Schule im Vergleich
Dieses Modul gibt einen Einblick in das Schulsystem in der Volksrepublik China heute und wie dieses das Alltagsleben chinesischer Kinder und Jugendlicher prägt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es im Vergleich zu Deutschland gibt. Grundlage eines solchen Vergleichs ist eine differenzierte Beschäftigung mit Schule in China: Der Schulalltag von Schüler*innen aus verschiedenen chinesischen Regionen ist weiterhin von großen Unterschieden geprägt. Während beispielsweise Schüler*innen aus Shanghai überragende Ergebnisse in den PISA-Studien erreichen, haben Jugendliche in ländlichen Regionen nur beschränkt Zugang zu Bildungsangeboten. Das Modul gibt dabei Auskunft über verschiedene Aspekte des Phänomens Schule in China: Wie ist das Bildungssystem aufgebaut? Welchem Leistungsdruck sind Schüler*innen ausgesetzt? Welche Ungleichheiten gibt es innerhalb der Volksrepublik China? Welche Reformen versucht die Regierung umzusetzen? Welches Ansehen genießen Lehrer*innen? Und wie wirkt sich die zunehmende Digitalisierung auf die Bildung aus?
Thematische Einführung
Das aktuelle Bildungssystem der Volksrepublik China
Auch noch heutzutage ähnelt das chinesische Bildungssystem dem amerikanischen – denn dieses stand 1922 Pate für die Reform des chinesischen Bildungssystems. (Pepper 1996, 61f) Im Alter von sechs Jahren beginnen chinesische Kinder die Grundschule (xiaoxue 小学) zu besuchen. Nach sechs Jahren folgen an einer anderen Schule drei Jahre der „Unteren Mittelschule“ (chuzhong 初中). Nach dem erfolgreichen Bestehen einer Prüfung folgen drei Jahre „Obere Mittelschule“ (gaozhong 高中), die mit der Hochschulzugangsprüfung Gaokao 高考 enden. Das erfolgreiche Bestehen der Gaokao ermöglicht es, an einer Universität oder Hochschule zu studieren. Die meisten Chines*innen beginnen ihr Studium direkt nach der Gaokao mit 18 Jahren. Die Bachelorstudien (benke 本科) dauern meist vier Jahre. Wer danach einen ebenfalls vier Jahre dauernden Master (shuoshi 硕士) studieren will, muss ebenfalls meistens nochmals eine Prüfung ablegen. Neben diesem Hauptstrang des chinesischen Bildungssystems gibt es auch berufliche Schulen, die jedoch im Vergleich weniger nachgefragt werden. (Schulte 2014, 501-503)
Seit den 1980er-Jahren ist der Anteil der chinesischen Jugendlichen, die eine Schule des sekundären (Mittelschulen) oder tertiären Bildungsbereichs (Universitäten und Hochschulen) besuchen, enorm angestiegen. Während 1978, im Jahr nach der Wiederaufnahme der während der Kulturrevolution ausgesetzten Gaokao-Prüfungen, weniger als ein Prozent der chinesischen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 22 Jahren an eine Universität ging, taten dies vierzig Jahre später bereits knapp die Hälfte. Während unter Mao vor allem der familiäre Klassenhintergrund über den Zugang zu einer Universität entschied, setzte sich seit den 1980er-Jahren das Abschneiden in der Gaokao als entscheidender Faktor für ein Universitätsstudium durch.
Die Hochschulzugangsprüfung „Gaokao“
Die Sinologin Barbara Schulte, die zum chinesischen Bildungssystem forscht, beschreibt die Gaokao wie folgt: „Die gaokao 高考 prüft die Bereiche Sprache (Chinesisch), Mathematik, wahlweise Geistes- oder Naturwissenschaften und Fremdsprachen (zumeist Englisch, möglich sind aber auch Japanisch, Russisch, Französisch, Deutsch und Spanisch). Nach einem Punktesystem – in den meisten Provinzen können maximal 750 Punkte erlangt werden – entscheidet sich dann, ob und an welcher Universität das Studium aufgenommen werden darf. Einheimische Kandidaten müssen dabei für die gleiche Platzierung weniger Punkte erzielen, sodass beispielsweise Prüfungsteilnehmer mit Beijinger Wohnsitz eine größere Chance haben, an einer der großen Beijinger Universitäten aufgenommen zu werden.
Neben diesem Grundmodell existieren noch einige regionale Varianten der gaokao, etwa mit zusätzlichen Prüfungsbestandteilen oder weniger Wahlfreiheit. Auch beziehen einige Provinzen frühere Schulnoten mit in die Bewertung ein und kommen daher einer oft erhobenen Forderung von Kritikern nach, dass nicht auf Grundlage einer einzigen Prüfung über die Zukunft von Millionen von Heranwachsenden entschieden werden sollte.
Es gibt Möglichkeiten, das Prüfungssystem zumindest teilweise zu umgehen. 1984 wurde an zehn ausgewählten Universitäten das System der sogenannten delegierten Student*innen (baosongsheng 保送生) eingeführt und anschließend auf weitere Universitäten ausgeweitet. Danach können Studienbewerber aufgrund bestimmter außerordentlicher Leistungen (zum Beispiel in Sport, Mathematik oder Musik) die Aufnahmeprüfung umgehen und direkt an einer Hochschule aufgenommen werden. In absoluten Zahlen machen diese Studenten zwar nur einen kleinen Anteil aus: 2012 waren es knapp 8600 Studenten bei insgesamt 6,8 Millionen neuen Studienplätzen. Jedoch ist dieser Typus Student überproportional an den Eliteuniversitäten vertreten: So stellen die delegierten Studenten über 15 Prozent der Studierenden an der Tsinghua Universität [und] 19 Prozent an der Peking Universität [den beiden besten Universitäten der Volksrepublik China].“ (Schulte 2014, 513-514) Auch der Besuch von – erst seit den 1990er-Jahren erlaubten – privaten Bildungseinrichtungen wie Mittelschulen, die auf einen internationalen Abschluss vorbereiten, oder privaten Hochschulen sind (teure) Möglichkeiten, die Gaokao zu umgehen. (Schulte 2014, 515)
Leistungsdruck
In den deutschen Medien werden das chinesische Bildungssystem und die Gaokao vor allem mit hohem Leistungsdruck bereits in jungen Jahren und mit strenger Disziplin in Verbindung gebracht. (Deutsche Welle 2019) Auch chinesische Stimmen betonen diesen Erfolgsdruck, der vor allem daher rührt, dass das Abschneiden in der Gaokao als entscheidender Faktor für den Zugang zu einer guten Universität, damit später einem guten Beruf und somit insgesamt einer guten Zukunft gilt. (Lu 2019; Wang 2021) Darüber hinaus zeigen auch chinesische Filme wie die Coming of Age-Komödie „Young Style“ (Qingchun pai 青春派) von 2013, wie chinesische Abiturientinnen von ihren Eltern und ihren Lehrer*innen für ein gutes Abschneiden in der Gaokao getriezt werden – besonders im letzten Jahr vor der Prüfung selbst, das nur zum Wiederholen und zur Prüfungsvorbereitung genutzt wird. (Liu 2013) In einer Umfrage 2016 gaben mehr als 87,5% der Befragten Schüler*innen an, dass sie während der Vorbereitung auf die Gaokao im Durchschnitt pro Tag weniger als sieben Stunden geschlafen haben. (Tengxun xinwen 2016) Während die Mehrzahl der Schüler*innen sich an diesen hohen Druck angepasst hat, führt er bei manchen auch zu psychologischen Problemen bis hin zu Selbstmord. (Fu 2019; Heger 2018)
Chinesische Umfragen zeigen jedoch, dass immer weniger chinesische Schüler*innen der sprichwörtlich gewordenen Aussage „eine Prüfung bestimmt über das ganze Leben“ (yi kao ding zhongshen 一考定终身) zustimmen: Bei einer Umfrage des chinesischen Onlinenachrichtenportals Sina gaben 2018 mehr als die Hälfte der 20.000 Befragten Schüler*innen an, dass sie nicht daran glaubten, dass die Gaokao ihre einzige Chance auf eine gute Zukunft sei. Als Alternativen nennen die Befragten extra Prüfungen bekannter Universitäten, durch die man auch ohne Gaokao-Prüfung dort studieren kann, spezielle Prüfungen für Kunsthochschulen oder Sportler*innen sowie die Möglichkeit im Ausland zu studieren. (Zhuang 2018; Edu.sina 2018) Bereits in einer anderen Befragung durch die Internetfirma Tencent (Tengxun 腾讯) 2016 hatte sich gezeigt, dass die nach 1990 geborene Generation der Gaokao weniger Bedeutung beimisst als die Generation ihrer Eltern oder Großeltern. (Tengxun xinwen 2016)
In der selben Umfrage 2016 antwortet mehr als die Hälfte der 43.000 Befragten auf die Frage, was der größte Sinn der Gaokao sei, dass sie allen Chines*innen eine „relativ gerechte Chance [auf Bildung]“ (xiangdui gongping de jihui 相对公平的机会) gibt. (Tengxun xinwen 2016) Dieses Argument wird auch von staatlichen chinesischen Medien, die sich an ausländische Leser*innen richten, gerne gemacht. [China Daily 2020] Je geringer das Einkommen der Befragten, desto größer ist die Zustimmung zur Aussage, die Gaokao sei gerecht und biete Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs durch Bildung. (Tengxun xinwen 2016) Tatsächlich machen es Sicherheitsmaßnahmen wie Metalldetektoren, Fingerabdruck- und Gesichtsscanner sowie Geräte, die Handysignale blockieren, schwierig bis unmöglich in der Gaokao-Prüfung selbst zu schummeln. (Huang 2017) Gleichzeitig findet mehr als die Hälfte der in der Tencent-Umfrage 2016 Befragten, dass die Gaokao-Prüfung in ihrer Provinz ungerecht sei: Als besonders ungerecht empfinden sie, dass die benötigte Punkteanzahl, um eine gute Universität zu besuchen, in jeder Provinz unterschiedlich hoch liegt und die Prüfungsaufgaben von Provinz zu Provinz unterschiedlich schwierig sind. (Tengxun xinwen 2016) Neben der Frage der unterschiedlichen Punktezahlanforderungen in verschiedenen Provinzen wird auch das System der delegierten Studenten (baosongsheng 保送生) in China immer wieder kritisch diskutiert. Fälle von Kindern einflussreicher Personen, die durch dieses System als delegierte Studenten ohne Gaokao an bekannte Universitäten gelangen konnten, haben in den 2000er-Jahren Entrüstung hervorgerufen. Daher wurde diese Praxis nach 2014 etwas eingeschränkt. (Schulte 2014, 515)
Ungleichheiten im Bildungssystem der Volksrepublik China
Tatsächlich kann das chinesische Bildungssystem, den in der Gaokao symbolisierten meritokratischen Anspruch, dass nur Leistung zähle, nicht einlösen. (Liu 2013) Denn Erfolg in der Gaokao hängt statistisch gesehen vor allem mit soziodemographischen Faktoren wie dem Bildungsstand der Eltern, dem Wohnort und der finanziellen Situation der Familie zusammen.
- Erstens liegen die guten Schulen in China – wie in vielen anderen Ländern auch – in den teuren Wohngegenden. Oftmals ist der Zugang zu einer guten Mittelschule daher nur durch den Umzug in eine teurere Wohnung oder anderweitige Zahlungen an die Schule möglich.
- Zweitens ist der Besuch von privaten Nachhilfeschulen notwendig, um in der Gaokao und anderen Prüfungen gute Noten zu erreichen. (Schulte 2014, 520f) Chinas Nachhilfemarkt hat daher mittlerweile ein enormes Volumen erreicht – Schätzungen gehen für das Jahr 2018 von Einnahmen des Nachhilfesektors zwischen umgerechnet 203 Milliarden Euro (mehr als das BIP von Griechenland) und 340 Milliarden Euro (knapp unter dem BIP von Irland). (Chan 2019) Im Juli 2021 griff die Zentralregierung in Beijing hart durch und schränkte gewinnorientierten Nachhilfeunterricht weitestgehend ein. Aus offizieller Sicht soll so der Druck auf Kinder, Jugendliche und deren Eltern verringert werden. (Che 2021; Ni 2021; Wang 2021)
- Drittens spielt in China (wie auch in Deutschland) das kulturelle Kapital der Eltern eine wichtige Rolle: Museumsbesichtigungen, Theaterbesuche oder eine große Anzahl von Büchern daheim können sich vor allem Familien der städtischen Mittelschicht leisten. (Li 2017)
Auf dem Land hingegen sieht der Zugang zu Bildung ungleich schlechter aus. Für einen Umzug in die größten und wichtigsten chinesischen Städte braucht es einen städtischen Wohnsitz (hukou 户口). Viele Kinder sogenannter Wanderarbeiter (nongmingong 农民工), die in den Städten arbeiten jedoch dort keinen Wohnsitz haben, haben daher kaum Möglichkeiten in Städten eine Schule zu besuchen. Eine Vielzahl dieser Kinder bleibt daher bei Verwandten auf dem Land zurück und besucht oftmals auch dort keine Schulen. (Schulte 2014, 522-525) Während im Durchschnitt alle Kinder mit einem städtischen Wohnsitz eine weiterführende Schule besuchen, schaffen dies 13-20% der Kinder zwischen 15 und 17 Jahren mit ländlichem Wohnsitz nicht. (Bai 2019, 889f) Studien fanden ebenfalls heraus, dass mehr als die Hälfte der Schüler*innen auf dem Land einen IQ von unter 90 hat. (Normile 2017)
Diese Schere zwischen Stadt und Land ist auch darauf zurückzuführen, dass die Gesundheit ländlicher Kinder bereits seit den Jahren kurz nach der Geburt leidet: Die Mehrheit der Kinder auf dem Land leidet unter kognitiven, sozialen oder sprachlichen Entwicklungsverzögerungen. Die oft schlechte finanzielle Lage auf dem Land führt zu Mangelernährung, die wiederum zu Blutarmut führen und dadurch indirekt den Lernprozess beeinträchtigen kann. Auch für Krankheiten wie Darmwürmer sind diese Kinder extrem anfällig. Ein weiteres großes Problem ist Kurzsichtigkeit: Viele kurzsichtige Schüler*innen können sich keine Brille leisten. (Bai 2019, 891-895; Normile 2017)
Nachrichten über das gute Abschneiden chinesischer Schüler*innen in den PISA-Studien und damit einhergehende Ängste vor uneinholbaren Wettbewerbsvorteilen des chinesischen Bildungssystems blenden diese Ungleichheit zwischen Stadt und Land in China jedoch aus. Denn die chinesischen PISA-Ergebnisse sind keineswegs auf ganz China übertragbar: Durchgeführt wurden die Tests nur in den „Bildungsmetropolen“ Shanghai 上海 und Beijing 北京 sowie den wirtschaftlich starken Provinzen Zhejiang 浙江 und Jiangsu 江苏. (Schulte 2014, 499) Offiziell gilt seit 1986 in der Volksrepublik China eine neun-jährige Schulpflicht: Während in den wirtschaftlich starken, urbanisierten Regionen des Landes auch fast alle Kinder eines Jahrgangs eine weiterführende Schule besuchen, sieht die Realität für einen Großteil der Kinder auf dem Land anders aus, denn viele schaffen dort keinen Abschluss. Es ist daher unmöglich, statistische Gesamtaussagen für das chinesische Bildungssystem zu machen. Die Daten oben zum Anteil der 18-22 Jährigen in China, die an einer Universität oder Hochschule studieren, sind Durchschnittsdaten. In den großen Metropolen und wirtschaftlich starken Provinzen im Osten Chinas dürfte der Anteil noch deutlich höher liegen. Gleichzeitig dürfte der Anteil im „unsichtbaren China“ (Rozelle/Hell 2020) – also den ländlichen Regionen – deutlich niedriger liegen.
Literaturempfehlungen
Guter und knapper Überblick über das Bildungssystem in der Volksrepublik China, die historische Entwicklung, aktuelle Debatten und Entwicklungen (z.B. Ungerechtigkeiten im Bildungssystem und neue Lerninhalte).
Der knappe Artikel ist eine gute Ergänzung zum ausführlicheren Artikel von Schulte 2014, der einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen bis Anfang 2022 gibt. Die Autorin, Professorin an der Universität Wien, forscht zu Schule in China.
Dieser wissenschaftliche Artikel erklärt die Ursachen eines großen Problems im chinesischen Bildungssystem: Im Vergleich mit anderen OECD-Ländern haben die chinesischen Arbeitskräfte ein geringes Niveau. Trotz enormer Investitionen in das Bildungssystem bleibt das Bildungsniveau vor allem unter der ländlichen Bevölkerung schlecht. Die Autor*innen nennen drei wesentliche Probleme: Die niedrige Anzahl von Schulabschlüssen im ländlichen China, die schlechte Qualität des Unterrichts von Schulen in ländlichen Gegenden und der Einfluss von Krankheiten während der frühen Kindheit auf die spätere Lernfähigkeit (u.a. Sehvermögen, Mangelernährung und durch hygienische Missstände herbeigeführte Krankheiten).
Zeitungsartikel der Hong Konger South China Morning Post von 2019 über den Boom von Nachhilfeschulen in der Volksrepublik China.
Kurze Videoreportage der Deutschen Welle, die den Stress unter dem chinesische Schulkinder wegen des Leistungsdruck stehen betont.
Ergebnisse einer Umfrage unter 20.000 chinesischen Schüler*innen zu deren Sichtweisen auf die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) und ihre Bedeutung. Durchgeführt wurde die Umfrage von der Plattform Sina, einem der größten privaten chinesischen Internetunternehmen, das neben einem Microbloggingdienst (Weibo) auch Medienseiten umfasst.
Bericht über chinesische Vereine, die Schüler*innen, die mit dem Druck der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) mental nicht zurechtkommen, helfen wollen. Der Artikel geht auch auf die Suizidgefahr ein. Sixth Tone ist ein englisch-sprachiges Online-Magazin, das von der Shanghaier Lokalregierung kontrolliert wird und sich an Leser*innen im Ausland richtet.
Untersucht ausgehend von 19 Interviews mit chinesischen Studierenden an einer Universität in Shanghai, wie chinesische Jugendliche mit dem Leistungsdruck der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) umgehen. Die Autorin argumentiert, dass die Studierenden die Situation nicht hinterfragen und zu verändern suchen, sondern Strategien (u.a. auf der Ebene der Emotionen) entwickeln und ihre Situation dadurch ins Positive zu wenden versuchen. Fraglich ist, wie repräsentativ diese These bei einer Befragung von 19 Personen sein kann.
Journalistischer Artikel, der einen Überblick über die technischen Maßnahmen in der Volksrepublik China gibt, um Betrug bei der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) zu verhindern.
Dissertation an der Universität Hong Kong, die Ungerechtigkeiten für Schüler*innen aus ländlichen Regionen bei der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) in den Blick nimmt. Die Autorin hat zwischen 2013 und 2014 neun Schüler*innen aus der chinesischen Provinz Henan begleitet. Sie argumentiert, dass Schüler*innen aus ländlichen Regionen in der Gaokao diskriminiert werden, da ihre Eltern wenig soziales und kulturelles Kapitel (z.B. Bücher daheim oder Museumsbesuche) besitzen, dass in der Prüfung einen Vorteil verschafft.
Wissenschaftlicher Aufsatz, der die Frage untersucht, inwiefern die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) in der Volksrepublik China meritokratisch (Auswahl der Besten unabhängig von der sozialen Herkunft) ist. Die Autorin argumentiert ausgehend von einer Umfrage unter 960 Bachelorstudierenden in den Provinzen Anhui und Zhejiang 2007, dass Erfolg in der Gaokao wenig mit dem Beruf der Eltern, aber stark mit dem Bildungsstand der Eltern und dem Wohnort zusammenhängt: Für Schüler*innen aus ländlichen Gegenden ist die Wahrscheinlichkeit in der Gaokao erfolgreich zu sein, deutlich geringer als für städtische Schüler*innen.
Zeitungsartikel einer Chinesin zum Leistungsdruck auf chinesische Schüler*innen.
Journalistischer Bericht über die Forschungen des renommierten amerikanischen Sinologen und Bildungsforschers Scott Rozelle, der sich vor allem mit den Problemen von Schüler*innen in ländlichen Regionen Chinas beschäftigt.
Wirft den Blick auf die ländlichen Regionen Chinas ("das unsichtbare China"), in dem es im Vergleich mit den wirtschaftlich entwickelten Regionen Chinas hohe Ungleichheiten und eine Großzahl ungelöster sozialer Probleme gibt. Gut lesbares Werk eines renommierten Wissenschaftlers und China-Experten in Zusammenarbeit mit einer Journalistin, das Chinas aktuelle Probleme insbesondere im Bildungsbereich erläutert.
Guter und knapper Überblick über das Bildungssystem in der Volksrepublik China, die historische Entwicklung, aktuelle Debatten und Entwicklungen (z.B. Ungerechtigkeiten im Bildungssystem und neue Lerninhalte).
Zeitungsbericht der Hong Konger South China Morning Post zur 2019 von Sina Edu durchgeführten Umfrage unter chinesischen Schüler*innen zu deren Meinung über die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao).
2016 von der bekannten chinesischen Internetplattform Tencent durchgeführte Umfrage unter 43.000 Schüler*innen und Eltern zu deren Einstellungen zur Hochschulzugangsprüfung (Gaokao).
Dieser wissenschaftliche Artikel erklärt die Ursachen eines großen Problems im chinesischen Bildungssystem: Im Vergleich mit anderen OECD-Ländern haben die chinesischen Arbeitskräfte ein geringes Niveau. Trotz enormer Investitionen in das Bildungssystem bleibt das Bildungsniveau vor allem unter der ländlichen Bevölkerung schlecht. Die Autor*innen nennen drei wesentliche Probleme: Die niedrige Anzahl von Schulabschlüssen im ländlichen China, die schlechte Qualität des Unterrichts von Schulen in ländlichen Gegenden und der Einfluss von Krankheiten während der frühen Kindheit auf die spätere Lernfähigkeit (u.a. Sehvermögen, Mangelernährung und durch hygienische Missstände herbeigeführte Krankheiten).
Wissenschaftliche Studie, die auf Befragungen von chinesischen Studierende an den zwei berühmtesten Elite-Universitäten der Volksrepublik China zwischen 2005 und 2007 basiert. Die Studie untersucht die Identität chinesischer Studierender und arbeitet insbesondere den Konflikt zwischen Erwartungen von Elternseite und staatlicher Seite und den Wünschen nach Selbstverwirklichung nach.
Zeitungsartikel der Hong Konger South China Morning Post von 2019 über den Boom von Nachhilfeschulen in der Volksrepublik China.
Wie bewerten chinesischer Schüler*innen die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao)? Diese von der unter Kontrolle der Kommunistischen Partei stehenden englischsprachigen Tageszeitung China Daily zusammengetragenen Antworten geben vor allem ein positives Bild: Die Gaokao als Möglichkeit des sozialen Aufstiegs.
Kurze Videoreportage der Deutschen Welle, die den Stress unter dem chinesische Schulkinder wegen des Leistungsdruck stehen betont.
Der US-Amerikaner Zak Dychtwald hat mehrere Jahre in der Volksrepublik China verbracht und einen Think Tank, die Young China Group, gegründet. Ausgehend von persönlichen Begegnungen gibt er lebhaft geschriebene Einblicke in den Alltag von jungen Erwachsenen in der Volksrepublik China. Er geht dabei auf Themen wie das Bildungssystem, Familien, den Wohnungs- und Heiratsmarkt, Sexualität, Homosexualität, Konsum, Reisen und die Kommunistische Partei ein.
Ergebnisse einer Umfrage unter 20.000 chinesischen Schüler*innen zu deren Sichtweisen auf die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) und ihre Bedeutung. Durchgeführt wurde die Umfrage von der Plattform Sina, einem der größten privaten chinesischen Internetunternehmen, das neben einem Microbloggingdienst (Weibo) auch Medienseiten umfasst.
Ausgehend von Archivalien und Primärquellen untersucht der Autor wie im letzten Jahrzehnt der Qing-Dynastie (1900-1911) in drei Städten in Südchina Bildungsreformen durchgeführt wurden. Der Autor untersucht vor allem, wie und ob die Vorgaben der Zentralregierung auf lokaler Ebene umgesetzt wurden und zeigt, dass dies aufgrund des Geldmangels immer auch von der Mitarbeit der lokalen Eliten abhing.
Bericht über chinesische Vereine, die Schüler*innen, die mit dem Druck der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) mental nicht zurechtkommen, helfen wollen. Der Artikel geht auch auf die Suizidgefahr ein. Sixth Tone ist ein englisch-sprachiges Online-Magazin, das von der Shanghaier Lokalregierung kontrolliert wird und sich an Leser*innen im Ausland richtet.
Kurzer auf einer Dissertation basierender Aufsatz, der die Entwicklung des chinesischen Bildungssystems im 20. Jahrhundert nachzeichnet und auch untersucht, wer in der chinesischen Bevölkerung tatsächlich Zugang zu Bildung hatte.
Journalistisches Werk einer Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, die 2005 Schulklassen in der Volksrepublik China besuchte. Im Buch selbst vermischen sich Beobachtungen über das chinesische Bildungssystem mit autobiographischen Episoden.
Untersucht ausgehend von 19 Interviews mit chinesischen Studierenden an einer Universität in Shanghai, wie chinesische Jugendliche mit dem Leistungsdruck der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) umgehen. Die Autorin argumentiert, dass die Studierenden die Situation nicht hinterfragen und zu verändern suchen, sondern Strategien (u.a. auf der Ebene der Emotionen) entwickeln und ihre Situation dadurch ins Positive zu wenden versuchen. Fraglich ist, wie repräsentativ diese These bei einer Befragung von 19 Personen sein kann.
Journalistischer Artikel, der einen Überblick über die technischen Maßnahmen in der Volksrepublik China gibt, um Betrug bei der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) zu verhindern.
Dissertation an der Universität Hong Kong, die Ungerechtigkeiten für Schüler*innen aus ländlichen Regionen bei der Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) in den Blick nimmt. Die Autorin hat zwischen 2013 und 2014 neun Schüler*innen aus der chinesischen Provinz Henan begleitet. Sie argumentiert, dass Schüler*innen aus ländlichen Regionen in der Gaokao diskriminiert werden, da ihre Eltern wenig soziales und kulturelles Kapitel (z.B. Bücher daheim oder Museumsbesuche) besitzen, dass in der Prüfung einen Vorteil verschafft.
Wissenschaftlicher Aufsatz, der die Frage untersucht, inwiefern die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao) in der Volksrepublik China meritokratisch (Auswahl der Besten unabhängig von der sozialen Herkunft) ist. Die Autorin argumentiert ausgehend von einer Umfrage unter 960 Bachelorstudierenden in den Provinzen Anhui und Zhejiang 2007, dass Erfolg in der Gaokao wenig mit dem Beruf der Eltern, aber stark mit dem Bildungsstand der Eltern und dem Wohnort zusammenhängt: Für Schüler*innen aus ländlichen Gegenden ist die Wahrscheinlichkeit in der Gaokao erfolgreich zu sein, deutlich geringer als für städtische Schüler*innen.
Chinesische Coming-of-Age Komödie. Hauptfigur ist ein Schüler, der aus Liebeskummer in der Hochschulzugangsprüfung durchfällt und das letzte Schuljahr nochmals wiederholen muss. Online kostenlos anzuschauen unter: https://www.youtube.com/watch?v=Mh5-ZAAezUQ
Zeitungsartikel einer Chinesin zum Leistungsdruck auf chinesische Schüler*innen.
Interview mit Amber Jiang über ihren chinesischen Bestseller "Getting Ashore" (shang an 上岸), in dem sie ihre eigenen Erfahrungen als Mutter beschreibt, die versucht ihren Sohn an eine renommierte chinesische Mittelschule zu bringen. Das Interview macht den Druck auf die Schüler*innen, aber gleichzeitig auch auf die Eltern deutlich – viele Mütter wie Amber Jiang kündigen sogar ihren Job, um ihr Kind besser auf die Schulprüfungen vorzubereiten. Sixth Tone ist ein englisch-sprachiges Online-Magazin, das zu einem von der Shanghaier Lokalregierung kontrollierten Medienkonzern gehört und sich an ausländische Leser*innen richtet.
Journalistischer Bericht über die Forschungen des renommierten amerikanischen Sinologen und Bildungsforschers Scott Rozelle, der sich vor allem mit den Problemen von Schüler*innen in ländlichen Regionen Chinas beschäftigt.
Standardwerk zum chinesischen Schulsystem und der chinesischen Bildungspolitik im 20. Jahrhundert. Die Autorin zeichnet darin sehr genau die Entwicklungen von den letzten Jahren der Qing-Dynastie bis in die Zeit nach dem Tode Mao Zedongs nach.
Wissenschaftlicher Aufsatz zum Quotensystem in der Volksrepublik China, das den Zugang zu Universitäten regelt. Die Forscher*innen stellen fest, dass durch die Quotenregelung Gaokao-Absolvent*innen aus den Städten Beijing, Shanghai und Tianjin deutlich größere Chancen haben, an einer bekannten Universität angenommen zu werden, als die Schüler*innen in anderen Teilen Chinas.
Wirft den Blick auf die ländlichen Regionen Chinas ("das unsichtbare China"), in dem es im Vergleich mit den wirtschaftlich entwickelten Regionen Chinas hohe Ungleichheiten und eine Großzahl ungelöster sozialer Probleme gibt. Gut lesbares Werk eines renommierten Wissenschaftlers und China-Experten in Zusammenarbeit mit einer Journalistin, das Chinas aktuelle Probleme insbesondere im Bildungsbereich erläutert.
Guter und knapper Überblick über das Bildungssystem in der Volksrepublik China, die historische Entwicklung, aktuelle Debatten und Entwicklungen (z.B. Ungerechtigkeiten im Bildungssystem und neue Lerninhalte).
Der knappe Artikel ist eine gute Ergänzung zum ausführlicheren Artikel von Schulte 2014, der einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen bis Anfang 2022 gibt. Die Autorin, Professorin an der Universität Wien, forscht zu Schule in China.
Lexikoneintrag, der einen sehr knappen Überblick über die Entwicklung des Schulwesens in China im 20. Jahrhundert gibt.
Zeitungsbericht der Hong Konger South China Morning Post zur 2019 von Sina Edu durchgeführten Umfrage unter chinesischen Schüler*innen zu deren Meinung über die Hochschulzugangsprüfung (Gaokao).
Chinesischer Report aus dem Jahr 2020 mit statistischen Daten zur Entwicklung des Bildungswesens in der Volksrepublik China.
2016 von der bekannten chinesischen Internetplattform Tencent durchgeführte Umfrage unter 43.000 Schüler*innen und Eltern zu deren Einstellungen zur Hochschulzugangsprüfung (Gaokao).
Autor | Kategorie | Schlagworte | Dauer | Fächerbezug | Klassenstufe(n) |
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Autor*in: Jonas Schmid (Alle nicht anders ausgezeichneten Texte wurden von der Autorin verfasst oder von ihr übersetzt.) | Kategorie: | Schlagworte: | Dauer: | Fächerbezug: | Klassenstufe(n): |
Lernziele/Kompetenzen
Die Schüler*innen können…1 | 2 | 3 | 4 | ||
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Inhaltliche Kompetenzen | Erkennen | …Charakteristika des Phänomens Schule in der Volksrepublik China benennen. | Informationsbeschaffung und -verarbeitung | ||
… Aspekte der Lebenswelten und der Alltagskultur (z.B. Schulalltag, Leistungsdruck, Ungleichheiten…) von Schüler*innen in der Volksrepublik China erläutern. | Informationsbeschaffung und -verarbeitung | ||||
…Schule in der Volksrepublik China differenziert charakterisieren und dabei regionale Unterschiede und Ungleichheiten herausarbeiten. | Erkennen von Vielfalt | ||||
Bewerten | …anhand vorgegebener Themenfelder Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Schule in der Volksrepublik China und Deutschland vergleichen. | Kritische Reflexion und Stellungnahme | |||
…Sichtweisen chinesischer Schüler*innen auf das Phänomen Schule analysieren und ausgehend von eigenen und fremden Wertorientierungen beurteilen. | Perspektivenwechsel und Empathie | ||||
Handeln | …im privaten und schulischen Bereich bei Fragen zur Schule in der Volksrepublik China begründet Stellung beziehen und so eine differenzierte Beschäftigung mit China mitgestalten. | Partizipation und Mitgestaltung | |||
Methodische Kompetenzen | Erkennen | …Informationen aus verschiedenen Formaten (Texte, Statistiken, Videos) herausarbeiten und strukturiert darstellen. | Informationsbeschaffung und -verarbeitung | ||
…eigenständig durch Recherche im Internet Sachverhalte recherchieren und die Aussagekraft und Glaubwürdigkeit dieser beurteilen (Recherchekompetenz). | Informationsbeschaffung und -verarbeitung | ||||
Bewerten | …anhand von gegebenen Informationen eigenständig Vergleichskriterien entwickeln und Gemeinsamkeiten und Unterschiede gewichtend einander gegenüberstellen sowie ein Ergebnis formulieren. | Kritische Reflexion und Stellungnahme | |||
…die Wertmaßstäbe der eigenen Vergleiche kritisch überprüfen. | Kritische Reflexion und Stellungnahme | ||||
Handeln | …Vergleiche und Analysen von unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten zur Überwindung soziokultureller Barrieren in Kommunikation und Zusammenarbeit nutzen. | Verständigung und Konfliktlösung | |||
Soziale und personale Kompetenzen | …gemeinsam mit anderen die Projektarbeit zusammen planen und sich und andere motivieren. | ||||
…die Ergebnisse der Gruppenarbeit für andere interessant und ansprechend präsentieren. | |||||
…Widersprüche und Uneindeutigkeiten konstruktiv bewältigen. | |||||
…eigene Vorstellungen und Arbeitsweisen kritisch überprüfen. |
Didaktisch-methodischer Kommentar
Das Vergleichen ist eine grundlegende menschliche Denkoperation. (Friedman 2011, 755) Gleichzeitig hat sich unter Wissenschaftler*innen aber auch eine Diskussion über die Chancen und Gefahren von Vergleichen entsponnen: Vergleiche seien gefährlich, da nie wertneutral. Indem beispielweise andere Räume mit dem eigenen verglichen werden, wird oft das Eigene als Bewertungsmaßstab des Vergleiches ausgewählt. Bestehende Machthierarchien würden so weiter gestärkt. (Radhakrishnan 2009, 453-459; Friedman 2011, 753-754) Andererseits bieten Vergleiche auch die Chance, das Eigene und die eigenen Standards kritisch zu hinterfragen. (Friedman 2011, 756) Vergleiche seien außerdem auch grundlegend zur Entwicklung von Theorien und das Denken in abstrakteren Kategorien. In der wissenschaftlichen Diskussion geht es also weniger darum, ob verglichen werden soll, sondern eher wie verglichen werden soll.
Auch in gesellschaftswissenschaftlichen Schulfächern wie Geschichte (Drüding/Schlutow 2019, 18-36), Politik (Lorig 2007) und Geographie (Wilcke/Budke 2019) ist der Vergleich als Methode gang und gäbe – auch wenn die Ansprüche an Vergleiche im Klassenzimmer niedriger sind als in der Wissenschaft: Der Vergleich wird hier nicht als wissenschaftliches Verfahren durchgeführt, sondern dient allem voran zur Erschließung eines neuen Themas, der Entwicklung von Kompetenzen und der kritischen Reflexion. (Lorig 2007) Kontraste können dabei motivieren, Ähnlichkeiten oder sogar Übereinstimmungen können überraschen und so zum Hinterfragen eigener Vorstellungen anregen. Dem Vergleich im Schulunterricht geht es daher weniger um Antworten, sondern eher darum Fragen aufzuwerfen. (Lorig 2007)
Diesen Anspruch haben auch die folgenden Materialien zum Thema „Schule in der Volksrepublik China“: Sie wollen über den in der deutschsprachigen Medienberichterstattung hauptsächlich betrachteten Leistungsdruck (für einen Überblick über die deutschsprachige mediale Berichterstattung über Schule in China siehe die Weiterführenden Informationen zum Material 1.1) hinaus weitere Probleme und Entwicklungen im Bildungssystem der Volksrepublik China aufzeigen. Die Schüler*innen lernen dabei nicht nur die vielfältigen Situationen von Schüler*innen in der Volksrepublik China kennen, sondern werden auch aufgefordert, davon ausgehend kritisch über die Lage in Deutschland nachzudenken.
Die eingangs erwähnten möglichen Probleme von Vergleichen können dabei allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden. Denn in Deutschland geläufige Vorstellungen von chinesischen Schüler*innen als extrem fleißig, aber auch unter hohem Druck und Stress stehend, können dazu führen, dass das deutsche Schulsystem von vornherein als besser betrachtet wird. Materialien – wie beispielsweise die zu Status und Ansehen von Lehrer*innen (L9) – laden andererseits dazu ein, diese eigenen Bewertungsmaßstäbe kritisch zu hinterfragen: Das höhere Ansehen von Lehrer*innen in der Volksrepublik China und anderen ostasiatischen Ländern lässt uns kritisch auf Deutschland schauen. Das (selbst relativ auf die Wirtschaftskraft betrachtet) deutlich höhere Gehalt von Lehrer*innen in Deutschland lässt uns dann wiederum die Situation in der Volksrepublik China kritisch betrachten.
Gleichzeitig gehen die Materialien – beispielsweise L4 zu den Ungleichheiten im Bildungssystem der VR China – auch auf die Unterschiede innerhalb des Landes ein und versuchen hier ein differenzierendes Bild wiederzugeben: Nicht nur fleißig paukende Schüler*innen in den wirtschaftsstarken Regionen, sondern auch Schulabbrecher*innen in den wirtschaftlich schwachen Regionen der Volksrepublik werden in den Blick genommen. Die Betonung dieser regionalen Vielfalt versucht so auch den „methodologischen Nationalismus“ (Wilcke/Budke 2019, 3), der vielen Vergleichen zugrunde liegt, zu entschärfen. Gleichzeitig versuchen die Materialien die Komplexität des Phänomens Schule in China nicht so weit zu reduzieren, dass sie „dekontextualisiert“ (Drüding/Schlutow 2019, 33-34) von der sozialen Lage und aktuellen Fragen und Entwicklungen in der Volksrepublik China stehend ein essentialisiertes Chinabild bestärken.
Mit den Materialien im Lernmodul können die Schüler*innen weitestgehend selbstgesteuert und produktorientiert (durch die Erstellung von Plakaten bzw. Postern) Wissen zum Thema Schule in der Volksrepublik China erarbeiten. Als möglicher Einstieg findet sich eine Gegenüberstellung von Schlagzeilen aus deutschen Medien zu Schule in der Volksrepublik China und in Deutschland, aus der Ähnlichkeiten und Unterschiede hervorgehen. Die folgenden Lerneinheiten zu Themen wie Aufbau des Bildungssystems, Schulalltag, Ungleichheiten, Leistungsdruck, Digitalisierung, Rolle der Eltern, Historische Kontinuitäten, Rolle von Lehrer*innen und Reformen geben verschiedene thematische Einblicke, die die Schüler*innen je nach Interesse in Gruppenarbeit bearbeiten können. Zu jeder Lerneinheit gibt es eine Arbeitsaufgabe, die auf die Reproduktion der Inhalte zu China in der Lerneinheit abzielt, sowie eine allgemeinere Arbeitsaufgabe, die zum Vergleich mit Deutschland auffordert. Hierzu sollten die Schüler*innen nochmals selbst recherchieren (hilfreich können hier gegebenenfalls auch die auf China bezogenen Rechercheleitfäden in unseren Modulen China unter der Lupe und Hong Kong sein).
Der Vergleich mit Deutschland auf den Plakaten selbst, für den die Schüler*innen nochmals recherchieren müssten, kann dabei aus Zeitgründen auch weggelassen werden oder nur mündlich in der Reflexionsphase (Gallery Walk oder Podiumsdiskussion) anhand der eigenen Erfahrungen der Schüler*innen besprochen werden. Den Abschluss des Lernmoduls bildet die Präsentation der von den Schüler*innen gestalteten Plakate im Klassenzimmer und/oder eine Podiumsdiskussion, bei der ein Gespräch zwischen Schüler*innen aus Deutschland und der Volksrepublik China simuliert wird. In beiden Fällen sollte ein Schwerpunkt im Gespräch auch auf die Reflexion des Vergleiches gelegt werden: (Inwiefern) lassen sich Schule in der Volksrepublik China und in Deutschland überhaupt vergleichen? Anhand welcher Bewertungsmaßstäbe vergleichen wir das Phänomen Schule in Deutschland und in der Volksrepublik China miteinander? Welche Chinabilder beeinflussen dabei unsere Vergleiche?
Verwendete Literatur
Ablauf
Der hier präsentierte Unterrichtsverlauf ist ein Vorschlag, der mit den im Modul enthaltenen Materialien umsetzbar ist und auf den im didaktisch-methodischen Kommentar dargelegten Überlegungen basiert. Unsere Vorschläge werden im Laufe unserer Schulpatenschaften an die Erfahrungen aus der Praxis angepasst. Geben Sie uns gerne auch per Mail Rückmeldung zu Ihren Unterrichtserfahrungen mit den im Modul enthaltenen Materialien.
Unterrichtsverlauf 90-180 min, Leitfrage: Schule im Vergleich: China und Deutschland – Welche Unterschiede gibt es?
Phase | Dauer | Inhalt | Sozialform | Material |
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Einstieg | 10 min | Lehrer*in zeigt Grafik mit verschiedenen Schlagzeilen Überschriften zu Bildung und Schule in der Volksrepublik China und Deutschland | Plenum | M1.1 |
Leitfrage | Schule im Vergleich: China und Deutschland – Welche Unterschiede gibt es? | |||
Erarbeitung | 30-90 min | In Gruppenarbeit erarbeiten die Schüler*innen jeweils ein Poster, in dem sie ausgehend von den Materialien zur Situation in der Volksrepublik China einen Vergleich mit der Situation in Deutschland anstellen. Materialien gibt es zu den Themen: 2. Schulalltag 3. Ungleichheiten 4. Leistungsdruck 5. Digitalisierung 6. Rolle der Eltern 7. Historische Kontinuitäten? 8. Rolle von Lehrer*innen 9. Reformen | Gruppenarbeit | |
Sicherung | 50 min | Gallery Walk: Die Poster werden im Klassenzimmer aufgehängt und jede Gruppe stellt wichtige Punkte knapp vor (max. 3-5 Minuten pro Gruppe) | Plenum | |
möglicher Transfer | 30 min | Podiumsdiskussion: Deutsche & chinesische Schüler*innen diskutieren miteinander (Moderation wird auch von einem*r Schüler*in übernommen). |
Jonas Schmid
Inhalt
Autor*in
Jonas Schmid
11 Lernmodule
Beinhaltet
- 13 Lerneinheiten
- 16 Materialien
- 14 Aufgaben