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China in der Kolonialzeit: Das Beispiel Qingdao
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- Lerneinheit 1: Oktoberfeste in China?2 Materialien|3 Aufgaben
- Lerneinheit 2: Hintergrundwissen: China und der Kolonialismus2 Materialien|1 Aufgabe
- Lerneinheit 3: Chinesische Stimmen über die deutsche Kolonialherrschaft in Qingdao4 Materialien|2 Aufgaben
- Lerneinheit 4: Quiz zu Qingdao als Kolonie1 Aufgabe
- Ergänzende Materialien8 Materialien
- Ausländische Kolonien und Einflussgebiete in Qing-China
- Sammelbild „Uebergabe des Fort“ (um 1900)
- Die Besetzung Qingdaos 1897
- Japanischer Druck „Die japanische Armee besetzt das Bismarck-Fort in Tsingtau“ (1915)
- Die Eroberung Qingdaos 1914
- Kolonien des deutschen Kaiserreiches
- Informeller Imperialismus und Halbkolonie
- Der Gelehrte Yan Fu über die deutsche Besetzung Qingdaos (1897)
- Ausländische Kolonien und Einflussgebiete in Qing-China
Lerneinheit Fortschritt
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M3.3: Sun Yatsen über seine Reise nach Qingdao (1912)
Sun Yatsen (孫逸仙, 1866-1925) repräsentierte im Ausland chinesische Revolutionäre, die ein Ende der Qing-Dynastie und die Errichtung einer Republik erreichen wollten, weshalb ihm eine maßgebliche Rolle an der Revolution von 1911 zugeschrieben wird. In einem Interview mit einem deutschen Journalisten im Oktober 1912 äußert sich Sun zur deutschen Kolonialherrschaft in Qingdao.
Qingdao hat mir ganz außerordentlich gefallen, es ist die Modellanlage einer Stadt für das zukünftige China und wenn aus jedem unserer 500 Kreise auch nur zehn Menschen nach Qingdao gehen würden, um seine Verwaltung, seine Stadt- und Landstraßen, die prächtige Werft, den Hafen, die Hochschule, die Fortanlagen, die städtischen und Regierungsanlagen zu studieren, so könnte damit für China unendlich viel Gutes geschaffen werden. […] Deutschland könnte China keinen größeren Beweis von Freundschaft und Entgegenkommen geben, als wenn es jetzt in dieser Zeit des Aufbaus eines ganz neuen Staatswesens die zukünftige Rückgabe dieses vorbildlich angelegten Platzes eventuell in Aussicht stellen würde. Diese Rückgabe, bei der China alle Ausgaben Deutschlands voll ersetzen würde, sei es in bar, sei es [in] Gestalt einer Anleihe, würde heute Deutschland in China den ersten Platz einräumen und würde auch für Deutschlands Handel und Industrie tausendfaltige Frucht tragen, denn bei all den in der baldigen Entwicklung Chinas zur Vergebung kommenden Lieferungen an technischem Material, an Bauten etc. würde Deutschland dann stets bevorzugt werden und ich würde selbst ganz besonders dafür sorgen, daß ein nicht endender Strom von Studenten und Beamten des Landes zum Stadium aller Verhältnisse der Kolonie nach Qingdao gehen würde; ebenso wie ich hoffe, daß recht viele deutsche Beamte nach China kommen mögen, um so durch gegenseitiges Studium die Kenntnisse beider Länder und das gute Verhältnis zu einander zu fördern. Wir sehen schon jetzt auf Deutschland als einen der uneigennützigsten Freunde Chinas. Ich denke mir dabei, daß eine volle Rückgabe durchaus nicht bald zu erfolgen brauche, sondern vielleicht erst in zehn, fünfzehn, ja zwanzig Jahren. Nach allem, was ich bisher von der Welt gesehen habe, erscheint mir Deutschland fast in jeder Beziehung als unser gegebener Lehrmeister. Deutschland hat im Gegensatz zu England, Amerika und anderen Staaten alles und jedes systematisch und auf wissenschaftlicher Grundlage mit ausserordentlicher Gewissenhaftigkeit, ausgebildet, während z. B. in England jeder tun und lassen kann, was er will, und um nur einige Gebiete zu nennen, das in seinem Zeitungswesen, der Kodifizierung seiner Gesetze, ja auch seinem Städteausbau z. B. in Hongkong und Singapur deutlich hervortritt, hat Deutschland in alles wissenschaftliches System gebracht und das ist gerade das, was wir jetzt, wo wir mit aller Tradition brechen, gebrauchen. […] Ich will auf meiner Europareise in der Hauptsache nach Deutschland gehen, um mich dort genau über seine Einrichtungen, Verwaltung und Industrie zu orientieren. Ich betrachte Deutschland auf fast allen Gebieten als unser Vorbild und wenn Sie etwas in dem von Ihnen vertretenen Blatt dazu tun können, mir meine Absichten zu erleichtern und mir meine Wege zu ebnen, so wäre ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.
Erich von Salzmann (1912): Aus Jung-China. Reiseskizzen nach der Revolution, Tianjin: Tageblatt für Nord-China, S. 143-146. Weiterführende Informationen
Zur Einsicht detaillierter Quellenangaben sowie weiterführender Informationen und Literaturhinweise zum Material besuchen Sie bitte die Plattform ChinaPerspektiven. [https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-cik-m3-3/]