Charta 08
Die Charta 08 (Lingba Xianzhang 零八宪章) ist ein politisches Manifest, das am 9. Dezember 2008 anlässlich des 60. Jahrestages der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte von chinesischen Intellektuellen veröffentlicht wurde. Es fordert Reformen, Demokratisierung, Bürger- und Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in der Volksrepublik China. Benannt ist das Dokument in Anlehnung an die Charter 77, ein ähnliches Dokument, das 1977 in der Tschechoslovakei erschien.
Hauptforderungen der Charta 08 gelten einer neuen Verfassung, die Gewaltenteilung und eine unabhängige Justiz vorsieht, freie Wahlen auf allen Ebenen und die Garantie grundlegender Menschen- und Bürgerrechte, sowie wirtschaftliche Reformen und Liberalisierung, verbunden mit sozialem Ausgleich.
Die Charta 08 wurde von ursprünglich 303 und später über 5000 chinesischen Intellektuellen unterzeichnet, darunter Jurist*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen. Der chinesische Schriftsteller Liu Xiaobo 刘晓波 (1955-2017) gilt als einer der Hauptverfasser der Charta 08. Er wurde zwei Tage vor deren Veröffentlichung inhaftiert und 2009 zu 10 Jahren Haft verurteilt. In Gefangenschaft wurde ihm 2010 der Friedensnobelpreis verliehen. Er starb 2017 in Haft.
Weiterführende Informationen:
Rudolph, Jörg-Meinhard. 2009. „Charta 08“. Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 4/09 (April). https://www.blaetter.de/ausgabe/2009/april/charta-08.