Zwischen 1842 und 1945 waren die Beziehungen zwischen China und mächtigen ausländischen Staaten (darunter viele Staaten Westeuropas, Russland, die USA und später auch Japan) sehr ungleich. Durch Waffengewalt sowie politischen und wirtschaftlichen Druck setzten diese Staaten ihre Interessen in China durch. 1900 erhoben sich unzufriedene Chines*innen und gingen gegen ausländische Symbole vor. Sie nannten sich „in Rechtschaffenheit vereinte Fäuste“ (Yihequan義和拳) oder auch „in Rechtschaffenheit vereinte Milizen“ (Yihetuan義和團) – im Ausland wurden sie als „Boxer“ bekannt. Dieser Aufstand wurde 1900-1901 von Truppen acht ausländischer Staaten (darunter auch Deutschland) gewaltsam niedergeschlagen.
Wie werden in Deutschland und in der Volksrepublik China die Yihequan und die Niederschlagung durch ausländische Truppen erinnert? In diesem Lernmodul werden verschiedene Geschichtserzählungen über die Yihequan verglichen: Wie wird die Geschichte beispielsweise in deutschsprachigen Online-Enzyklopädien oder Schulbüchern dargestellt? Und wie in chinesischsprachigen? Abschließend wird auch genauer untersucht, welche Rolle die „Boxer“ in der deutschen Erinnerung spielen: Sind sie vergessen oder finden sich noch vielerorts Hinweise wie Straßennamen oder vielleicht sogar damals von Deutschen geraubte Objekte in Museen?