Ein-Kind-Politik

Die Ein-Kind-Politik war eine Maßnahme zur Regulierung des Bevölkerungswachstums, mit deren Einführung die chinesische Regierung im Jahr 1979 vorhergehende Kampagnen der Geburtenkontrolle fortsetzte. De jure war in der Volksrepublik China (VR China) während ihrer Durchführung bis 2015 nur ein Kind pro Frau erlaubt.Die Bezeichnung Ein-Kind-Politik ist allerdings ungenau. Sie rührt von einem bekannten chinesischen Propagandaslogan der 1980er-Jahre „Es ist gut, nur ein Kind zu haben“ (zhi sheng yi ge hao 只生一个好) her. Von politischer Seite wurde in der VR China die neutralere Bezeichnung Geburten- oder Familienplanungspolitik (jihua shengyu zhengce 计划生育政策) verwendet. Die strikten Vorgaben der Politik wurden jedoch nicht erreicht. Zwischen den 1980er-und den 2000er-Jahren lag die durchschnittliche Geburtenrate bei zirka zwei Kindern pro Frau. Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, dass es große Unterschiede in der Umsetzung der Politik in den Städten und auf dem Land gab. In den Städten lag die Geburtenrate niedriger als auf dem Land, wo mehr Geburten mehr der benötigten Arbeitskraft bedeuteten. Viele Provinzregierungen erlaubten daher der Landbevölkerung eine zweite Geburt, manchmal auch dritte Geburt, v.a.wenn das erste Kind ein Mädchen war. Auch die nationalen Minderheiten wurden seit Mitte der 1980er-Jahre der staatlichen Familienplanung unterstellt, ihnen wurden aber immer mehr Kinder als den Han-Chinesen gestattet.Die chinesische Geburtenplanungspolitik drosselte erfolgreich das Bevölkerungswachstum, führte aber zu schwerwiegenden Folgen wie Überalterung, Männerüberschuss, Fachkräftemangel und Menschenhandel, weswegen sie im Jahr 2015 in eine Zwei-Kind-Politik und 2021 in eine Drei-Kind-Politik umgewandelt wurde. Besonders problematisch ist, dass die chinesische Gesellschaft durch den Rückgang der Geburtenraten zu überaltern droht. Das staatliche System der Altenpflege steckt noch in den Kinderschuhen, sodass meist die Familien selbst einspringen müssen. Außerdem hat die Ein-Kind-Politik in Kombination mit der bis heute vor allem auf dem Land fortbestehenden Bevorzugung von Söhnen zu einem deutlich ungleichen Geschlechterverhältnis geführt. Derzeit gibt es 30 Millionen mehr Männer als Frauen; diese Männer werden womöglich nie eine chinesische Frau finden und heiraten können.Der Trend zu Ein-Kind-Familien hat in Bezug auf die Geschlechtergleichheit allerdings auch positive Seiten gezeigt, denn Einzelkind-Mädchen standen z.B. bei der Frage nach Bildungschancen nicht mehr in Konkurrenz zu Brüdern, da die Eltern nun unabhängig vom Geschlecht in die Zukunft ihres Einzelkindes investierten. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen in der VR China ist deutlich höher als in Deutschland.

Weiterführende Informationen:

https://www.china-schul-akademie.de/lernmodule/china-unter-der-lupe/lerneinheiten/mlupe-em/materialien/mlupe-m2-4/

Synonyme:
Zwei-Kind-Politik, Drei-Kind-Politik, Bevölkerungspolitik, Geburtenkontrolle, Familienplanungspolitik