Deutsch-Chinesische Beziehungen - Druck
Literaturempfehlungen
Der Beitrag gibt einen Einblick in die Anstrengungen der DDR in den 1980er Jahren eine eigenständige Außenpolitik zur Volksrepublik China aufzubauen und sich zum Vermittler zwischen der Sowjetunion und China zu machen, die seit den 1960er Jahren keine diplomatischen Beziehungen unterhielten.
Dieser Band präsentiert deutsche und chinesische Quellen zu den politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der BRD und der Volksrepublik China von der Gründung beider Staaten bis 1990.
Dieser Band präsentiert ca. 220 deutsche und chinesische Quellen zu den politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der DDR und der Volksrepublik China von der Gründung beider Staaten bis 1990
Lernziele/Kompetenzen
Folgt in Kürze. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Marjolijn Kaiser ([email protected]).Didaktisch-methodischer Kommentar
Folgt in Kürze. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Marjolijn Kaiser ([email protected]).Marjolijn Kaiser
M1.1: Infografik: Beziehungen zwischen 2 Deutschlands und 2 Chinas
Zwischen 1949-1990 gab es zwei Deutschlands und seit 1949 gibt es zwei Chinas. Dabei sind die Beziehungen zwischen den zwei Deutschlands und zwei Chinas jeweils ein Spiegel von Verschiebungen im internationalen Beziehungsgeflecht. Wie sich die deutsch-chinesischen Beziehungen seit 1949 entwickelt haben, zeigt diese Infografik.
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Weiterführende Informationen
Aufgabe: Inhalte der Infografik
M1.2: Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen seit 1949
Wie entwickelten sich die Beziehungen zwischen den zwei Deutschlands, der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD), und den zwei Chinas, der Volksrepublik China (VR China) und der Republik China (Taiwan), seit 1949? Wie haben Verschiebungen im internationalen Beziehungsgeflecht die deutsch-chinesischen Beziehungen beeinflusst und welche historischen Wendepunkte lassen sich identifizieren? Was ist die „Ein-China-Politik“ und welche Rolle spielt sie bis heute? Ein Blick in die Geschichte der internationalen Beziehungen gibt Auskunft.
Die Gründung neuer Deutschlands und Chinas 1949
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurden sowohl auf dem Staatsgebiet der heutigen BRD als auch in China – in der Ausdehnung der letzten kaiserzeitlichen Dynastie, der Qing-Dynastie (1644-1911) – neue Staaten gegründet.
Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Am 24. Mai 1949 trat das Grundgesetz der Bunderepublik Deutschland in den drei westlichen Besatzungszonen Kraft, am 7. Oktober wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) in der sowjetischen Besatzungszone gegründet.
In China kam es nach dem Rückzug der japanischen Truppen 1945 zum offenen Bürgerkrieg zwischen den zwei großen Parteien der Republik China (1911- ): der Kommunistischen Partei China (KPCh) unter der Führung von Mao Zedong 毛泽东 und der Nationalen Volkspartei (Guomindang 国民党) unter Führung von Chiang Kai-shek (Jiang Jieshi 蒋介石). Nach langjährigem Bürgerkrieg waren 1949 die meisten Anhänger der Nationalen Volkspartei und damit die politischen Vertreter der Republik China nach Taiwan geflohen. (Taiwan war zwischen 1895-1945 japanische Kolonie und erst mit Kriegsende offiziell der Republik China zuerkannt worden.) Am 1. Oktober 1949 verkündete Mao Zedong in Beijing die Gründung der Volksrepublik China.
Beide Regierungen, die der VR China in Beijing und die der Republik China auf Taiwan, hatten den Anspruch ganz („Ein“-) China zu vertreten. Somit konnten andere Staaten – auch Deutschland – immer nur entweder mit der VR China oder mit der Republik China (Taiwan) offizielle diplomatische Beziehungen aufnehmen.
Umgehend nach 1949 erkannten viele “sowjetischen Bruderstaaten”, darunter die DDR und die Sowjetunion, die neue Regierung in der VR China an. Als sich die Beziehung zwischen der VR China und der Sowjetunion ab 1960 verschlechterte (das sogenannte chinesisch-sowjetische Zerwürfnis), kühlte auch die Beziehung zwischen der DDR und der VR China ab und blieb bis in die 1980er Jahre schwierig.
Andere europäische Länder (z.B., Großbritannien, Niederlande, Frankreich) sowie die USA pflegten zunächst ihre diplomatischen Beziehungen mit der Republik China (Taiwan) weiter. Bis 1971 war die Republik China (Taiwan) zudem alleiniger Vertreter Chinas bei den Vereinten Nationen.
Die BRD befand sich in Bezug auf China jedoch in einer komplizierten Situation: Aufgrund des Alleinvertretungsanspruchs der BRD lehnte die BRD nicht nur den offiziellen Kontakt mit dem SED-Regime in der DDR ab, sondern betrachtete auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR durch dritte Staaten als einen „unfreundlichen Akt“ (entsprechend der Hallstein-Doktrin) (Grau und Würz 2016). Dementsprechend unterhielt die BRD bis zum Anfang der 1970er Jahre keine diplomatischen Beziehungen zur VR China. Aus ähnlichen Gründen wurden aber auch zur Republik China (Taiwan) keine offiziellen diplomatischen Beziehungen aufgenommen: Die Regierung der BRD versuchte angesichts der “Ein-China” Frage möglichst neutral zu bleiben, um ihr eigenes politisches Ziel einer Wiedervereinigung Deutschlands nicht zu gefährden (Schubert 2001).
Zunehmende internationale Anerkennung der VR China
Bereits ab den 1950er-Jahren, aber vermehrt in den späten 60er- und frühe 70er- Jahren nahmen immer mehr Länder diplomatische Beziehungen zur VR China auf (z.B. Großbritannien in 1950, die Niederlande in 1954, und Frankreich in 1964), auch wenn inoffizielle wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen mit der Republik China (Taiwan) weiter gepflegt wurden. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, den sich verändernden internationalen Wirtschaftsbeziehungen, einer Annäherung zwischen den USA und der VR China, jahrelanger Lobbyarbeit der VR China insbesondere bei (jungen) zentralasiatischen und afrikanischen Staaten und nicht zuletzt aufgrund der Innenpolitik Taiwans (das in den 50er und 60er Jahren noch ein autoritärer Staat war) verschob sich die internationale Anerkennung „Chinas“ langsam zugunsten der Volksrepublik. Dies spiegelte sich letztlich auch in den Vereinten Nationen, die 1971 in einer Resolution beschloss „all die Rechte der Volksrepublik China instand zu setzen und die Vertreter ihrer Regierung als die einzigen legitimierten Vertreter Chinas in den Vereinten Nationen anzuerkennen, und von nun ab die Vertreter Chiang Kai-sheks von dem Platz zu entfernen…” (Resolution 2758 der UN-Generalversammlung). Immer mehr Länder haben seitdem offizielle diplomatische Beziehungen zu der VR China aufgenommen, inklusive der BRD im Jahr 1972, und den USA im Jahr 1979.
„Ein-China-Politik“? – Deutsch-Chinesische Beziehungen seit 1972
Die Aufnahme der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der VR China 1972 sorgte dennoch nicht dafür, dass die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China abgebrochen wurden. Stattdessen wurden diese parallel gepflegt. In den 1980er Jahren versuchte die DDR die Beziehungen noch einmal zu verstärken: so bemühte sich die DDR, als Vermittler zwischen der Sowjetunion und der VR China aufzutreten und äußerte sich positiv gegenüber der VR-chinesischen Regierung und der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste auf dem Tian‘anmen Platz im Juni 1989 (Berkofsky 2020).
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden die DDR-Botschaft in Beijing sowie die Botschaft der VR China in Ost-Berlin endgültig geschlossen. Mit Taiwan hat Deutschland bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen, auch wenn das Auswärtige Amt in Taiwan einen wichtigen Wertepartner sieht, der „durch enge und substantielle wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen“ mit Deutschland verbunden ist (Auswärtiges Amt 2022). So hat Deutschland, wie viele andere Länder, eine “Auslandsvertretung” in Taiwan (Deutsches Institut Taipei), umgekehrt vertritt die “Taipeh Vertretung” in Berlin Taiwan in Deutschland. Beide Institutionen bieten Dienstleistungen an in Bezug auf “Visa- und Passangelegenheiten, Informationen zu Wirtschaft und Handel bzw. zu Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie Öffentlichkeitsarbeit” (Taipeh Vertretung 2019), sind aber offiziell keine Botschaften.
Während die Republik China (Taiwan) seit den 1990er Jahren nicht mehr an dem Ein-China-Anspruch festhält, gilt für die VR China weiterhin die sogenannte Ein-China-Politik (Yi ge Zhongguo zhengce 一个中国政策) als politische Prämisse. Dies bedeutet, dass alle Staaten, die Beziehungen zur Volksrepublik China unterhalten wollen, Taiwan nicht als unabhängiges Land anerkennen dürfen. 2022 unterhalten daher nur noch 13 Länder und der Vatikan offizielle diplomatischen Beziehungen mit der Republik China (Taiwan). Die Ein-China-Politik und das sogenannte „Taiwan Problem“ (Taiwan wenti 台湾问题: die VR China sieht Taiwan als untrennbaren Bestandteil der chinesischen Nation und strebt eine Wiedervereinigung an) spielt bis heute eine wichtige Rolle in den Außenbeziehungen der VR China.
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