Hundert-Blumen-Kampagne (100 Blumen, Hundert Blumen)
Im Frühling des Jahres 1956 liess Mao Zedong 毛泽东 (1893 – 1976), zu dieser Zeit Staatspräsident der 1949 ausgerufenen Volksrepublik China, eine neue Parteipolitik für den Wissenschafts- und Kulturbetrieb ausrufen. Mit dem Slogan „Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern“ (Bai hua qifang, bai jia zhengming 百花齐放,百家争鸣) forderte er dazu auf, öffentlich Kritik an der Führungsebene der Kommunistischen Partei Chinas und ihren Kader*innen zu üben. Nach den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit mit politisch motivierten Übergriffen auf einzelne Kritiker*innen reagierten die Intellektuellen zunächst nur sehr zögerlich. Nach einem Jahr und weiteren Ermunterungen durch Mao Zedong persönlich (z.B. in einer Rede „Über die korrekte Behandlung von Widersprüchen im Volk“, also den richtigen Umgang mit Kritik) schlug die Stimmung anfänglicher Zurückhaltung jedoch in massive und grundlegende Kritik der Intellektuellen an der Parteiführung und dem eingeschlagenen Weg für den Aufbau des neuen Staates um. Aus Sorge um die politische Sprengkraft der nun unerwartet heftigen Kritikwelle erfolgte im Juni 1957 ein Richtungswechsel, der mit Hilfe der sog. „Anti-Rechts-Kampagne“ (Fan You Yundong 反右运动) der Redefreiheit ein Ende setzte. Personen, die mit ihrer Kritik die Führung der Partei oder das sozialistische Modell angegriffen hatten wurden hart, teilweise mit z.T. jahrzehntelanger Verbannung, Haft oder auch mit dem Tod, bestraft.
Weiterführende Informationen:
Übersetzung der Rede „Über die korrekte Behandlung von Widersprüchen im Volk“ enthalten in: Mao, Tse-tung. 1979. Texte. 2: 1956 – 1957. Herausgegeben von Helmut Martin. München: Hanser.
Synonyme:
Hundert-Blumen-Bewegung; Baihua Yundong 百花运动; Double-Hundred Policy