50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen

Im Oktober feiern sowohl die Volksrepublik China als auch die Bundesrepublik Deutschland wichtige Jahrestage: am 1. Oktober feiert die VR China ihren Gründungstag (1949) und der 3. Oktober ist in Deutschland der „Tag der Deutschen Einheit“ (1990). In diesem Jahr (2022) kommt noch ein weiteres Jubiläum hinzu: 50-Jahre deutsch-chinesische Beziehungen. Am 11. Oktober 1972 nahmen die VR China und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) nämlich offiziell diplomatische Beziehungen miteinander auf.
Festlichkeiten zu diesem Anlass haben sich dieses Jahr allerdings in Grenzen gehalten – auf jeden Fall auf der deutschen Seite. Dies ist sicherlich auch dem momentanen politischen Klima zuzuschreiben. Anders als sein natürlicher Cousin ist dieses eher abgekühlt. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Repressalien in Hongkong, die Reaktionen aus Beijing auf den hochrangigen US-Besuch auf Taiwan, ein UN-Bericht zu Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Xinjiang: alles Ereignisse welche die politischen Beziehungen zwischen der VR China und Deutschland nochmal deutlich verkompliziert haben. Dabei waren diese politischen Beziehungen über die vergangenen 50 Jahre hinweg oft (oder sogar immer) kompliziert, oder zu mindestens komplex. Und politische Beziehungen sind auch nur ein, wenn auch ein sehr wichtiger Aspekt von Austausch. In diesem Werkstattbericht bieten wir Ihnen einige Ansätze dazu, wie die deutsch-chinesischen Beziehungen im Unterricht thematisiert werden können.
Inhalt
1. Einführung: Ein Anlass, zwei Logos
2. Aufnahme der Diplomatische Beziehungen: Stichtag 11.10.1972
4. Zwei Deutschlands – Zwei Chinas
1. Einführung: Ein Anlass, zwei Logos
Michael Radunski. China und Deutschland – Beziehungsstatus: kompliziert. In China.Table – Decision Brief, Nr. 436, 11. Oktober 2022:
„Wie will man 50 Jahre gemeinsame Beziehungen feiern, wenn man sich nicht einmal auf ein gemeinsames Logo einigen kann?“

Deutschland: „Prof. He Jianping lebt und arbeitet seit den 1990er Jahren in Berlin und verfügt über lange Erfahrung an der Schnittstelle zwischen deutschem und chinesischem Design. Er stellt in seiner Kreation die Komposition in den Vordergrund, die das Arrangement zwischen zwei Ländern darstellt. Es basiert auf einer soliden diplomatischen Beziehung. Die Zusammenstellung der Elemente der Zahl 50 heben die Klarheit der Komposition hervor. Zusätzlich erstrahlt die Zahl in Neonfarben, um die Freude über das Jubiläum zu untermalen.“
Quelle: https://china.diplo.de/cn-de/vertretungen/gk-kanton/-/2511550 (Das Logo taucht außer auf dieser Webseite nirgends auf. Das illustriert weiter die Tatsache, dass der Jahrestag von Deutscher Seite aus gar nicht wirklich gefeiert wird.)

China: „Man könnte die Geschichte der Beziehungen zwischen China und Deutschland durchaus mit einer inhaltsreichen und zeitlosen CD vergleichen, die man auch nach unzähligem Hören immer noch gerne abspielt. Ja, tatsächlich stammt auch daher die Inspiration für das Logo, das unsere Botschaft anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen entworfen hat. Diese CD der chinesisch-deutschen Beziehungen verdient es, gehört zu werden. Sie ist eine Quelle der Inspiration und Anregung für die Fortführung der Komposition der zukünftigen chinesisch-deutschen Beziehungen….“
Quelle: http://de.china-embassy.gov.cn/det/sgyw/202210/t20221001_10776264.htm (Zitat von Botschafter Wu Ken).
Aufgabe: Welchen Anlass „feiern” diese beiden Logos? Beschreiben Sie die beiden Logos. Was stellen Sie dar? Welche graphischen (Stil)mittel (Farbe, Komposition, Schriftart) werden benutzt und zu welchem Zweck? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede fallen Ihnen auf? Welche Botschaft wollen die beiden Logos vermitteln? Welches ist Ihrer Meinung nach besser gelungen?
Hier kann mit den SuS kurz besprochen werden, was Sie bereits über die Geschichte und den momentanen Stand der deutsch-chinesischen politischen Beziehungen wissen. Dies kann entweder mündlich gemacht werden, oder in einem Tafelbild in Stichworten festgehalten werden.
2. Aufnahme der Diplomatische Beziehungen: Stichtag 11. Oktober 1972

Am 29. September 1972 verfassten Chinas Chef-Unterhändler Wang Shu 王殊 und Berndt von Staden, der Chef der deutschen Delegation, ein gemeinsames Kommuniqué über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland.

Am 11. Oktober 1972 wurde das gemeinsame Kommuniqué über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland schließlich unterzeichnet. Als Vertreter ihrer jeweiligen Regierung unterzeichneten Ji Pengfei 姬鹏飞, Chinas Außenminister, und Walter Scheel, Bundesminister des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, das gemeinsame Kommuniqué.
Quelle: http://german.people.com.cn/n/2014/0926/c209055-8788468-2.html
2.1 Inhalt des Kommuniqués
中华人民共和国政府和德意志联邦共和国政府一九七二年十月十一日决定建立外交关系并在短期内互派大使。
„Die Regierung der Volksrepublik China und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland haben am 11. Oktober 1972 beschlossen, diplomatische Beziehungen aufzunehmen und in kurzer Zeit Botschafter auszutauschen.”
Quelle: http://frankfurt.china-consulate.gov.cn/chn/lqgk/201208/t20120823_3550368.htm
2.2 Historischer Hintergrund: Chinas Weg in die Welt Politik
Dieses Video (3:17 Minuten) bietet einen Rückblick in das Jahr 1972. Es beschreibt den politischen Kontext des “Wiedereintritts” der VR China auf die Bühne der Weltpolitik. So änderte der US-Präsident Richard Nixon im Februar 1972 mit seinem historischen Besuch in der VR China die die Dynamik des damaligen „Kalten Krieges” erheblich.
Quelle: https://www.tagesschau.de/jahresrueckblick/meldung220622.html
Aufgabe: Beschreiben Sie den globalen/weltpolitischen Kontext im Jahr 1972, der auch den Hintergrund für die Aufnahme politischer Beziehungen zwischen Deutschland und China bildet. Orientieren Sie sich dabei am Video und recherchieren Sie im Internet.
Stichwörter aus dem Video: Moskau – Washington – Präsident Richard Nixon – Wandel durch Annäherung – Ministerpräsident Zhou Enlai 周恩来 – Kulturrevolution – Kurs der Öffnung – Mao Zedong 毛泽东 – Formosa (Taiwan) – Marco Polo
3. Rückblick
Wie bei den Logos wird auch in diesen zwei Auszügen aus Reden der beidseitigen Botschafter deutlich wie unterschiedlich Deutschland und die VR China auf die Geschichte ihrer bilateralen diplomatischen Beziehungen blicken, welche Schwerpunkte sie setzten und welche Wege für die Zukunft sie sehen. Aber es gibt auch Ähnlichkeiten.
A: Wu Ken 吴恳, Botschafter der VR China in Deutschland (Rede gehalten in Berlin, 30. September 2022)
Die Anfangsmotivation fest vor Augen und weiter mit Mut voran
„Mut stand am Anfang der nunmehr fünfzigjährigen chinesisch-deutschen Beziehungen. Vor fünfzig Jahren befand sich die Welt inmitten des Kalten Krieges. Es gab gewaltige, unüberwindbare Barrieren zwischen dem östlichen und westlichen Lager und die Stimmung war überaus konfrontativ. Inmitten dieser politischen Eiszeit wagten es China und Deutschland, den Eisernen Vorhang zu lüften, Kontakte zu knüpfen und schließlich diplomatische Beziehungen einzugehen. Dies erforderte strategische Weitsicht, aber auch enormen Mut. Den Mut, eigenständige Entscheidungen zu treffen und diese tatsächlich auch in die Tat umzusetzen. Erfreulicherweise ziehen sich diese Eigenschaften durchgehend durch die Geschichte der bilateralen Beziehungen. Als China 1978 beschloss, den Weg der Reform und Öffnung einzuschlagen und zahlreiche ausländische Unternehmen den Entwicklungen in unserem Land eher zurückhaltend zusahen, traten deutsche Unternehmen wie Volkswagen bereits an die chinesische Regierung heran und nahmen Verhandlungen auf. Aus diesem Grund gehören sie zu den ersten ausländischen Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt aktiv wurden. Auch für China gehörte Mut dazu, als einziges der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates im Jahr 1990 die Bemühungen Deutschlands um eine Wiedervereinigung von Anfang an bedingungslos zu unterstützen. Deshalb haben wir auch die Hoffnung, dass Chinas Bemühungen um eine Wiedervereinigung auf deutscher Seite gleichermaßen auf Verständnis und Unterstützung stoßen können. …
… Deutschland ist seit vielen Jahren der wichtigste Handelspartner Chinas in Europa. Auch ist China seit sechs Jahren in Folge der größte Handelspartner Deutschlands. Der China-Europa-Express ist als Karawane aus Stahl zwischen Deutschland und China unterwegs, die allen Widrigkeiten trotzt. Die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit umfasst nahezu das gesamte Spektrum der Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie. Sie entwickelt sich kontinuierlich weiter und erschließt neue Gebiete, wobei die Zusammenarbeit insbesondere in Zukunftsbereichen wie Umweltschutz und Technologien zur CO2-Reduktion, Gesundheitswesen, technologische Innovationen, smart Cities, künstliche Intelligenz und Digitalisierung floriert.
Dialog war immerzu das Grundprinzip der fünfzigjährigen Beziehungen zwischen China und Deutschland. Dialog und Verständigung auf höchster Ebene war und ist ein wichtiger Motor für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen. …
Gegenwärtig unterziehen zahlreiche Herausforderungen wie die Jahrhundertpandemie, geopolitische Konflikte und der Klimawandel unsere Welt einer mehrschichtigen Belastungsprobe. Einzelne Länder provozieren ein Wiederaufleben der Mentalität des Kalten Krieges.
… In der gegenwärtigen Situation wird sich der Wert und die Verantwortung der chinesisch-deutschen Beziehungen darin zeigen, dass beide Seiten weiterhin an den Leitgedanken bzw. der allgemeinen Richtung der Zusammenarbeit und des Dialogs festhalten, die Stabilität der Beziehungen wahren und den Weltfrieden und die globale Entwicklung dadurch stabiler und verlässlicher machen. Es wird darauf ankommen, dass unsere beiden Länder gemeinsam der Deglobalisierung entgegenwirken und verhindern, dass die Welt in einen Abgrund von Spaltung und Konfrontation abgleitet.“
Quelle: http://de.china-embassy.gov.cn/det/sgyw/202210/t20221001_10776264.htm
B: Dr. Patricia Flor, Deutsche Botschafterin in der VR China (Rede gehalten in Beijing, 22. September 2022)
32 Jahre Deutsche Einheit – 50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen
„Deutschland wie China profitierten vom Austausch und der Zusammenarbeit in vielen Bereichen: in Handel, Wirtschaft, Wissenschaft, aber auch Kultur, Bildung, Klima und Umweltschutz. Heute sind mehr als 5000 deutsche Firmen in China präsent. Wirtschaftlich sind unsere beiden Länder eng verbunden.
Der Rückblick auf eine 50jährige Erfolgsgeschichte sollte uns inspirieren, nach den besten Wegen zu suchen, wie wir in den kommenden Jahrzehnten unsere Beziehungen zum beiderseitigen Nutzen weiterführen können – unter Anerkennung und Respekt für Unterschiede und Differenzen unserer Gesellschaften. Der Erfolg hat immer viele Väter und Mütter in allen Bereichen und auf allen Ebenen, einschließlich der höchsten politischen Ebene.
Dafür sind persönliche Begegnungen von entscheidender Bedeutung. Ich hoffe, dass wir in Europa, in Deutschland und auch in China baldmöglichst die Corona-Pandemie so zu bewältigen wissen, dass persönlicher Kontakt, Dialog und Austausch, Besuche und Reisen wie früher einfach und regelmäßig stattfinden können.
Wie Sie vielleicht wissen, arbeitet die deutsche Bundesregierung derzeit erstmals an einer deutschen China-Strategie. Dies zeigt, wie wichtig China für uns ist – und für wie wichtig wir Chinas Kooperation und Beitrag bei der Lösung globaler Probleme halten.
Allen voran möchte ich hier den Klimawandel nennen. Die Nachrichten dieses Sommers haben es nochmals in dramatischer Weise deutlich gemacht: Der Klimawandel ist Realität, und seine Auswirkungen werden für alle Menschen weltweit immer stärker spürbar. Das gilt in Deutschland, wo wir mit Waldbränden in bisher nicht gekanntem Ausmaß zu kämpfen hatten und die Schifffahrt auf dem Rhein zeitweise fast zum Erliegen kam, weil es zu wenig Wasser gab. Und das gilt, wie Sie wissen, genauso in China mit Dürre und Energieknappheit unter anderem in Sichuan.
Ohne China – als weltweit größtem CO2-Emittenten – ist der Kampf gegen den Klimawandel nicht zu gewinnen. Ohne die EU und Deutschland als große Emittenten und Energieverbraucher aber auch nicht. Wir sind bereit, gemeinsam in eine grüne Zukunft, in e-Mobilität, erneuerbare Energien, umweltfreundliche Landwirtschaft, saubere Ozean, kurz in die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UNO, zu investieren.
Frieden und Sicherheit sind heute in Europa, in Asien, sind weltweit gefährdet. China als ständiges Mitglied des UNO Sicherheitsrates trägt hier eine besondere Verantwortung. Deutschland wird weltweit zu seinem Bekenntnis zu friedlicher Konfliktlösung und seinem Engagement für die Krisenprävention stehen.
So blicken wir heute zurück: auf 50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen und auf 32 Jahre Deutsche Einheit.“
Quelle: https://china.diplo.de/cn-de/aktuelles/neuigkeiten/-/2554048
Aufgabe: Vergleichen Sie diese beiden Auszüge aus Reden zum Thema 50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen. Beschreiben Sie Stil, Rhetorik, und Inhalt. Welche Themen sprechen beide Botschafter an und mit welchem Ziel oder vor welchem Hintergrund?
4. Zwei Deutschlands – Zwei Chinas
Die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China hatte wichtige Folgen, bzw. war selbst eine Folge von Verschiebungen im internationalen Beziehungsgeflecht – insbesondere in den Beziehungen der DDR und BRD mit der VR China und der Haltung der internationalen Gemeinschaft gegenüber Taiwan (der „Republik China“). Diese damaligen Verschiebungen und Haltungen haben teilweise bis heute noch Nachklang in den bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und der VR China.

Zwei Deutschlands
Die DDR hatte bereits 1949 diplomatische Beziehungen mit dem „sowjetischen Bruderstaat“, der VR China aufgenommen. Als sich die Beziehung zwischen der VR China und der Sowjetunion ab 1960 verschlechterte (das sogenannte chinesisch-sowjetische Zerwürfnis) kühlte auch die Beziehung zwischen der DDR und der VR China ab und blieb bis in die 1980er Jahre schwierig. Die Frage nach einer Wiedervereinigung Deutschlands, oder die Anerkennung „zweier deutscher Nationen,“ war dabei ein oft unausgesprochenes, jedoch wichtiges Thema. (Dieses Thema wird auch in den Bemerkungen des jetzigen chinesischen Botschafters in Berlin, Herrn Wu Ken, erwähnt – siehe Material oben.) Aufgrund des Alleinvertretungsanspruchs der BRD lehnte die BRD nicht nur den offiziellen Kontakt mit dem SED-Regime in der DDR ab, sondern betrachtete auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR durch dritte Staaten als einen „unfreundlicher Akt“ (entsprechend der Hallstein-Doktrin). Dementsprechend unterhielt die BRD bis zum Anfang der 1970er Jahre keine diplomatischen Beziehungen zu der VR China. Das änderte sich mit der Anerkennung der VR China als alleiniger Vertreter Chinas in den Vereinten Nationen (s.u.). Die Aufnahme der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der VR China im Jahr 1972 sorgte dennoch nicht dafür, dass die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China abgebrochen wurden. Stattdessen wurden diese parallel gepflegt. In den 1980er Jahren versuchte die DDR die Beziehungen noch einmal zu verstärken: so versuchte die DDR als Vermittler zwischen der Sowjetunion und China aufzutreten und äußerte sich positiv gegenüber der chinesischen Regierung und deren gewalttätigem Auftritt auf dem Tian´anmen Platzt im Juni 1989. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden die DDR-Botschaft in Beijing sowie die Botschaft der VR China in Ost-Berlin endgültig geschlossen.
Zwei Chinas
Die Gründung der VR China 1949 auf dem Festland bedeutete gleichzeitig eine Übersiedlung der Republik China, unter Führung der Nationalen Volkspartei (Guomindang 国民党, unter Chiang Kai-shek 蒋介石) nach Taiwan. Zunächst beanspruchten beide Regierungen, die der VR China in Beijing und die der Republik China auf Taiwan, die Legitimität ganz („Ein“) China zu vertreten. Während Taiwan an diesem Anspruch mittlerweile nicht mehr festhält, gilt für die VR China die so-genannte Ein-China-Politik (Yige Zhongguo zhengce 一个中国政策) weiterhin als politische Prämisse. Dies bedeutet, dass alle Staaten, die Beziehungen zur Volksrepublik China unterhalten wollen, Taiwan nicht als unabhängiges Land anerkennen dürfen.
Die Vereinte Nationen (UNO) beschlossen 1971 in eine Resolution „all die Rechte der Volksrepublik China instand zusetzen und die Vertreter ihrer Regierung als die einzigen legitimierten Vertreter Chinas in den Vereinten Nationen anzuerkennen, und von nun ab die Vertreter Chiang Kai-sheks von dem Platz zu entfernen…” (Resolution 2758 der UN-Generalversammlung). Nach diesem Beschluss nahmen immer mehr Länder offizielle diplomatische Beziehungen zu der VR China auf (siehe Abbildung unten), auch wenn inoffizielle wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen mit Taiwan weiter gepflegt wurden. Deutschland hat bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit Taiwan, auch wenn das Auswärtige Amt in Taiwan einen wichtigen Wertepartner sieht der „durch enge und substantielle wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen“ mit Deutschland verbunden ist (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/taiwan-node/bilateral/200904). Die Ein-China-Politik und das sogenannte „Taiwan Problem“ (Taiwan wenti 台湾问题; die VR China sieht Taiwan als untrennbaren Bestandteil der chinesischen Nation und strebt eine Wiedervereinigung an) spielt bis heute eine wichtige Rolle in den Außenbeziehungen der VR China.
Die Ein-China-Politik sowie die aktuellen politischen Entwicklungen rundum das Thema „Taiwan“ werden in dem kommenden Modul zu Taiwan noch weiter ausarbeitet. Sehen Sie dazu auch den Themen-Werkstatt zum Taiwan.
Aufgabe: Erkläre den Verlauf der internationalen Beziehungen zwischen der DDR/BRD und VR China/Republik China auf Taiwan. Arbeite aus den Materialien heraus, was man unter der „Ein-China-Politik“ versteht. Wieso (und wie) ist dieses Konzept wichtig für die diplomatischen Beziehungen zwischen der VR China und der BRD heute?

Aufgabe: In dieser Weltkarte wird die internationale diplomatische Anerkennung der VR China (rot) bzw. Republik China auf Taiwan (blau) seit 1949 dargestellt. Überprüfe die visuelle Darstellung bzw. Einfärbung Deutschlands. Welche Gründe könnte es dafür geben, dass die Autoren der Karte die BRD 1960 und 1971 blau eingefärbt haben?
5. Ausstellung entwickeln
Sie sind eingeladen worden eine „Mini Ausstellung“ zum Thema „50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen” zu gestalten. Die Ausstellung soll diese drei Teile beinhalten:
- Eine Mini-Zeitleiste mit (nur) FÜNF Einträgen zu der Geschichte der vergangenen 50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen (Bild & Text, siehe Quellen unten)
- Mini Porträts ZWEIER wichtiger Persönlichkeiten aus dieser Geschichte (kurzer Steckbrief & Infos zur Rolle dieser Person im Rahmen der deutsch-chinesischen Beziehung), z.B., Walter Scheel / Wang Shu 王殊 / Gerhard Schröder (CDU) / Helmut Schmidt / Ji Pengfei 姬鹏飞 / Richard Nixon / Mao Zedong / Angela Merkel
- EIN Ereignis / Objekt aus einem Bereich außerhalb der Politik, das für den Austausch zwischen China und Deutschland von Bedeutung gewesen ist. Dies kann im Bereich Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft, Sport, Kunst, Literatur, Umwelt etc. sein. Es kann aktuell sein oder auch weit zurück in der Geschichte liegen.
Aufgabe: Stellen Sie sich ihre Ausstellungen gegenseitig vor und begründen Sie ihre Auswahl (wieso haben Sie diese Ereignisse in der Zeitleiste, wieso diese Persönlichkeiten, wieso dieses Ereignis/Objekt gewählt?).
Weiterführende Informationen und Quellen
Berkofsky, Axel. 2020. „China und die DDR in den 1980er Jahren“. bpb.de. Zugegriffen 17. Oktober 2022. https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/303741/china-und-die-ddr-in-den-1980er-jahren/.
Bode, Marcel. 2013. „Die Beziehungen der Deutschen Demokratischen Republik gegenüber der Volksrepublik China in den Jahren 1978 bis 1990 : Handlungsspielräume und ihre Grenzen in Politik und Ideologie“. Master Thesis, Potsdam: Universität Potsdam. https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/6647/file/bode_marcel_2013_10_25.pdf.
„Chinesisch-deutsche Beziehungen“. 2022. In Wikipedia. https://de.wikipedia.orghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Chinesisch-deutsche_Beziehungen&oldid=223501199.
Chmura, Nadine und Irmgard Zündorf. 2016. „Biografie: Walter Scheel“. LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Zugegriffen 17. Oktober 2022. https://www.hdg.de/lemo/biografie/walter-scheel.html.
„Kleine Chronik der Beziehungen zwischen China und Deutschland“. 2014. German.people.cn. http://german.people.com.cn/n/2014/0926/c209055-8788468-2.html.
Meissner, Werner, Hrsg. 1995. Die DDR und China 1949 bis 1990: Politik – Wirtschaft – Kultur : eine Quellensammlung. Berlin: Akademie Verlag. (Inhaltsverzeichnis: https://d-nb.info/946212031/04)
Peltsch, Fabian. 2022. „Deutsch-Chinesischer Countdown über Bande“. China.Table (blog). 21. Juli 2022. https://table.media/china/standpunkt/50-jahre-diplomatische-beziehungen-zwischen-china-deutschland/. (Über Gerhard Schröder, Wang Shu, et al.)
„Statements 2022“. 2022. Deutsch-Chinesisches Dialogforum. Zugegriffen 17. Oktober 2022. http://512039515.swh.strato-hosting.eu/Statements-2022/.
„50 x Deutschland-China“. 2022. deutschland.de. 6. März 2022. https://www.deutschland.de/de/topic/politik/50-jahre-diplomatische-beziehungen-deutschland-china.