Taiwanese/Taiwanesin (auch Taiwaner/Taiwanerin)

​Die Bezeichnung Taiwan/Taiwanes*in/Taiwaner*in geht auf einen Stamm von Ureinwohner*innen zurück. Den Namen dieses Stammes verwendeten die niederländischen Besatzer der Insel im 17. Jahrhundert für die Region um das im Südwesten der Insel von ihnen errichtete Fort Zeelandia (je nach Umschrift Tayowan, Taiyowan, Tyovon, Teijoan, Toyouan). Die chinesische Aussprache Taiwan 台湾 ahmt diesen Namen nach. Inhaltlich ist die Bezeichnung der Inselbewohner*innen als „Taiwanese/Taiwanes*in“ sehr vielschichtig:  Erste Siedlungsspuren auf Taiwan stammen von dort lebenden austronesischen Völkern aus der Jungsteinzeit (4.000 v.u.Z.), erste Zuwanderung vom Festland ist für ca. 2.500 v.u.Z. nachgewiesen. Eine engere Beziehung zum Festland entstand ab dem 17. Jahrhundert und brachte Wellen des Zuzugs von verschiedenen chinesischen Ethnien mit sich. Während zugezogene Personen zum überwiegenden Teil in den westlichen Ebenen siedelten, waren die Gebirgsregionen Rückzugsgebiete und Lebensraum der lokalen ethnischen Minderheiten, wobei einige Stämme auch in den Ebenen blieben und sich in der Folge stärker mit Zugezogenen mischten als die in den Bergen lebenden Ureinwohner*innen. Heute sind ca. 98% der auf Taiwan lebenden Menschen Nachkommen von Personen, die in den letzten 350 Jahren auf die Insel gezogen sind. Ihnen gegenüber stehen die 16 Gruppen von Ureinwohner*innen (indigenous peoples, yuanzhumin 原住名, darunter Ami, Paiwan, Atayal, Bunan), die als ethnische Minderheiten offiziell anerkannt sind. Seit den 1990er Jahren gibt es verstärkt Bemühungen, Sprachen und Kulturen dieser Gruppen zu schützen. Sie stellen etwa 2,5% der Bevölkerung. Neben den Ureinwohner*innen lassen sich drei große Gruppen unterscheiden: 
  • die Fukien (Pinyin-Umschrift: Fujian) Taiwanes*innen (hochchinesisch: Minnan ren 閩南人), auch Hoklo genannt, die usprünglich aus der südlichen Provinz Fujian stammen (~65%);
  • die Hakka 客家, die ursprünglich aus den südlichen Provinzen Guangdong und Fujian stammen, aber keine feste Heimatprovinz auf dem Festland hatten (~15%);
  • die ab Mitte der 1940er Jahre vom Festland zuwandernden Chines*innen, die aus allen Regionen des Festlandes emigrierten (~15%).

Für die Gruppe der „Festlandchines*innen“, die zwischen 1945 und 1949 sowie insbesondere 1949 im Zuge des Bürgerkriegsendes auf dem Festland auf die Insel gekommen sind, hat sich der Ausdruck „Menschen aus anderen Provinzen“ waishengren 外省人 eingebürgert, im Kontrast zu dem für die beiden anderen Gruppen gemeinsam verwendeten Begriff benshengren 本省人 („Menschen aus der hiesigen Provinz“). Eine den Ureinwohner*innen vergleichbar große Gruppe stellen asiatische Zugewanderte: ca. 2,5% der auf Taiwan lebenden Menschen kommen (überwiegend) aus benachbarten asiatischen Ländern. 
Die Frage, ob und in wieweit sich Taiwanes*innen als Chines*innen sehen ist politisch aufgeladen, weil sie eng verknüpft ist mit der Frage der politischen Verbindung Taiwans mit Festland-China. Laut Duden sind auf Deutsch beide Optionen (Taiwaner/Taiwanese, ​taiwanisch, taiwanesisch) korrekt.​ 

Weiterführende Informationen:

Copper, J.C., u. S.J. Buckman. o. J. „Taiwan – The People | Britannica“. https://www.britannica.com/place/Taiwan/Climate#ref30004. Zhong, Yang. Mai 3, 2016. „Explaining National Identity Shift in Taiwan“. Journal of Contemporary China 25 (99): 336–52.