Karikatur

​Karikaturen sind Darstellungen, die gesellschaftliche und politische Zustände durch Übertreibungen kritisch darstellen und beleuchten. Im deutschen Wort Karikatur ist noch der spätlateinische Ausdruck „carricare“ – „überladen“ beziehungsweise „übertreiben“ – erkennbar. Im chinesischsprachigen Raum entwickelten sich Karikaturen im europäischen Sinne Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als Chinesen in den kolonialen Pachtgebieten – inspiriert vom Vorbild ausländischer Karikaturen und Karikaturzeitschriften – diese Kunstform nach China brachten. Getragen von der schnellen Entwicklung der chinesischen Zeitungswelt wurden Karikaturen (manhua 漫畫) schnell zu einem festen Bestandteil der chinesischen Kultur.
Auch zuvor hatte es im chinesischen Kaiserreich bereits satirische Bilder gegeben. Die Bezeichnung manhua 漫畫​ wurde jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts aus dem japanischen
manga 漫画 (ursprünglich in der Bedeutung "Sammlung von Bildern", später auch als "ungezügelte Bilder" verstanden) übernommen. Unter diesen Begriff fielen neben Karikaturen auch Comics. In den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden in China einige Manhua-Zeitschriften und -Künstlervereinigungen. Auch in den diktatorischen Regimen der Volksrepublik China und der Republik China auf Taiwan wurde diese Tradition in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitergeführt: Einerseits durch propagandistische Manhua, im Sinne des herrschenden Regimes, andererseits in geringerem Maße auch durch kritische Manhua. Auch heute werden im chinesischsprachigen Raum Karikaturen aus unterschiedlichen politischen Richtungen veröffentlicht.

Weiterführende Informationen:

Lent, John A., und Xu Ying. Comics Art in China. Jackson: Univ. Press of Mississippi, 2017.

Synonyme:
manhua, 漫畫,漫画, cartoon, caricatures