M2.1: ZENSIERT! Das Pen &-Paper-Rollenspiel
Spielanleitung (A4)
https://www.china-schul-akademie.de/wp-content/uploads/2024/07/M2_1_PenPaper_Spielanleitung_A4.pdf
Spielfeld (A3)
http://www.china-schul-akademie.de/wp-content/uploads/2024/07/M2_1_PenPaper_Spielfeld_A3.pdf
Am 4. Juni 1989 wurden in Beijing bereits seit Monaten andauernde friedliche Proteste, v.a. von Studierenden, die sich u.a. für demokratische Reformen einsetzten, von Polizei und Militär gewaltsam niedergeschlagen. Dabei starben viele v.a. junge Studierende, deren Eltern sich u.a. in Gruppen wie „Tian‘anmen-Mütter“ für ein Gedenken an die Proteste und deren Niederschlagung einsetzen.
Siehe auch: https://www.china-schul-akademie.de/glossar/tiananmen-massaker/
Homosexualität gilt in der VR China zwar nicht mehr als kriminell, und in chinesischen Großstätten wie Shanghai gibt es offen queer lebende Chines*innen und Veranstaltungen der Community. Zwischen 2009 und 2019 gab es in Shanghai sogar eine jährlich stattfindende Shanghai Pride und Filmwochen zum Thema. Jedoch wird Aktivismus zum Thema mittlerweile wieder stärker eingeschränkt – 2021 wurde eine große Zahl von WeChat-Gruppen universitärer LGBTQ-Gruppen geschlossen. Eine Gruppe würde also mit der Organisation einer solch großen Veranstaltung ins Blickfeld der Behörden geraten. Seit 2003 findet einmal jährlich in der Hauptstadt Taiwans, in Taipeh, eine Großveranstaltung der LGBTQ* Community statt. Über diese Veranstaltung kann in der VR China berichtet werden.
Siehe auch: https://www.china-schul-akademie.de/lernmodule/queer-in-china/
Dies ist eine Propagandaphrase der Partei. Ethnische Minderheiten sind Volksgruppen, die in der Volksrepublik China leben und nicht der Mehrheit der Han-Chines:innen (ca. 92%) angehören. Ethnische Minderheiten gelten zwar offiziell als besonders geschützt, dennoch gibt es Konflikte zwischen Ethnien in der Volksrepublik. Außerdem werden einzelne Minderheiten, besonders die in den Randgebieten Chinas lebenden Tibeter und Uiguren systematisch unterdrückt.
Siehe auch: https://www.china-schul-akademie.de/lernmodule/mxj/lerneinheiten/mxj-l1/materialien/mxj-l1-m1/
Schlechte Luftqualität, aufgrund von Industrie, Kohlekraftwerken, Verkehrsabgasen oder Sandstürmen, bereitet Chines*innen große Sorgen. Die chinesische Regierung reguliert Abgase über Vorgaben zur Nutzung von Verbrennungsautos, der Intensität der industriellen Produktion usw. Dennoch ist in vielen chinesischen Städten hohe Luftverschmutzung messbar. Die schnelle wirtschaftliche Entwicklung Chinas geht mit großen Umweltbelastungen einher. Nachhaltige Entwicklung wird zwar angestrebt, entsprechende Regularien sind jedoch nicht ausreichend implementiert. Tatsächlich greift die Regierung regelmäßig in die Produktionsabläufe von emissionsintensiven Fabriken ein, um die Luftqualität zu verbessern. Lokalpolitiker sind angehalten Luftqualitätsstandards zu erfüllen. Die Zensurbehörde könnte jedoch in Verbindung mit dieser Nachricht ausgewählte Schlagwörter präventiv zensieren, um kritischen Antworten auf diese Meldung vorzubeugen – etwa Beschwerden über unzureichenden Umweltschutz durch die Regierung oder Beschwerden von Seite der Fabrikarbeiter*innen.
Korruption stellt ein Problem dar, dass die Legitimität der Partei direkt in Frage stellt. Offiziell geht die Partei im Rahmen einer Anti-Korruptionskampagne gegen Korruption vor. Daher wird die Verurteilung eines korrupten Beamten Megastadt Chongqing als Erfolg gefeiert. Oft werden Probleme wie Korruption lokal zugegeben, die Zentralregierung soll jedoch skandalfrei wirken. Dieser Beitrag deutet auf die Verurteilung des ehemaligen Parteichefs der Millionenstadt Chongqing, Bo Xilai (1949- ), zu lebenslanger Haft. Bo war ein hochrangiger chinesischer Politiker, zwischen 2007-2012 Parteichef der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing und Mitglied des Politbüros. Er galt vor 2012 als wichtigster Konkurrent von Xi Jinping (1953- ). Bo machte sich mit einer Kampagne gegen organisierte Kriminalität, Offenheit für Auslandsinvestitionen, Initiativen für sozialen Ausgleich und eine Kampagne zur Widerbelebung „roter Kultur“ einen Namen. 2012 wurde er wegen der Verstrickung in den Mord eines britischen Unternehmers und Korruption festgenommen. Reaktionen auf seine Festnahme und Verurteilung waren heftig und gespalten. Die Verurteilung von Bo Xilai und die Verurteilung weiterer ab 2013 im Rahmen der von Xi Jinping initiierten Anti-Korruptionskampagne angeklagten Politiker*innen werden als Erfolg gefeiert. Dennoch kann über Korruption nur in einem engen Rahmen gesprochen werden. Der hier neutral formulierte Beitrag könnte einer offiziellen Pressemeldung entstammen. Die weitere Diskussion des Themas in einem Gruppenchat würde aber bald an die Grenzen des Sagbaren stoßen, da Schlagwörter, etwa die Namen konkreter Politiker*innen zensiert werden.
Baozi 包子 sind gedämpfte Teigtaschen, die oft als Snack an der Straßenecke erhältlich sind, aber auch in Restaurants und daheim zubereitet werden. Dieser Beitrag ist als unkritisch einzustufen, wobei selbst Kochkunst oft unvorhergesehene politische Dimensionen entwickeln kann: So wird Xi Jinping seit seinem Besuch in einem Baozi-Shop in Beijing kurz nach seinem Amtsantritt 2013 oft als Xi Baozi 习包子 bezeichnet.
Chinas politisches System lässt Wahlen auf Lokalebene zu, Vertreter auf Provinz- bzw. nationaler Ebene werden jedoch indirekt gewählt und Kandidaten von der Kommunistischen Partei ausgewählt. Dieses als „demokratischer Zentralismus“ bezeichnete Prinzip gilt als unumstößlich, Reformen wurden in den 1980er und frühen 2000er Jahren zwar diskutiert, Wahlen auf nationaler Ebene gelten jedoch als Risiko für die Stabilität der Volksrepublik.
Siehe auch: https://www.china-schul-akademie.de/glossar/demokratieverstaendnis-in-der-vr-china/
Make-up Tutorials werden auch in der VR China von Millionen Zuschauern angeschaut. Ein Make-up Tutorial Video könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit unzensiert geteilt werden. Problematischer wären Videos von Männern, die sich in Alltagssituationen schminken. Während Schminke für Männer sich vor einigen Jahren noch großer Beliebtheit erfreute, ist diese „Verweiblichung“ der Partei mittlerweile ein Dorn im Auge. So werden im Staatsfernsehen etwa die Ohrringe männlicher Popstars zensiert.
Die VR China betrachtet Taiwan als Teil ihres Territoriums. In offiziellen Karten aus der VR China wird Taiwan daher als Provinz (sheng 省) der VR China eingezeichnet.
Siehe auch: https://www.china-schul-akademie.de/lernmodule/taiwan/lerneinheiten/m-taiwan-l1/materialien/m-taiwan-m1-1/
In Folge der sogenannten Ein-Kind-Politik in der VR China und einer traditionellen Vorliebe für Söhne gibt es gerade in ländlichen Gebieten der VR China einen deutlichen "Männerüberschuss". Bei den unter 30-Jährigen kommen heute in der VR China auf 100 Frauen mehr als 110 Männer. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass aktuell etwa 30 Millionen chinesische Männer keine Partnerin finden werden. Dieser Überschuss von Männern wird historisch oft mit sozialer Instabilität und Konflikten in Verbindung gebracht – eine Gefahr, der sich auch die KPCh bewusst ist. Vorschläge von chinesischen Wissenschaftlern, diesen Männerüberschuss auszugleichen, indem beispielsweise Frauen mehrere Männer heiraten können oder Single-Männer aus ländlichen Regionen gefördert werden Single-Frauen in den Städten zu heiraten, führen im chinesischen Internet immer wieder zu kontroversen Diskussionen.
Eines der Jahrhundertziele der Kommunistischen Partei China war es alle Chines*innen aus der extremen Armut zu befreien, also einen Lebensstil über dem Existenzminimum zu sichern. Dieses Ziel wurde 2021, 100 Jahre nach Gründung der KPCh für erreicht erklärt. Tatsächlich konnten durch wirtschaftliche Entwicklung und Investitionen in ländliche Gegenden viele Millionen Chines*innen ihren Lebensstil erheblich verbessern. Dennoch ist Armut nach wie vor ein Problem: Die meisten Chines*innen leben zwar über der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 2,15 USD pro Tag pro Person. Da China jedoch mittlerweile ein Land mit oberem mittlerem Einkommen ist, müsste die Armutsgrenze bei über 5 USD pro Tag pro Person liegen. Nach dieser Berechnung befinden sich noch über 10% der Bevölkerung der VR China in Armut. Viele der "aus der Armut befreiten" Personen sind zudem von Regierungshilfen abhängig. Das Bildungsniveau gerade auf dem Land sehr niedrig.
Viele Lokalregierungen in der VR China sind hoch verschuldet. Dies führt teils zu Lohnausfällen im öffentlichen Dienst. Auch Lehrer*innen sind davon betroffen. Nachrichten über solche Probleme sind zulässig, solange die Zentralregierung ordnend eingreifen konnte. Streiks oder Proteste von Betroffenen kommen trotz Einschränkungen immer wieder zustande, werden jedoch meist schnell polizeilich aufgelöst.
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-zensur-m2-1]