Online Fortbildungsreihe: China im Unter- und Mittelstufenunterricht

Geschichte, Geographie/Politik, Religion/Ethik

Mit der Forderung nach „mehr China-Kompetenz“ werden mittlerweile auch Lehrer*innen konfrontiert – dabei sind bisher aufgrund der Vorgaben der Lehramtsausbildung nur Wenige durch Ausbildung  angemessen auf die vielfachen historischen, politischen und oft moralischen Fragen und Herausforderungen vorbereitet, die mit dieser Forderung verbunden sind. Dennoch wird China in den Curricula fast aller Bundesländer insbesondere im Fach Geografie behandelt. Und auch in Fächern wie Geschichte und Religion/Ethik sind China-bezogene Inhalte zwar unterschiedlich prominent, aber zunehmend vorgesehen. Schüler*innen der Mittelstufe können in der Begegnung mit der Vielfalt Chinas wichtige Grundlagen für komplexe Auseinandersetzungen mit Chinas politischem Handeln und gesellschaftlichem Wandel in der Sekundarstufe II, im Rahmen des Studiums oder im gewählten Beruf legen. Dabei eignet sich die Beschäftigung mit China auch für Diskussionen von Schwerpunktthemen der Bildung für nachhaltige Entwicklung: sei es bei der Frage nach Trinkwasserversorgung und Energiegewinnung, bei Diskussionen zu historischen Austauschbewegungen zwischen Kulturen oder zur Toleranz im Umgang mit außereuropäischen Glaubenspraktiken. Zu diesen drei Bereichen bieten wir im Winter eine erste Fortbildungsreihe an.

Geplant sind drei Fortbildungstermine am 6.12.2022, 8.12.2022 und 13.12.2022, jeweils 15.30-17.00 Uhr, zu den folgenden Themen:

Zielgruppe: Die Reihe ist konzipiert für Lehrer*innen der Fächer Geschichte, Geografie, Politik/Sozialkunde/Gemeinschaftskunde und Religion/Ethik der gymnasialen Unter- und Mittelstufe. Teilnehmen können auch Lehrer*innen und Referendar*innen anderer Fächer, die das Themenfeld China in den regulären Unterricht einbringen und das von der China-Schul-Akademie entwickelte Material im Unterricht einsetzen möchten. Die Reihe ist für Lehrer*innen aller Bundesländer konzipiert und zugänglich.

Ort: Die Veranstaltung wird online stattfinden. Zugangsdaten erhalten Sie bei Anmeldung kurz vor Veranstaltungsbeginn.

Kosten: Die Fortbildung ist ein kostenloses Angebot der China-Schul-Akademie.

Anmeldung: Sie können sich sowohl für die gesamte Veranstaltung als auch für Einzeltermine anmelden. Bitte beachten Sie, dass Sie sich ggf. direkt über die Bildungsserver ihres jeweiligen Bundeslandes anmelden können und sollten. Interessierte aus anderen Bundesländern können sich über [email protected] anmelden. Bitte geben Sie bei der Anmeldung Ihren Namen, die Termine, an denen Sie teilnehmen möchten sowie das Bundesland und die Institution an, an der Sie tätig sind. Teilnahmebestätigungen werden durch die China-Schul-Akademie bzw. nach den Richtlinien der jeweiligen Landesbehörde ausgestellt.

Die China-Schul-Akademie an der Universität Heidelberg ist ein vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt, das die kritische und multiperspektivische Beschäftigung mit China im Fachunterricht fördert. Wir unterstützen interessierte Schulen und Lehrer*innen beim Erschließen von China-Wissen und beim Aufbau von China-Kompetenz. Neben Fortbildungen für interessierte Lehrer*innen aus ganz Deutschland entwickelt das Team der China-Schul-Akademie Lernmaterialien, die kostenlos auf der Plattform ChinaPerspektiven (www.china-schul-akademie.de) zur Verfügung stehen. Anspruch unserer Plattform ist es, dass Lehrer*innen und Schüler*innen ausgehend von unseren multiperspektivisch ausgewählten Materialien eigene Antworten auf kontrovers diskutierte Fragestellungen zu China—in Geschichte und Gegenwart, also in einer zeitlich tiefen und in einer regional breit gefassten Definition—formulieren können.

Die Fortbildungen der China-Schul-Akademie werden langfristig und wissenschaftlich begleitet und ausgewertet um die konstante Verbesserung der Fortbildungen und der von der China-Schul-Akademie entwickelten Lehrmaterialien zu gewährleisten. Um eine optimale Ausrichtung auf die Teilnehmer*innen der Fortbildungen zu gewährleisten, werden diese im Vorfeld der einzelnen Veranstaltungen kontaktiert, um Vorwissen und Erwartungen abzufragen. Im Nachgang der Veranstaltung werden Abfragen zur Qualität der Veranstaltung sowie Ihrer persönlichen Verwendung der vermittelten Inhalte und Materialien im Unterricht durchgeführt. Die Teilnahme an diesen Abfragen ist nicht verpflichtend, hilft der China-Schul-Akademie aber, die Fortbildungsangebote zu optimieren.

Die historische Seidenstraße (Geschichte)

06.12.2022, 15:30-17:00 Uhr, Jonas Schmid (M.A.), China-Schul-Akademie, Universität Heidelberg

Beim Stichwort „Alte Seidenstraße“ kommen den meisten wahrscheinlich ähnliche Bilder in den Kopf: Kamelkarawanen, die von China aus durch die Wüsten gen Westen ziehen. Händler mit großen Seidenballen. Marco Polo und sein Bericht über die Wunder des Ostens. Die Seidenstraße als Symbol für Handel- und Austauschprozesse zwischen Europa und Asien ist mittlerweile auch ein beliebtes Thema, um im Geschichtsunterricht der Unter- und Mittelstufe über den europäischen Tellerrand hinauszublicken – so beispielsweise in den Curricula von Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder Thüringen.

Die Fortbildung vermittelt einen knappen fachlichen Überblick über die historische Entwicklung und Bedeutung der Seidenstraße mit einem Fokus auf dem 13. bis 15. Jhd. (Marco Polo und das Mongolenreich). Anschließend wird ein Überblick über die Darstellung des Themas Seidenstraße in den Schulbüchern verschiedener Bundesländer gegeben. Dabei werden die Materialien in den Schulbüchern in Bezug auf ihre fachliche Korrektheit kritisch eingeordnet.

Abschließend werden Ideen vorgestellt, wie Schüler*innen im Geschichtsunterricht selbst Karten zur Seidenstraße und den darauf gehandelten Waren erstellen können. Passende Materialien hierzu werden von der China-Schul-Akademie bereitgestellt werden. In der Fortbildung wird außerdem ausreichend Raum für Rückfragen und den Austausch von Lehrkräften untereinander zur Verfügung stehen.

Anbindung an Curricula:

  • Baden-Württemberg, alle Schulformen, Geschichte Klasse 5/6: „die Seidenstraße als Handelsweg nach China nennen“
  • Baden-Württemberg, alle Schulformen, Geschichte Klasse 7/8: „die mittelalterlichen Handelsbeziehungen zwischen Europa und Asien beschreiben (Seidenstraße)“
  • Niedersachsen, Gymnasium, Geschichte Klasse 5/6: „Mittelalter Orienthandel“
  • Nordrhein-Westfalen, Gymnasium, Geschichte Klasse 7/8: „transkontinentale Handelsbeziehungen zwischen Europa, Asien und Afrika“
  • Rheinland-Pfalz, Gymnasium, Geschichte 7/8: „Antike Kulturen im Mittelmeerraum – weitere Kulturen, z. B. Kaiserreich China“
  • Thüringen, Gymnasium, Geschichte 7/8: „Asien und Europa im Spätmittelalter – Die Reisen des Marco Polo“

Der Naturraum China und Konflikte um die Ressource Wasser (Geografie/Politik)

08.12.2022, 15:30-17:00 Uhr, Dr. Odila Schröder, China-Schul-Akademie, Universität Heidelberg

Der Naturraum China spielt im Geografieunterricht der Mittelstufe in fast allen Bundesländern eine Rolle. Entwicklungen in der Volksrepublik China werden im Geografieunterricht, aber auch in anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern häufig als Fallbeispiel zur Diskussion von Themen wie Bevölkerungspolitik, Urbanisierung, Binnenmigration, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, wirtschaftliche Verflechtungen sowie Klima- und Ressourcenpolitik herangezogen. Dabei liegt der Fokus häufig auf der VR Chinas rasanter Entwicklung, radikaler Bevölkerungspolitik, großen Städten, großen Flüssen und großen Infrastrukturprojekten. Die Betrachtung von Widersprüchen zwischen verschiedenen Entwicklungslogiken, aber auch von lokalen Nutzungskonflikten und damit zusammenhängenden globalen Entwicklungen kommt dabei oft zu kurz.

Die Fortbildung bietet eine knappe Einführung in die naturräumlichen Verhältnisse und aktuelle statistische Eckdaten zur demografischen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung der Volksrepublik China. Im Anschluss werden vorhandene Unterrichtsmaterialien und Schulbuchinhalte der Mittelstufe mit Bezug auf das Thema Wasserpolitik in der VR China kritisch gewürdigt. Anhand eines Fallbeispiels zur Umweltpolitik im tibetischen Hochland werden verschiedene lokale Perspektiven auf die mit Chinas Bemühungen um nachhaltigeres Ressourcenmanagement einhergehenden ökologischen und sozialen Herausforderungen aufgezeigt und Interessenkonflikte wissenschaftlich eingeordnet.

Abschließend wird eine von der China-Schul-Akademie erstellte interaktive Karte vorgestellt, anhand derer Schüler*innen der Mittelstufe ausgewählte Daten und Nutzungskonflikte erkunden können. In der Fortbildung wird außerdem ausreichend Raum für Rückfragen und den Austausch untereinander zur Verfügung stehen.

Curricula mit direktem Bezug auf das Thema Wasserpolitik:

  • Baden-Württemberg, Gymnasium, Geografie Klasse 10: Ressourcenmanagement, Nachhaltigkeit, Desertifikation, Versiegelung, Versalzung, Deflation, Verschmutzung, Wasserferntransport
  • Berlin, Gymnasium, Politische Bildung, Sekundarstufe II: Politische und wirtschaftliche Aspekte des Kampfes um Wasser
  • Hessen, Gymnasium, Politik & Wirtschaft, Sekundarstufe II: Weltumweltpolitik, Ressourcen und Umweltkonflikte
  • Mecklenburg-Vorpommern, Gymnasium, Geografie 7-8: Konfliktregion Westasien: Bedeutung der Ressource Wasser, Flüsse: Lebensader – Gelber Fluss Huang He
  • Rheinland-Pfalz, Allgemeinbildende Schulen, Erdkunde 7-8: Grenzen der Raumnutzung (Desertifikation – Bodenschutzmaßnahmen; Wassergewinnung – Wasserkonflikte)
  • Sachsen, Geographie, 8: Gewässernetz, wirtschaftsräumliche Strukturen und Prozesse in China und Indien auch unter Nutzung von Geographischen Informationssystemen (GIS) analysieren
  • Saarland, Erdkunde, 8: Rolle eines Flusses (Beispiel Gelber Fluss)
  • Saarland Gemeinschaftsschule, Geografie, 10: Süßwasserreserven des Himalaya, beschreiben und beurteilen die Chancen und Risiken der wasserbaulichen Eingriffe in die Ökosysteme

China im Religions- und- Ethikunterricht

13.12.2022, 15:30-17:00 Uhr, Dr. M. Hofmann, Heidelberg Centre for Transcultural Studies, Universität Heidelberg

Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus spielen – in abnehmender Häufigkeit der Nennung – im Religions- und Ethikunterricht der Mittelstufe in fast allen Bundesländern eine Rolle. Dabei liegt der Fokus häufig auf der Frage nach der Attraktivität dieser als „fernöstlich“ eingeordneten Religionen bzw. Denkschulen und auf den theoretischen Konzepten – wesentlich seltener wird in den Blick genommen, wie diese Religionen den Lebensalltag im chinesischen Kulturraum (neben der VR China auch Taiwan und Hongkong) prägen und wie staatliche Akteure diese Religionen zu regulieren versuchen.

Basierend auf einer Lehrplananalyse wird die Fortbildung zunächst eine knappe Einführung in Historie und Gegenwart des chinesischen Buddhismus bieten. Gebetspraxis und persönliche Lebensgestaltung von chinesischen Buddhisten werden ebenso thematisiert wie die staatlichen Regulierungsansätze, die z.B.  den tibetischen Buddhismus treffen. Ein zweiter Input wendet sich dann dem Konfuzianismus zu und thematisiert an seinem Beispiel die Bedeutung von theologischen und weltanschaulichen Aspekten religiösen Handelns.

Im Anschluss werden vorhandene Unterrichtsmaterialien und Schulbuchinhalte mit Bezug auf diese beiden Themenfelder kritisch gewürdigt und wissenschaftlich eingeordnet. Abschließend werden Materialien (z.B. Kurzeinführungen zu Konfuzianismus und Daoismus) und Methoden (z.B. ein Newsticker zu aktuellen Entwicklungen im Kontext religiöser Aktivitäten in China) vorgestellt, mittels derer Schüler*innen der Mittelstufe Religion und weltanschauliche Ansätze im chinesischen Kulturraum erkunden können. In der Fortbildung wird außerdem ausreichend Raum für Rückfragen und den Austausch untereinander zur Verfügung stehen.

Ausgewählte Curricula-Bezüge in der Mittelstufe:

  • Baden-Württemberg, ev.: Vergleich mit fernöstlicher Religion 
  • Bayern ev./kath./Ethik: Gründe für die Attraktivität fernöstlicher Religiosität; Buddhaverehrung, Mönchsleben, Dalai Lama
  • Niedersachsen, ev./kath.: Merkmale fernöstlicher Religionen; Buddha, Konfuzius, Laotse; Gottesbild, Menschenbild; Dalai Lama
  • Rheinland-Pfalz, ev.: Suche nach Erlösung – Begegnung mit fernöstlichen Religionen
  • Sachsen ev./kath./Ethik: Aspekte buddhistischen Glaubens und Lebens
  • Schleswig-Holstein kath.: Fernöstliche Religionen (z. B. Buddhismus, Hinduismus), Polytheismus, Erlösungswege und Jenseitsvorstellungen