M2.2: Landwirtschaft

Einordnung: Die in verschiedenen Grüntönen gefärbten Verwaltungsregionen der Volksrepublik China zeigen die Höhe des landwirtschaftlichen Produktionswertes (nongye zongchanzhi 农业总产值) an: Je dunkler das Grün, desto höher der Wert der landwirtschaftlichen Produktion in der jeweiligen Verwaltungseinheit. Die Daten für das Jahr 2020 basieren auf den Angaben des Statistischen Jahrbuches und wurden zum besseren Vergleich gerundet und in Euro umgerechnet (Stand des Umrechnungskurses: Juli 2020). Die Reihenfolge der Verwaltungseinheiten nach der Höhe des landwirtschaftlichen Produktionswertes geordnet lautet:

Henan 河南:    624,5 Mrd. Renminbi, 78,45 Mrd. Euro

Shandong 山东: 516,8 Mrd. Renminbi, 64,9 Mrd. Euro

Sichuan 四川: 470,2 Mrd. Renminbi, 59,1 Mrd. Euro

Jiangsu 江苏: 410,2 Mrd. Renminbi, 51,53 Mrd. Euro

Heilongjiang 黑龙江: 404,4 Mrd. Renminbi, 50,8 Mrd. Euro

Guangdong 广东: 376,9 Mrd. Renminbi, 47,35 Mrd. Euro

Hubei 湖北: 349,3 Mrd. Renminbi, 43,9 Mrd. Euro

Hebei 河北:     341,3 Mrd. Renminbi, 42,9 Mrd. Euro

Hunan 湖南:    336,5 Mrd. Renminbi, 42,27 Mrd. Euro

Guangxi 广西: 326,9 Mrd. Renminbi, 41,07 Mrd. Euro

Xinjiang 新疆: 293,6 Mrd. Renminbi, 36,9 Mrd. Euro

Yunan 云南: 290 Mrd. Renminbi, 36,43 Mrd. Euro

Shaanxi 陕西: 280,7 Mrd. Renminbi, 35,53 Mrd. Euro

Guizhou 贵州: 278,2 Mrd. Renminbi, 34,95 Mrd. Euro

Anhui 安徽: 252,5 Mrd. Renminbi, 31,72 Mrd. Euro

Liaoning 辽宁: 205,7 Mrd. Renminbi, 25,84 Mrd. Euro

Fujian 福建: 181,8 Mrd. Renminbi, 22,84 Mrd. Euro

Innere Mongolei (Nei Menggu 内蒙古): 169,9 Mrd. Renminbi, 21,34 Mrd. Euro

Jiangxi 江西: 169 Mrd. Renminbi, 21,23 Mrd. Euro

Chongqing 重庆: 159,6 Mrd. Renminbi, 20,05 Mrd. Euro

Zhejiang 浙江: 159,4 Mrd. Renminbi, 20,03 Mrd. Euro

Gansu 甘肃:    142,4 Mrd. Renminbi, 17,89 Mrd. Euro

Jilin 吉林: 123,2 Mrd. Renminbi, 15,48 Mrd. Euro

Shanxi 山西:    107,6 Mrd. Renminbi, 13,52 Mrd. Euro

Hainan海南:   87,5 Mrd. Renminbi, 11 Mrd. Euro

Ningxia 宁夏   : 39,8 Mrd. Renminbi, 5 Mrd. Euro

Tianjin天津:   22,9 Mrd. Renminbi, 2,88 Mrd. Euro

Qinghai 青海: 18,9 Mrd. Renminbi, 2,37 Mrd. Euro

Shanghai 上海: 13,8 Mrd. Renminbi, 1,73 Mrd. Euro

Beijing 北京:   10,8 Mrd. Renminbi, 1,36 Mrd. Euro

Tibet (Xizang 西藏): 10,4 Mrd. Renminbi, 1,31 Mrd. Euro

Diese Rangfolge der Verwaltungseinheiten – was die landwirtschaftliche Produktion angeht – ist im Wesentlichen seit 2015 unverändert geblieben. Eine Ausnahme stellt die Provinz Guangdong im Süden der Volksrepublik China dar, die zwischen 2014 und 2016 landesweit den höchsten Wert der landwirtschaftlichen Produktion erreichte, dann jedoch hinter andere Provinzen zurückfiel.

Der Produktionswert landwirtschaftlicher Erzeugnisse betrug in Deutschland im Jahr 2021 knapp unter 60 Milliarden Euro. Damit liegt Deutschland – zusammen mit Italien, dessen Produktionswert ebenfalls knapp unter 60 Milliarden Euro lag – auf Platz zwei innerhalb der Europäischen Union. Auf Platz eins befindet sich Frankreich mit über 80 Milliarden Euro. (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2022) Diese Vergleiche zwischen der Volksrepublik China und Deutschland sind insofern jedoch nicht besonders aussagekräftig, da sie die unterschiedlichen Preisniveaus nicht mit einberechnen: So können die gleichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Volksrepublik China weniger oder mehr Wert sein als in Deutschland. Allgemein betrachtet liegen die Lebenshaltungskosten in der Volksrepublik China niedriger als in Deutschland. Beim Vergleich von wirtschaftlichen Daten über Landesgrenzen hinweg, werden diese daher oft in Kaufkraftstandards oder Kaufkraftparität (Purchasing Power Parity) umgerechnet – man kann sich dies wie eine fiktive Währung (dabei wird meist der US-Dollar als Standard genommen und die Kaufkraftparität angepasst, die Rede ist dann vom „International Dollar“) vorstellen, die Preisniveauunterschiede zwischen Ländern ausgleicht und damit aussagekräftige Vergleiche erlaubt. Bei einer direkten Umrechnung nach dem Wechselkurs im Juli 2020 wirkt es so als entspreche die landwirtschaftliche Produktion der Provinz Sichuan im Jahr 2020 ungefähr der Deutschlands. Berechnet man jedoch die Kaufkraftunterschiede mit ein, so liegt die Provinz Sichuan (112,35 Mrd. US-Dollar in Kaufkraftparität im Jahr 2020) deutlich vor Deutschland (81,3 Mrd. US-Dollar in Kaufkraftparität im Jahr 2020).

Eine auch in China oft betonte Tatsache ist, dass die Volksrepublik China trotz ihres großen Staatsgebietes nur über verhältnismäßig wenig landwirtschaftlich nutzbare Gebiete verfügt: Nur 12,5% der Gesamtfläche des Landes können landwirtschaftlich genutzt werden – zum Vergleich: in Deutschland liegt der Anteil bei 34,1% (Wünnemann 2014, 40). Mit 7% der weltweiten landwirtschaftlichen Gebiete muss China mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung versorgen (CGTN 2019).

Hinzu kommt außerdem, dass die Gesamtanzahl des für Landwirtschaft nutzbaren Landes seit den 1990er-Jahren stetig zurückging und erst wieder 2015 enorm anstieg (World Bank Data). Dieser Rückgang lässt sich auf Bauaktivitäten zurückführen, durch die große Flächen der Landwirtschaft entzogen werden. Auch die mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende Umweltverschmutzung hat dazu geführt, dass große Teile des Landes für Ackerbau nicht mehr zur Verfügung stehen. Technologische Fortschritte in Bereichen wie Dünger, Bewässerung, Saatgut und Schädlingsbekämpfung machen dennoch eine intensivere Bewirtschaftung der geringer werdenden landwirtschaftlichen Flächen möglich (Böhn 2008). Und dies, obwohl die Quote der in der Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung seit Jahren sinkt. Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion in den meisten Verwaltungseinheiten ist dennoch seit der Mitte der 1990er-Jahre stark angestiegen und nimmt weiter zu. Gleichzeitig kann die landwirtschaftliche Produktion der Volksrepublik China die inländische Nachfrage nicht vollständig decken und ist daher auf Importe aus dem Ausland angewiesen (Wünnemann 2014, 41).

Trotz der technologischen Fortschritte hängt die Landwirtschaft in den verschiedenen Regionen der Volksrepublik China stark mit den naturräumlichen Gegebenheiten zusammen (siehe dazu auch das Material Volksrepublik China – Naturräume). Mehr als 90 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen der Volksrepublik China befinden sich entlang der Küstenregionen in Nordost-, Ost- und Südchina (Wünnemann 2014, 39). Henan und Shandong – die zwei Provinzen mit der höchsten landwirtschaftlichen Produktion – beispielsweise liegen im fruchtbaren Schwemmgebiet des Gelben Flusses (Huang He 黄河). In den fruchtbaren Ebenen nördlich des Yangzi (eigentlich: Chang Jiang 长江) und entlang der Ostküste gedeihen im gemäßigten Klima vor allem Weizen, Mais und Soja gut. Südlich des Yangzi finden sich vor allem fruchtbare Mittelgebirge, wo Reis, Tee und Zuckerrohr aufgrund des subtropischen Klimas das ganze Jahr hindurch angebaut werden können. Der Norden und Westen der Volksrepublik China ist geprägt von Steppengebieten und Wüsten. Eine Ausnahmestellung nimmt dabei die Provinz Xinjiang ein, wo sich mit der Taklamakan-Wüste die zweitgrößte Sandwüste der Erde befindet. Durch die Entnahme von Grundwasser werden in Xinjiang jedoch auch in großem Maßstab Baumwolle oder auch Lebensmittel wie Melonen angebaut, was langfristig jedoch zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führt. (Wünnemann 2014, 30; siehe dazu auch die Materialien in unserem Modul zu Xinjiang) Die Karte gibt also keine Auskunft über die Effizienz und Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion in den jeweiligen Verwaltungseinheiten der Volksrepublik China.

(Jonas Schmid 17.05.2021)

Weiterführende Literatur: