Lee Teng Hui

Lee Teng-hui (Pinyin: Li Denghui) 李登輝 (1923-2020) war Bürgermeister von Taipei (Pinyin: Taibei) und Vizepräsident unter Präsident Chiang Ching-kuo (Pinyin: Jiang Jingguo) 蔣經國 (1910 – 1988). Eine erste Amtszeit als Präsident folgte unmittelbar auf den Tod von Chiang Ching-kuo und noch im gleichen Jahr übernahm Lee auch den Vorsitz der Regierungspartei (Pinyin: Guomindang, gängige Umschrift (Wade-Giles) Kuomintang KMT) 國民黨, dt. Nationale Volkspartei). 1996 stellte sich Lee Teng-hui freien Wahlen und wurde nach seinem Sieg zum ersten frei gewählten Präsidenten der Republik China und zum ersten Präsidenten, der nicht auf dem Festland, sondern auf Taiwan geboren wurde. Nach Jahrzehnten der Machtkonzentration auf vom Festland zugewanderte Personen bedeutete Lees Präsidentschaft eine Machtstärkung für auf Taiwan geborene Politiker*innen, für die sich bereits Chiang Ching-kuo eingesetzt hatte. Zu seinen größten Verdiensten wird gezählt, dass er 1988 das Kriegsrecht beendete und einen friedlichen Übergang zur Demokratisierung des Landes ermöglichte. Lee bezeichnete sich gelegentlich provokativ als „Japaner“, da er noch in der Zeit der japanischen Kolonialherrschaft geboren wurde und seine schulische und universitäre Ausbildung deswegen sehr stark von Japan geprägt waren (vgl. dazu auch die Fotos im englischen Wikipedia-Artikel). Lee studierte in den USA, wo er einen Doktortitel in Landwirtschaftsökonomie erwarb und er war aktives Mitglied der Presbyterianischen Kirche in Taiwan. 2000 wurde er abgewählt. Nur ein Jahr später gründete er mit seinen Anhängern die “Taiwanische Solidaritätsunion”, die sich –anders als die KMT- für eine formale Unabhängigkeit einsetzte. Dementsprechend unterstützte Lee in den Folgejahren jeweils die Präsidentschaftskandidaten der Oppositionspartei (Demokratische Fortschrittspartei).

Weiterführende Informationen:

Frederic Krumbein, The legacy of Taiwan’s “Mr. democracy”, 10.August 2020; https://taiwaninsight.org/2020/08/10/the-legacy-of-taiwans-mr-democracy/

Synonyme:
Li Denghui, 李登輝