbefragungen werden auf der Grundlage der Geburtenraten errechnet und sind daher weniger genau als die Ergebnisse der Zensus. Der letzte Zensus wurde von November bis Dezember 2020 (der davor im Jahr 2010) durchgeführt und seine Ergebnisse wurden im Mai 2021 veröffentlicht.

Als Indikator der Wirtschaftskraft wurde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Verwaltungseinheit ausgewählt. Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Jahr erwirtschaftet werden und gibt somit Auskunft über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Für die Daten siehe: www.statista.com/statistics/278557/gdp-of-china-by-region/ (abgerufen im Dezember 2024). Auch diese Daten stammen vom Nationalen Statistikamt der VR China. Zur Problematik der Verwendung von offiziellen statistischen Daten (insbesondere wirtschaftlichen Daten) aus der VR China siehe das Material Statistiken aus der Volksrepublik China. Zur Thematik siehe außerdem das Material M2.5: Wirtschaftsleistung: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2020), das die Wirtschaftskraft der Provinzen im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl zeigt.

Schon gewusst? Weiterführende Literatur

Im Folgenden finden sich Quellen sowie teils weiterführende Literaturhinweise zu den in der interaktiven Karte im Bereich „Schon gewusst?“ genannten Fakten.

Anhui: Das Huang-Gebirge (Huangshan 黄山) in der Provinz Anhui ist bekannt für seine spektakulären Felsen und inspirierte seit langem chinesische Künstler*innen. Es ist UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe.

Beijing: In der Hauptstadt Beijing 北京 finden sich neben den staatlichen Regierungsinstitutionen auch viele der besten Universitäten des Landes – beispielsweise die Peking Universität (Beijing daxue 北京大学) oder die Tsinghua-Universität (Qinghua daxue 清华大学). Zum Abschneiden von Universitäten in internationalen Rankings siehe das Material Universitätsrankings (2023).

Chongqing: Die jüngste Verwaltungseinheit auf Provinzebene: Erst 1997 wurde die Stadt Chongqing und umgebende Gebiete aus der Provinz Sichuan herausgelöst. Siehe den Glossareintrag Chongqing.

Fujian: Fujian ist seit Jahrhunderten bekannt für seinen Tee (Rohrsen 2013, 37-40). Mittlerweile aber auch für Hightech: CATL (Contemporary Amperex Technology, chinesisch: Ningde shidai 宁德时代), der 2024 weltweit führende Anbieter von Batterien für Elektroautos stammt von dort (Scholle 2024). Weitere Informationen zu Deutschland und China in der Elektromobilität.

Gansu: In der Vergangenheit war Gansu ein wichtiger Knotenpunkt der später sogenannten „Seidenstraße“ – ein Handelsnetz, das China mit Zentralasien und Europa verband (Hansen 2012, 9).

Guangdong: Guangdong ist nicht nur die bevölkerungsstärkste Provinz, sondern auch das wirtschaftliche Kraftzentrum der Volksrepublik China.

Guangxi (autonome Region): Guangxi ist eine autonome Region, da hier die ethnische Minderheit der Zhuang lebt – mit über 18 Millionen Chinas größte ethnische Minderheit. Weitere Informationen zu ethnischen Minderheiten.

Guizhou: Das bekannteste Exportprodukt der Industriearmen Provinz Guizhou: Der teure Edelschnaps Maotai 茅台, lange Zeit auch die wertvollste Alkoholmarke der Welt (Böllinger 2021).

Hainan: Die kleinste Provinz, aber wegen seiner Strände und tropischem Klima ein beliebtes Reiseziel (Seipp 2022).

Hebei: Die Provinz Hebei umarmt die Hauptstadt Beijing: Kein Wunder also, dass viele der bekanntesten Abschnitte der Großen Mauer sich in Hebei befinden. Siehe dazu die Karte von Dörrbecker 2008.

Heilongjiang: Die Provinz Heilongjiang 黑龙江 grenzt an Russland. Im Winter gibt es hier Temperaturen von bis zu minus 20 Grad. In der Hauptstadt Harbin 哈尔滨 findet daher ein bekanntes Eisfestival statt. Für das Klimadiagramm von Harbin siehe Hedwig in Washington 2007.

Henan: Die Provinz Henan ist die Kornkammer der Volksrepublik China – hier wird mehr landwirtschaftlich produziert als überall sonst. Weitere Informationen.

Hubei: Hubei wird vom Jangtse durchquert, an dem sich auch der berühmte Drei-Schluchten-Damm befindet. Weitere Informationen zu Chinas größten Flüssen.

Hunan: Hunan ist bekannt für seine scharfe Küche (Höllmann 2010, 110f).

Innere Mongolei (autonome Region): Diese autonome Region ist für ihre weiten Grassteppen und nomadische Kultur bekannt. Sie ist Heimat der ethnischen Minderheit der Mongolen und grenzt an die Mongolei, ein eigenständiger Staat.

Jiangsu: Seit Jahrhunderten wirtschaftliches Zentrum und kulturreiche Landschaft. Oder wie es auf Chinesisch sprichwörtlich heißt: „Im Himmel gibt es das Paradies, auf Erden gibt es die Städte Hangzhou und Suzhou“ (shang you tiantang, xia you Su Hang 上有天堂下有苏杭) – die Zentren der Provinz Jiangsu (Strobel y Serra 2018).

Jiangxi: Jahrhundertelang lag hier, in der Stadt Jingdezhen 景德镇, das Weltzentrum der Porzellanproduktion (Finlay 2010, 17-46). Im Englischen wird Porzellan bis heute auch noch "China" genannt.

Jilin: Als Teil der drei Provinzen im Nordosten (Dongbei 东北) war und ist Jilin ein Zentrum der Schwerindustrie. In der Hauptstadt Changchun hat auch Volkswagen ein großes Werk.

Liaoning: Als Teil der drei Provinzen im Nordosten (Dongbei 东北) war und ist Liaoning eine bedeutende Industrieregion. Gleichzeitig sind der Nordosten und Liaoning auch die Heimat vieler bekannter chinesischer Comedians (Yang 2023) – beispielsweise Zhao Benshan (赵本山, 1957- ), Li Xueqin (李雪琴, 1995- ) oder die Schauspielerin Ma Li (马丽, 1982- ), die vor allem in Komödien auftritt.

Ningxia (autonome Region): Obwohl es im Winter in Ningxia bis zu minus 20 Grad kalt werden kann, hat sich die Region in den letzten Jahren zu einem bekannten Weinanbaugebiet insbesondere für Rotweine entwickelt. Diese erhielten auch international Preise (Yang 2021).

Qinghai: Benannt ist diese Provinz nach dem „türkisblauen Meer“ (Qinghai 青海), einem über 4.000 Quadratkilometer großen Salzsee.

Shaanxi: In vielen Dynastien der chinesischen Geschichte lag hier die Hauptstadt. Auch der erste Kaiser ließ sich hier ein Grabmal errichten – darin befindet sich die berühmte Terrakotta-Armee.

Shandong: In der Provinz Shandong liegt die Stadt Qingdao, die von 1897 bis 1914 deutsche Kolonie war. Weitere Informationen.

Shanghai: Als Weltmetropole und Wirtschaftszentrum steht natürlich auch das im Jahr 2024 höchste Gebäude der Volksrepublik China (und zweithöchste weltweit) in Shanghai – der 632 Meter hohe Shanghai Tower.

Shanxi: Ganz viel Kohle: In Shanxi liegen knapp ein Viertel der bekannten Kohlevorkommen der Volksrepublik China (He und Fu 2024).

Sichuan: Die bergige Provinz Sichuan ist nicht nur für ihr scharfes Essen bekannt, sondern auch Heimat von „Chinas nationalem Schatz“ (Jiang 2018) – den Pandas.

Tianjin: Teile der Hafenstadt Tianjin vor den Toren der Hauptstadt Beijing wurden im 19. Jahrhundert an ausländische Staaten, darunter auch Deutschland und Österreich-Ungarn abgetreten werden (Falser 2022). Bis heute finden sich dort Gebäude in ausländischem Stil.

Tibet (autonome Region): Die autonome Region Tibet ist die am dünnsten besiedelte Provinz Chinas mit nur durchschnittlich 3 Einwohner*innen pro Quadratkilometer. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Verwaltungseinheiten_der_Volksrepublik_China_nach_Einwohnerzahl.

Xinjiang (autonome Region): Bekannt wurde die autonome Region Xinjiang vor allem durch die Berichte über Unterdrückung der ethnischen Minderheit der Uigur*innen dort. Was hat das mit dort produzierter Baumwolle und in Deutschland verkaufter Kleidung zu tun? Dazu gibt es hier weitere Informationen.

Yunnan: Die Provinz Yunnan im Südwesten der Volksrepublik China ist die biologisch vielfältigste im ganzen Land (Qian u. a. 2020).

Zhejiang: Zhejiang ist bekannt als Heimat vieler erfolgreicher Privatunternehmen, darunter der Onlinehändler Alibaba. Weitere Informationen zu Privatunternehmen in der Volksrepublik China.

Viele der hier beschriebenen Charakteristika stehen auch in Zusammenhang mit der naturräumlichen Ausstattung der Volksrepublik China. Einen Überblick darüber bietet das Material Volksrepublik China: Naturräume.

Einige der Provinznamen beinhalten auch bereits eines der Schriftzeichen für die vier Himmelsrichtungen (dong „Osten“, xi 西 „Westen“, nan „Süden“ und bei „Norden“), die auf ihre geografische Lage hinweisen. Beispielsweise Hebei 河北 („Nördlich des [Gelben] Flusses“) und Henan 河南 („Südlich des [Gelben] Flusses“). Hierzu haben wir ein Arbeitsblatt erarbeitet, das wir Ihnen gerne bei Nachfrage per Mail zur Verfügung stellen.

Vergleiche mit Europa und den USA

Einen interessanten Einblick in die Charakteristika der Provinzen der Volksrepublik China bieten auch chinesische Perspektiven. So antwortet der Nutzer „Dongli Yunyuan Fenglinwan“ 东篱韵苑枫林湾 auf der Frage-und-Antwortplattform Zhihu auf die Frage „Wenn man China mit Europa vergleichen würde, welches europäische Land würde am besten zu welcher chinesischen Provinz passen?“(如果倘若以现在的中国类比欧洲,中国各省相当于欧洲哪国最恰当?) im September 2024 beispielsweise wie folgt:

„Jiangsu, Zhejiang und Shanghai = England und Niederlande: Fruchtbarer Boden, hohe Bevölkerungsdichte, Handel und Gewerbe hoch entwickelt, ohne Zweifel die wohlhabendste Region in China (Europa).

Shandong, Shanxi und Henan = Frankreich: Die zentralchinesische Ebene zeichnet sich aus durch hoch entwickelte Landwirtschaft, eine große Bevölkerung und eine starke akademische Atmosphäre. Der […] Staat Lu [in der heutigen Provinz Shandong] war die Heimat von Konfuzius und Mengzi und Paris ist das akademische Zentrum Europas. Die französische Küche ist für ihren Luxus und ihren gehobenen Stil bekannt, und auch die Küche von Shandong ist mit ihren wertvollen Zutaten und der repräsentativen höfischen Küche die Spitze der acht großen Küchen.

[…]

Drei östliche Provinzen, Innere Mongolei = Russland, Ukraine: Schwarzer Boden, hohe Breitengrade, reichlich Öl, Schwerindustrie, viele Birken, gute Trinker.

Hunan, Hubei = Deutschland, Österreich: Deutschland ist für den Schwarzwald bekannt, und Hubei wurde in der Antike Jingchu genannt, mit dornigen Büschen, die überall wuchsen. Beide liegen im Zentrum ihrer jeweiligen geografischen Regionen. Deutschland ist der Verkehrsknotenpunkt Europas, während Hubei neuen Provinzen miteinander verbindet. Beide sind wichtige Knotenpunkte für den Wassertransport: Die Flüsse Yangtze und Han in Hubei und der Fluss Xiangjiang in Hunan verbinden das Yangtze-Delta und das Perlflussdelta. Deutschland und Österreich liegen am  Zentrum von Rhein und Donau. […]

Shaanxi, Gansu, Ningxia = Spanien, Portugal: 60% von Spanien sind gebirgig, während Shaanxi zu 80% aus Gebirge besteht. Beide sind trocken und haben karge Böden. Die Menschen sind zäh und streitlustig, sie sind wilde Kämpfer. Der Staat Qin eroberte ganz China und annektierte die acht Barbarenstaaten. 168 Spanier eroberten das Inka-Reich. Sowohl Spanien als auch Portugal legten großen Wert auf die Erschließung von Handelsrouten. Sie läuteten das Zeitalter der Entdeckungen ein und suchten nach Handelsrouten nach Indien und China. Die Dynastien mit Hauptstadt in Chang'an [heute bei Xi'an, Hauptstadt der Provinz Shaanxi] arbeiteten hart daran, die Regionen im Westen zu erschließen und die Seidenstraße voranzutreiben.

Jiangxi = Tschechische Republik, Slowakei: Jiangxi ist als Südspitze von Wu und Nordende von Chu bekannt und liegt an der Schnittstelle der Kulturen von Wu und Yue sowie der Kulturen von Jing und Xiang. Die Tschechische Republik liegt auch an der Schnittstelle der germanischen Kultur im Westen und der slawischen Kultur im Osten. Sowohl die Tschechische Republik als auch die Slowakei sind Flachland und hügelige Gebiete, die von Bergen umgeben sind, genau wie Jiangxi. Böhmisches Kristall ist in ganz Europa berühmt, während Keramik aus Jingdezhen in ganz China verkauft wurde. […]

[…]

Chongqing = Schweiz: Ein hoher Anteil an gebirgigem Land macht es leicht zu verteidigen, aber schwer anzugreifen. […]

Sichuan = Italien: Fruchtbares Land, wohlhabende Wirtschaft, friedliebend, aber nicht sehr kampfstark. Haben eine ausgeprägte Esskultur.

Guangdong, Hainan, Fujian = Dänemark, Norwegen: Entwickelte Schiffbauindustrie, florierender Seehandel und eine große Anzahl von Einwanderer*innen.

Xinjiang = Türkei

Tibet = Balkanhalbinsel“ (Dongli Yunyuan Fenglinwan 东篱韵苑枫林湾 2024)

Einen weiteren Einblick in die chinesischen Stereotype über verschiedene chinesische Provinzen findet sich auch in einer Ausgabe des Newsletters „Chinese Doom Scrool“ vom 06.02.2023. Die Autorin, laut Selbstaussage geboren Mitte der 1990er-Jahre im ländlichen Shandong 山东, in den USA aufgewachsen und dort lebend, gibt dabei ihre (wie sie selbst auch zugibt, vor allem negative) Perspektiven auf verschiedene Provinzen der Volksrepublik China auch im Vergleich mit den USA wieder:

Anhui: Wer bitte? Die Provinz, die man am ehesten vergisst, wenn man Provinzen aufzählt. So unbedeutend, dass es kaum Klischees über sie gibt, außer dass sie ... arm sind? Sie sind das ländliche Drecksloch um Shanghai herum. Es ist wie das Rhode Island von China. Die Leute vergessen immer wieder, ob es sich um eine echte Provinz oder nur um eine Stadt handelt.

Fujian: Fischer, die immer noch Poseidon verehren, irgendwie sexistisch (?), isst man in Guangdong zum Frühstück. Verdammt unverständliche Dialekte. Klein. Wie das Louisiana von China.

Guangdong: Glaubt, dass alles nördlich von Guangdong „Der hohe Norden“ ist, isst gerne Fujian-Leute, spricht Kantonesisch, trinkt scheiß viel Tee und Suppe. Ob Bettler oder Milliardär, es gibt nur eine Standard-Kleidung in Guangdong: Unterhemd, Shorts und Sandalen. Shenzhen ist das Silicon Valley Chinas und damit so etwas wie das Kalifornien Chinas. Es ist entspannt, aber mit einem sehr hohen BIP und wirtschaftlicher Stärke.

Gansu: Seidenstraße! Hübsche Wandmalereien in Dunhuang an der Seidenstraße! Aber auch superarm. Die ärmste Provinz in China. So so arm. Es ist wie das Mississippi von China, wenn Mississippi vor langer Zeit Amerikas größte Kathedrale oder so was gebaut hätte.

Guizhou: Lao Gan Ma Sauce, die Rettung vieler chinesischer Student*innen im Ausland. Sie ist billig und erinnert einen an zu Hause. Moutai, der einzige gute harte Alkohol in China. Die Leute hier können Voodoo. Außerdem sind sie superarm. Sie haben aber scheiß viele Berge. Sie haben so viele Berge, dass die Japaner sie im Zweiten Weltkrieg nicht einmal angreifen konnten. Sie haben so viele Berge, dass sich SARS nicht einmal in Guizhou ausbreiten konnte. So viele verdammte Berge. Es ist wie das West Virginia von China, wenn die West Virginians Voodoo könnten.

Henan: Klaut Kanaldeckel. Klaut generell. Viele Betrüger und Schwindler kommen von hier. Das sind alles Kriminelle, die nicht genug duschen. […]

Hebei: Wird oft von Peking schikaniert. Hat superstarke Frauen, die sich wehren, wenn man ihren Mann schikaniert. Abgesehen davon gibt es nicht viele Klischees über Hebei. […]

Hubei: Redet super laut. Sind intrigante, gerissene, skrupellose Geschäftsleute, die einen übers Ohr hauen und in den Ruin treiben, wenn man nicht rund um die Uhr auf der Hut ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Vergleich ich hier anstellen soll. Vielleicht sind sie das DC Chinas.

Hunan: Alles ist scharf. Sie haben das Gericht „Rote Chilischoten angebraten mit grünen Chilischoten“ erfunden, ihr lokaler Fernsehsender hat die meisten Reality-TV-Shows aller Sender. Ihre Mädchen sind noch schärfer als ihre Chilischoten. Das ist ein Stereotyp, das spezifisch genug ist, dass ich nicht ganz sicher bin, welchem Bundesstaat es entspricht. New Mexico vielleicht?

Hainan: Insel, heiß, die Menschen sind superfaul und kaum ehrgeizig, geformt wie der Kopf von Peppa Wutz, Kokosnüsse. Es ist definitiv das Hawaii Chinas.

Heilongjiang: Es ist ein Teil des Dongbei-Dreiländerecks, und alle drei dieser Staaten haben weitgehend das gleiche Klischee. Viel organisiertes Verbrechen, die Leute geben gerne an und prahlen und erfinden Geschichten, die Leute trinken viel zu viel, die Geburtsstätte der chinesischen Stand-up-Comedy, jeder dort ist ein Komiker, der lustigste Akzent in China, super extrovertiert. Sie sind das Texas von China. Aber kalt und verschneit.

Jilin: Ein Teil des Dongbei-Dreiecks, im Grunde gleich wie Heilongjiang oben.

Liaoning: Ein Teil des Dongbei-Dreiecks, siehe Heilongjiang oben.

Jiangsu: Reich, viel Geschichte, hat Nanjing, die Menschen sind dafür bekannt, hochnäsig und besserwisserisch zu sein und die Gefühle anderer Menschen zu ignorieren. Sie sind wie das Connecticut Chinas, zumindest die Teile mit dem alten Geldadel.

Jiangxi: Super hohe Brautpreise! Die Leute sehen sich bei allem in einem Wettbewerb, vor allem bei Schulbildung. Sie lernen sehr viel, aber nur für die Prüfungen. Kurzsichtig und gierig, besessen von kleinen Gewinnen. Sehr konservativ. Eigentlich nicht so arm, aber sie sehen so aus, weil sie ärmer sind als alle umliegenden Provinzen. Jiangxi ist einfach irgendwie ... enttäuschend mittelmäßig. Wie das Indiana von Amerika.

Qinghai: Totales Hinterland, extrem niedrige Bevölkerungsdichte, viele ethnische Minderheiten, superkorrupte Kommunalverwaltungen und große Armut. Definitiv das Oklahoma Chinas.

Sichuan: PANDAS. Mahjong. Hotpot jeden Tag. Super wilde und feurige Frauen. Männer, die Angst vor ihren Frauen haben. Höchste Konzentration an Hausmännern. Unaufhörlich optimistisch und fröhlich. Ich schätze, ein bisschen wie das Montana Chinas, wenn Montana viele Vollzeit-Hausmänner hätte?

Shandong: Super große Menschen. Noch größere Lauchstangen. Geburtsort von Konfuzius, der dort sehr ernst genommen wird. Zum chinesischen Neujahrsfest muss man sich vor den älteren Verwandten verbeugen. TRAKTOREN. Super strenge Schulen. Qingdao-Bier – eine Art chinesisches Budweiser. Trinken am meisten in China. Frauen dürfen nicht am selben Tisch wie Männer essen. […]

Shaanxi: TERRAKOTTA-ARMEE. Super direkt. Hat keine Zeit für diesen ganzen Bullshit. Kommt direkt zur Sache. Die meisten Männer gehen zum Militär? Isst scheiß viel Kohlenhydrate. Mag Volkslieder? Ihr Dialekt klingt, als stünden sie immer kurz vor einem Kampf. Irgendwie impulsiv. Vielleicht das Georgia Chinas? Aber statt eines Südstaaten-Akzents sprechen alle Deutsch.

Shanxi: Sind alles Geizhälse. Wie Millionäre, die ein erfolgreiches Unternehmen haben, aber nebenbei noch hochverzinsliche Kredite vergeben, die Tag und Nacht auf einem Feld arbeiten, nur Reis und Bohnen essen und seit Generationen dieselbe Jacke tragen. Super sanftmütig und gehorsam – kein einziger großer Bauernaufstand in der chinesischen Geschichte hat in Shanxi begonnen. Nicht ein einziges Mal. Sie lassen sich alles gefallen. Angst vor Autorität. Sitzen buchstäblich einfach da und verhungern, anstatt zu kämpfen. Aber sie kriechen den Autoritäten in den Arsch – jeder versucht, ein Regierungsbeamter zu werden. […]

Zhejiang: Neureich, mehr Geld als Geschmack, gibt gerne an, jeder hat Geliebte, stellt die zwielichtigsten und minderwertigsten Produkte her, Unternehmen gehen immer wieder pleite, weil der Chef mit dem ganzen Geld abgehauen ist. Vielleicht das Kalifornien Chinas? Vor allem, wenn man die Betrügereien von Internetfirmen mitzählt, nehme ich an.

Yunnan: PILZE, Menschen, die wegen PILZEN in die Notaufnahme gehen, Menschen, die aus der Notaufnahme entlassen werden, um weiter PILZE zu essen, HALLUZINOGENE PILZE. Es ist das Colorado Chinas, wenn man statt Marihuana PILZE hätte.“ (Molly’s Substack 2023)

(China-Schul-Akademie, 20.12.2024)

Verwendete Literatur

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Höllmann, Thomas O. 2010. Schlafender Lotos, trunkenes Huhn. Kulturgeschichte der chinesischen Küche. München: Beck. Zitieren

Thomas Höllmann, ehemaliger Professor am Institut für Sinologie der Ludwig Maximilians-Universität München, bietet in seinem Werk eine Einführung in die Vielfalt der sogenannten "chinesischen Küche". Er spannt dabei den Bogen von Konfuzius bis Mao Zedong und geht nicht nur auf Grundnahrungsmittel wie Reis, Getreide, Gemüse, tierische Produkte, Tee, Alkohol, sondern auch darauf ein, wie Essen die Gesellschaft prägte und umgekehrt.

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