Taiwan – „Schöne Insel“, fragiler Status
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Lerneinheit 1: Annäherung an Taiwan1 Material|1 Aufgabe
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Lerneinheit 2: Die Geschichte Taiwans1 Material|1 Aufgabe
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Lerneinheit 3: Das politische System der Republik China (Taiwan)3 Materialien|3 Aufgaben
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Lerneinheit 4: Der aktuelle Konflikt - Einzelarbeit2 Materialien|2 Aufgaben
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Lerneinheit 5: Der aktuelle Konflikt - Gruppenarbeit1 Material|2 Aufgaben
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Lerneinheit 6: Interview: Eine taiwanesische Perspektive auf den Taiwan-Konflikt1 Material|1 Aufgabe
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Lerneinheit 7: Taiwan auf internationaler Ebene3 Materialien|4 Aufgaben
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Lerneinheit 8: Die wirtschaftliche Bedeutung Taiwans
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Lerneinheit 9: Facetten taiwanesischer Identität2 Materialien|3 Aufgaben
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Lehreinheit 10: Taiwans digitale Demokratie – Ein Vorbild für Deutschland?5 Materialien|6 Aufgaben
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Ergänzende Materialien: Taiwanesische Jugendkultur im Buch3 Materialien|3 Aufgaben
M10.3: Taiwans erste Digitalministerin im Interview
Der deutsche Journalist Andreas Cichowicz interviewte für den ARD Weltspiegel 2019 die taiwanesische Digitalministerin Audrey Tang. Der Ausschnitt 0:00 – 01:48 wendet sich der digitalen Demokratisierung zu.
Transkripte
Sprecher 1
Audrey, in a nutshell, what is your vision, your perception of a digital democracy, which attributes will it entail?
Sprecher 2
A digital democracy is democracy with huge additional spaces so that people can not be ?(called?) to, also listened to. In the radio and television, we can speak to millions of people. But using the internet, we can listen to millions of people. And more importantly, millions of people can listen to one another.
Sprecher 1
And is that new society or digital society about transparency or about participation, how do you envisage it?
Sprecher 2
It’s about listening and it’s about trust, it’s about the government trusting the people without requiring the people trusting back. And all the digital technologies is here just to amplify the trust that people can get in their face to face setting. The problem was that this kind of trust only existed in a relatively small hall with a relatively small amount of people, but using digital technologies we can amplify this trust to millions of people, between millions of people, and that is the vision.
Sprecher 1
OK, so autocrats in Russia and in China, they are using the web in a very different away, and also AI, big data, how would you frame this difference between the way you are envisaging digital democracy in Taiwan with regards to how China is using it, the PRC?
Sprecher 2
So, when we talk about transparency here, we always make that the state makes itself transparent to the people, to show the trust, and in the PRC, sometimes they design systems that make people radically transparent to the state to also show, I don’t know, harmony.
Sprecher 1
So that’s a big difference. All over the world, we have populists on the rise, autocrats, how to repair the liberal democracy?
Sprecher 2
The populism, the main issue with that is not that it’s popular, but rather it excludes certain people from democratic conversation. If a populism is so popular, that includes people below 18 years old, includes future generations, includes rivers, includes mountains, the nature into the democratic process, and more for it, the problem is that the populism sometimes excites anger and makes the anger into a common outrage. And when somebody is in a state of outrage, it does not listen well. And what we have found is that you can turn populist outrage through humor into something that includes more people because fun is to be shared. And so if using humor well, making fun at the expense of yourself, not at the others, then that makes democracy more inclusive.
Sprecher 1
Audrey, kurz und knapp, was ist Ihre Vision, Ihre Vorstellung von einer digitalen Demokratie, welche Eigenschaften wird sie mit sich bringen?
Sprecher 2
Eine digitale Demokratie ist eine Demokratie mit riesigen zusätzlichen Räumen, damit die Menschen nicht nur erreicht, sondern auch angehört werden können. Im Radio und Fernsehen können wir zu Millionen von Menschen sprechen. Aber mit dem Internet können wir Millionen von Menschen zuhören. Und was noch wichtiger ist: Millionen von Menschen können einander zuhören.
Sprecher 1
Und geht es bei dieser neuen Gesellschaft oder digitalen Gesellschaft um Transparenz oder um Partizipation, wie stellen Sie sich das vor?
Sprecher 2
Es geht um Zuhören und um Vertrauen, es geht darum, dass die Regierung den Menschen vertraut, ohne dass die Menschen ihrerseits Vertrauen haben müssen. Und all die digitalen Technologien sind letztlich dazu da, das Vertrauen zu stärken, das die Menschen im persönlichen Gespräch aufbauen würden. Das Problem war, dass diese Art von Vertrauen nur in einem relativ kleinen Raum mit einer relativ kleinen Anzahl von Menschen herstellbar war, aber mit Hilfe digitaler Technologien können wir dieses Vertrauen auf Millionen von Menschen ausdehnen, zwischen Millionen von Menschen, und das ist die Vision.
Sprecher 1
OK, Autokraten in Russland und in China nutzen das Internet auf sehr unterschiedliche Weise, und auch KI, Big Data. Wie würden Sie diesen Unterschied zwischen der Art und Weise, wie Sie sich die digitale Demokratie in Taiwan vorstellen, und der Art und Weise, wie China die Digitalisierung nutzt, die VR China, beschreiben?
Sprecher 2
Also, wenn wir hier über Transparenz sprechen, tun wir das immer in der Form, dass der Staat sich selbst für die Menschen transparent macht, um das Vertrauen zu zeigen, und in der VR China werden manchmal Systeme entwickelt, die die Menschen radikal für den Staat transparent machen, um, ich weiß nicht, damit Harmonie zu demonstrieren.
Sprecher 1
Das ist also ein großer Unterschied. Überall auf der Welt haben wir Populisten auf dem Vormarsch, Autokraten. Wie repariert man die liberale Demokratie?
Sprecher 2
Bei Populismus ist das Hauptproblem nicht, dass er populär ist, sondern dass er bestimmte Leute von der demokratischen Diskussion ausschließt. Wenn ein Populismus so populär ist, dass er Menschen unter 18 Jahren einbezieht, dass er zukünftige Generationen einbezieht, dass er Flüsse einbezieht, dass er Berge einbezieht, dass er die Natur in den demokratischen Prozess einbezieht, dann ist das Problem, dass der Populismus manchmal Wut erregt und diese Wut zu einer allgemeinen Empörung macht. Und wenn sich jemand in einem Zustand der Empörung befindet, hört er nicht gut zu. Wir haben herausgefunden, dass man die populistische Empörung durch Humor in etwas verwandeln kann, das mehr Menschen einbezieht, denn Spaß muss man teilen. Wenn man also Humor gut einsetzt, wenn man sich über sich selbst lustig macht und nicht über die anderen, dann wird die Demokratie integrativer.
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-taiwan-m10-3]
Weiterführende Informationen
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