Massen

Die Bezeichnung „die Massen“ (qunzhong 群众) hat heutzutage vor allem marxistische Konnotationen. Im chinesischen Kaiserreich wurde qunzhong jedoch auch bereits verwendet und meinte eine Gruppe von Personen – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Auch im Westen wurde im 19. und 20. Jahrhundert die Bezeichnung „die Massen“ teils negativ (etwa in der Massenpsychologie), teils positiv (im Marxismus-Leninismus, der die Massen als treibende Kraft der Geschichte sah) verstanden. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hielten beide Bedeutungen Einzug in China und wurden von chinesischen Intellektuellen verwendet und weiter verbreitet. Die Massen als positive Bezeichnung für die Bevölkerung wurde von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) aufgegriffen, wobei die Partei die Führung der Massen beanspruchte. Ab 1930 prägte die KPCh – und insbesondere Mao Zedong – auch die Bezeichnung Massenlinie (qunzhong luxian 群眾路線). Laut diesem theoretischen Konzept entwickelt die Partei Politik, die in ihrer realen Umsetzung durch die Massen mit Verbesserungsvorschlägen versehen und dann angepasst wird, ein Zusammenspiel von Theorie und Praxis also.

Weiterführende Informationen:

​Lifeng Li, „Ambiguous Subject: The ‚Masses‘ (qunzhong) Discourse in Modern China“, Cultura 15, Nr. 2 (2018): 135–56. ​

Synonyme:
masses, qunzhong, 群众, 群眾