Schule im Vergleich
- Lerneinheit 1: Medienstimmen: Schule in der Volksrepublik China – Schule in Deutschland1 Material|1 Aufgabe
- Lerneinheit 2: Bildungssystem2 Materialien|1 Aufgabe
- Lerneinheit 3: Schulalltag
- Lerneinheit 4: Ungleichheiten3 Materialien|2 Aufgaben
- Lerneinheit 5: Leistungsdruck2 Materialien|2 Aufgaben
- Lerneinheit 6: Rolle der Lehrer*innen2 Materialien|3 Aufgaben
- Lerneinheit 7: Reformen2 Materialien|3 Aufgaben
- Lerneinheit 12: Prüfungsinhalte1 Material
Aufgabe 1: Ungleichheiten
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M4.1
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M4.2
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M4.3
M4.1: Erwartete Schulzeit im Alter von 6 Jahren (2018)
Die folgende Karte zeigt die durchschnittliche erwartete Schulzeit einer*s Sechsjährigen je nach Region der Volksrepublik China im Jahr 2018. Offiziell gilt im ganzen Land eine neunjährige Schulpflicht (sechs Jahre Grundschule plus drei Jahre untere Mittelschule). Zwölf Jahre Schulzeit entsprechen einem Abschluss der oberen Mittelschule (vergleichbar mit dem deutschen Abitur), sechzehn Jahre einem Bachelorabschluss.
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-schule-m4-1/]
Weiterführende Informationen
M4.2: Erklärvideo: Ungleichheiten im Bildungssystem der Volksrepublik China
Das Erklärvideo gibt einen Überblick über Ungleichheiten im Bildungssystem – insbesondere zwischen Stadt und Land – in der Volksrepublik China und ihre Ursachen.
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-schule-m4-2/]
Weiterführende Informationen
M4.3: Berichte von Schüler*innen aus dem ländlichen China
Die folgenden Berichte über Schüler*innen im ländlichen China zeigen, wie Bildungsungleichheiten das Leben Einzelner beeinflussen können. Sie wurden im Rahmen des Rural Education Action Program der amerikanischen Stanford University verfasst.
Wenn sich eine Familie auf dem Land also dafür entscheidet, ihr Kind im Mittelstufenalter in die Stadt mitzunehmen, kann davon ausgegangen werden, dass sie nicht daran interessiert ist, die Ausbildung des Kindes fortzusetzen. Für Cong war dies traurigerweise genau der Fall, denn sie musste bald darauf, in der siebten Klasse, die Schule abbrechen, um sich um ihren kleinen Bruder zu kümmern. […]
Dass ihre Eltern ihren jüngeren Bruder bevorzugten, war offensichtlich – sie behandelten Cong, als sei sie entbehrlich. Für die Bevorzugung ihres Bruders spricht auch, dass er vor kurzem mit seiner Mutter zurück in den Heimatkreis der Familie gezogen ist, wo er eine Mittelschule besuchen, [die Zugangsprüfung zur oberen Mittelschule (die Zhongkao) ablegen und so] eine Ausbildung an einer oberen Mittelschule erhalten kann. Die Eltern von Cong bieten ihrem Sohn offensichtlich die Möglichkeiten und die Unterstützung, die sie ihrer Tochter verwehrt haben. [Die 24-Jährige arbeitet mittlerweile als Kellnerin.]
Geschrieben von Benjamin Hartwell
Es ist ein heißer Tag im Juni. […] Nach einer zweistündigen Fahrt aus der örtlichen Kreisstadt sind wir endlich an unserem ersten Ziel angekommen, einem Haus im Dorf Qian Fo Dong, im Herzen des ländlichen Chinas. […] Als wir auf die Eingangstür zugehen, kommt eine Frau aus dem Haus. […] Wir stellen uns als Forscher der örtlichen Universität vor und erhalten mit Hilfe der Dorfbeamten ihr Einverständnis, einen Test zum kleinkindlichen Entwicklungsniveau durchzuführen und ein anschließendes Interview mit ihr zu führen. […]
Ihr Name ist Yan Jingli und das Baby, das sie im Arm hält, ist ihr jüngster Sohn, Kun Kun. […] Kun Kuns Aufmerksamkeit wird schnell vom Tisch angezogen, wo er einen wachsenden Stapel Spielzeug vor sich sieht. Darunter befinden sich bunte Bauklötze in verschiedenen Formen und Größen, ein paar einfache Puzzles und eine Sammlung von Bilderbüchern. Was er nicht weiß, ist, dass diese Spielsachen Teil eines Bayley-Tests sind – einer Reihe von Aktivitäten, mit denen festgestellt werden soll, ob sein kleiner Kopf schneller oder langsamer lernt als der seiner Altersgenossen. […]
Ihm wird ein Bilderbuch vorgelegt, das mit Tieren, Früchten und anderen Alltagsgegenständen gefüllt ist. „Okay, Kun Kun, welcher davon ist der Vogel?“, fragt der Doktorand. Kun Kun versteht die Frage nicht und starrt ausdruckslos vor sich hin. Obwohl seine Mutter beharrlich versucht, seine Hände zu dirigieren, bleibt Kun Kun unsicher und zeigt auf beliebige Bilder im Buch. […]
Kun Kuns Punktzahl im Bayley-Test liegt bei 84 – 16 Punkte unter dem Durchschnitt von 100 Punkten. Damit fällt er eindeutig unter die Babys mit einer „Entwicklungsverzögerung“ und hat nach den gängigen Standards einen erheblichen Lernrückstand. Das ist auch kein vorübergehender Zustand, denn ein niedriger Bayley-Wert führt nachweislich zu einem niedrigeren IQ, einem niedrigeren Bildungsniveau und einem niedrigeren Lebensstandard. Sichtlich enttäuscht hebt seine Mutter Kun Kun auf und setzt ihn wieder auf ihren Schoß. Danach unterhalten wir uns kurz mit Yan über die Erziehung von Kun Kun. Spielt sie oft mit ihm? Gibt es in ihrem Haushalt Kinderbücher? Spricht er oft? Die meiste Zeit lautet die Antwort: Nein.
Geschrieben von Wilson Liang
Ban Baohong ist 19 Jahre alt und geht auf die obere Mittelschule des Landkreises Ganquan [甘泉 in der Provinz Shaanxi 陕西]. Sie liebt Sport und hat ihr Talent im 100-Meter-Sprint bewiesen, indem sie den ersten Platz bei einem Schulwettbewerb und den dritten Platz bei einem Wettbewerb auf Kreisebene belegte. Baohong träumt davon, am Sportinstitut in Xi’an zu studieren – eine Universität in der Nähe ihres Heimatortes, die es ihr ermöglichen würde, weiterhin ihrer Familie zu unterstützen.
Denn Baohong lebt mit ihrer geistig behinderten Mutter sowie mit ihrer Großmutter und ihrem Großvater, die beide über 80 Jahre alt sind und mit eigenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, zusammen. […]
Wenn Baohong Lebensmittel wie Brot, Tomaten und Rettich für sich und ihre Familie kauft, muss sie Geld sparen und gibt nur 10 Yuan [etwas mehr als einen Euro] pro Woche aus. Doch diese schlechte Ernährung hat bei ihr zu anhaltenden Magenproblemen geführt. Dennoch kann sich Baohong nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren, weil sie ständig an ihre Familie denkt. Sie erklärt, dass ihre Mutter bei allem Hilfe braucht […]. Baohong muss dafür sorgen, dass die monatliche Miete von 70 Yuan [etwa zehn Euro] gezahlt wird, damit sie ein Dach über dem Kopf haben. Um ihr Budget nicht zu sprengen, benutzt Baohong die Lehrbücher anderer Schüler*innen zum Lernen und trägt gespendete Kleidung. […]
Obwohl Baohongs Lebensweg nicht einfach ist, bleibt sie hartnäckig und hofft, dass sich ihr Traum von einem Universitätsstudium erfüllt, damit sie für sich und ihrer Familie eine bessere Zukunft aufbauen kann.
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-schule-m4-3/]