Kaiser

Kaiser (Huangdi 皇帝) ist die ausländische Bezeichnung für die Herrscher verschiedener Herrscherhäuser (Dynastien) in China. Der erste Herrscher, der diese Bezeichnung nutzte, war der "Erste Erhabene Kaiser von Qin" (Qin Shihuangdi 秦始皇帝, 259–210 v. u. Z.), der 221 v. u. Z. verschiedene Gebiete in der Umgebung und im Norden des Gelben Flusses (Huang He) und im Norden des Yangzi vereinte und die Qin-Dynastie gründete. Der von Qin Shihuangdi erstmals verwendete Ausdruck Huangdi nimmt Bezug auf die "Drei Erhabenen" (san huang 三皇), mythologische Kulturschöpfer, sowie auf die höchsten Götter des Staates Qin, die di () genannt wurden. Der erste Kaiser inszenierte sich als Gott – doch obwohl die Rolle und Repräsentation der chinesischen Kaiser sich im Laufe der Zeit änderte, blieb die Bezeichnung bis zur Abdankung des letzten Kaisers 1912 gleich. Auch Fremdherrscher wie die Mongolen während der Yuan- (1279–1368) oder die Mandschuren während der Qing-Dynastie (1644–1912) stellten sich in diese Tradition und übernahmen die Bezeichnung Huangdi – während sie gleichzeitig auch eigene Herrscherbezeichnungen, etwa den Herrschertitel Khan aus dem Mongolischen weiternutzten. Mit Ausnahme von Wu Zetian (武則天, 624–705), die sich selbst als Huangdi bezeichnen ließ, waren alle anderen Kaiser männlich – auch wenn Frauen am Kaiserhof teilweise indirekt durch die Kontrolle über den Kaiser die Herrschaft ausübten.Der Kaiser wurde als "Sohn des Himmels" (tianzi 天子) bezeichnet, dessen Auftrag zu herrschen vom Himmel verliehen worden war – das sogenannte "Mandat des Himmels" (tianming 天命). Diese Vorstellung geht auf die vorkaiserzeitliche Zeit zurück, als das Herrscherhaus der Zhou  im 11. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung das Herrscherhaus der Shang ablöste und diesen Wechsel zu legitimieren suchte. Der Herrscher war Vermittler zwischen den Menschen und dem Himmel und war als solcher ein moralisches Vorbild. Verhielt er sich falsch – Anzeichen hierfür waren beispielsweise Naturkatastrophen oder Missernten – konnte er das "Mandat des Himmels" auch wieder verlieren und ein von Rebellen begründetes neues Herrscherhaus konnte das Mandat beanspruchen.Kaiser werden oft mit unterschiedlichen Namen adressiert (persönlicher Name, Höflichkeitsbezeichnungen, Regentschaftsnamen, Tempelnamen, Ehrentitel nach dem Tod etc.). So wurde der vierte Kaiser der Qing-Dynastie beispielsweise bei seiner Geburt Aixinjueluo Hongli (愛新覺羅弘曆 – eine lautliche Übertragung seines mandschurischen Namens in das Han-Chinesisch) genannt, eine übliche kürzere Anrede war „Prinz Bao“ (寶親王); sein Tempelname lautete Gaozong (高宗, „Hoher Ahne“) und sein Ehrenname Chundi (純帝, „Reiner Kaiser“). Der Zeitabschnitt seiner Herrschaft hieß Qianlong (乾隆 "Himmlische Mannigfaltigkeit"), dementsprechend ist im Deutschen die Bezeichnung "Qianlong Kaiser" der Bezeichnung als "Kaiser Qianlong" vorzuziehen. Der Yongle Kaiser trug den Geburtsnamen Zhu Di 朱棣, wird aber nach seiner Regierungsperiode eben Yongle (永樂 "Ewige Freude") genannt. Bevor er Kaiser wurde, war er Yan Wang , Prinz von Yan. Sein ursprünglicher Tempelname war Ming Taizong „Höchster Ahne der Ming明太宗, der spätere Tempelname (wurde im 16. Jhd. nochmal geändert) Ming Chengzu 明成祖 "Vorvater der Vollendung der Ming". Eine Liste von chinesischen Herrschern und ihren verschiedenen Namen ist in der englischsprachigen Wikipedia zu finden.

Weiterführende Informationen:

Yeophantong, Pichamon. „Emperor“. In Encyclopedia of Chinese History, herausgegeben von Michael Dillon, 181–82. London: Routledge, 2016.

Synonyme:
Kaiser, Emperor, huangdi, 皇帝